Mit „Road to Perdition“ legte Sam Mendes 2002 seine zweite Regiearbeit hin, die seinen Erstling „American Beauty“ zwar nicht ganz erreicht, sich aber dennoch gewaschen hat.
Es ist die Poesie und stille Größe, die diesen Gangsterfilm aus der Depressionszeit zu einem echten Erlebnis macht, obwohl die Story äußerst klassisch, um nicht zu sagen einfach, daherkommt: Der Sohn des Profikillers Mike Sullivan (Tom Hanks) beobachtet seinen Vater bei einem Mord, weshalb beide in Lebensgefahr geraten. Nicht einmal Ziehvater John Rooney (Paul Newman) lässt von seinen Tötungsabsichten ab, wodurch Sullivans Frau und sein zweiter Sohn tragischerweise ums Leben kommen. Auf der Flucht vor dem Killer Maguire (Jude Law) kommen sich Vater und Sohn schließlich näher, stets der Gewissheit sicher, dass hinter der nächsten Ecke der Tod auf sie lauern könnte.
Der Blick auf das Gangsterdasein geht überraschend hart und geradlinig vonstatten, keine Spur von Humor, herzerwärmende Szenen gibt es nur ganz selten. Überwiegend kommt der Film in einem dunklen Braun/Grün daher, was keinen Zweifel zulässt, dass es hier äußerst düster zur Sache geht. Ein wahres Meisterstück sind die von Conrad L. Hall (möge er in Frieden ruhen) eingefangenen Bilder, die in Kombination mit der perfiden Ausstattung eine echte Augenweide sind und für die beste Atmosphäre seit langem sorgen.
Trotz dieser einzigartigen Bilderkomposition geht es niemals überhastet zur Sache, vielmehr entwickeln sich Charaktere und Geschichte langsam, aber Schritt für Schritt weiter, wobei es nur ganz wenige Längen gibt, weil keine einzige Szene im Gesamtkontext überflüssig wirkt. Sogar die Deleted Scenes auf der DVD hätten genug Potential für den fertigen Film gehabt.
Ruhig, aber bestimmt nähert sich die „Straße der Verdammnis“ ihrem unausweichlichen, ganz speziellen Ende: Wo uns Mendes die ganze Zeit über strömenden Regen, dunkle Gassen und edle, vom Licht abgeschnittene Innenräume zeigte, bildet er hier eine fast surreal anmutende, lichtüberflutete Strandlandschaft ab, die vor fataler Schönheit nur so strotzt. Der Höhepunkt der ausgefeilten Bildauswahl ist mit Hanks letzter Szene erreicht, die man aus Spoilergründen fast nicht verraten darf, obwohl man sie erwartet, bloß nicht so urplötzlich an dieser Stelle.
Ein paar Szenen könnten sogar Filmgeschichte schreiben, natürlich das eben angesprochene Ende am Strand, doch auch der Blick des Jungen durch eine Holzwand mit abschließendem Massaker und vor allem das Blutbad von Hanks im strömenden Regen haben Kultpotential. Das geniale an dieser Sequenz ist das Nichthören der Schüsse, man nimmt akustisch nur die Filmmusik wahr, doch auch die Tatsache, dass sich mit Newman und Hanks in dieser höchst prekären Situation zwei Leinwandlegenden gegenüberstehen, macht diese Szene denkwürdig.
Die Besetzung ist allgemein prominent, Newman ist der mächtige Altstar mit Ausstrahlung, ohne allerdings einen Brando jemals erreichen zu können. Hanks treibt den Starfaktor weiter nach oben und spielt grundsolide, wobei sein großer Name dem unspektakulären Charakter des Michael Sullivan nicht ganz gerecht wird, Jennifer Jason Leigh ist als seine Ehefrau fast nicht zu erkennen. Hervorstechen tut aber Jude Law als schlangenartiger Auftragskiller mit Faible für Fotos von eigenen Opfern, der in jedem Moment seiner Auftritte der Präsenteste auf der Leinwand ist.
Eine Sondererwähnung verdient die elegische Filmmusik von Thomas Newman, die ein echtes Meisterstück wäre, würde er nicht an wenigen Stellen 1:1 von „American Beauty“ abkupfern, bei Laws erstem Auftritt fällt das besonders auf. Übrigens ist die Musik nicht die einzige Anspielung auf Mendes erstes Werk, auch die Szene am Essenstisch und das Weggehen Hanks im strömenden Regen fallen darunter.
Mendes hat mit „Road to Perdition“ sicherlich nicht den innovativsten Film des Jahres geschaffen, aber doch ein bemerkenswert klassisches Gangsterdrama voll von zwischenmenschlicher Tragik und Spannung, obwohl die Geschichte erahnbar ist. Für ungeduldige Gewaltfreaks ist da natürlich nichts dabei, aber wenn man die wunderschöne Bildsprache und die ruhige Erzählweise zu schätzen weiß, könnte da ein kleiner Genre-Klassiker heranreifen. Weiter so, Sam Mendes!