Im Bereich des Splatter-Actionfilms sind die Japaner nach wie vor ganz weit vorn mit ihren skurrilen Einfällen und aberwitzigen Figuren. Und nicht erst seit „Story of Ricky“ oder „Machine Girl“ wird dabei oftmals in völlig überzogener Form gestorben, so dass der letzte Schrei auch nach einer Enthauptung stattfindet. So auch bei diesem Streifen, der aufgrund seiner etwas zu simpel aufgebauten Geschichte kaum Potential für einen Kultstreifen aufweist.
Denn im Kern dreht sich alles um Yuki (Rina Akiyama), die den Tod ihrer Mutter und die schwere körperliche Behinderung ihres Vaters rächen will. Entsprechend sucht sie einen Peiniger nach dem anderen auf, doch manche Gegenwehr erweist sich als äußerst hartnäckig…
Die titelgebende Lolita ist so eine typische asiatische Erscheinung in entsprechender Verpackung: Lederklamotten und etwas Tüll um die Hüften, eine aufwendige Steckfrisur und ein schwarzer Regenschirm mit eingebauten Funktionen wie Kanone oder Speer gehören zu Yuki, deren Rachefeldzug in einem zwiespältigen Club einsetzt. Hier proben junge Frauen Geisha-Disco, es wird um das Leben dreier Männer gewettet, ein anderer knetet sekundenschnell Teig bevor der regelmäßig niederdonnernde Hammer seine Hände trifft und ein weiterer wird etwas angeflammt. In diesem S/M Szenario plättet Yuki zunächst alle Anwesenden, um sich schließlich über die Besitzerin und Racheopfer Nummer eins herzumachen, - ein gelungener Einstieg mit viel Schwung, makaberem Humor und ordentlichen Gewalteinlagen, was im Zuge der weiteren Handlung nicht mehr ganz so einfallsreich vonstatten geht, aber zumindest latent unterhält.
Leider bietet das Drumherum ziemlich wenig. Ab und an werden Flashbacks zur damaligen Tat eingeschoben, mit viel Weichzeichner und einigen Zeitlupen. Dazwischen holt sich Yuki immer wieder Unterstützung von ihrem im Rollstuhl sitzenden Vater, doch im Fokus geht es um die knackigen Kämpfe, bei denen ordentlich Blut fließt und spritzt.
Es rollen Köpfe, Körper werden geteilt, Bäuche durchbohrt und ein Messer landet im Auge.
Die überwiegend handgemachten Effekte implizieren natürlich maßlose Übertreibungen, was gleichermaßen auf die Fights zutrifft.
Da fliegen Kontrahenten schon mal zwanzig Meter durch die Luft, ein Lehrer kann gar im Schneidersitz durch die Luft gondeln und so manche Gegner überstehen deftige Schläge und Hiebe scheinbar problemlos, was selbstverständlich auch auf Yuki zutrifft.
Die Gegner bieten leider wenig Raum zum Mitfiebern, sie erhalten keine sonderliche Einführung und zeichnen sich überwiegend durch Schlichtheit aus, außer einer gewissen einäugigen Lady namens Elle, die beim Duell Zeit zum Telefonieren hat, da die Waffe eine Konstruktion mit Handy, Schießeisen und Messer darstellt. Auch der finale Gegner offenbart nicht mehr als hämisches Gelächter, spannend gestaltet sich nur die Frage, ob Yuki innerhalb des Kampfes ihren Vater vorm Tod bewahren kann.
Darstellerisch gibt es keine Auffälligkeiten, vorausgesetzt, man nimmt das pausenlose Overacting sämtlicher Beteiligter als dazugehörend in Kauf. Rina Akiyama geizt hingegen mit ihren sonstigen Freizügigkeiten und beschränkt sich auf die etwas starre Mimik infolge des einzig dominierenden Rachegedankens.
Ansonsten bietet der Score eine illustre Mischung aus Chor, flüssigen Beats und opulenter Orchestrierung, Kamera und Schnitt leisten unauffällige Dienste, nur die Ausstattung und die etwas einfallslosen Sets schüren nicht gerade markante Momente.
Insgesamt bietet der Streifen jedoch solides Material für Actionfans, die zu jeder Zeit groteske Einschübe, etwas Slapstick und überzogene Bluteffekte in Kauf nehmen können.
Wirklich spannend gestaltet sich allenfalls die Frage nach dem Motiv für die Tötung der Mutter, während die Fights mit erahnbaren Ausgang enden. Einzig eine finale Metamorphose überrascht ein wenig, während der Humor doch eher auf der Strecke bleibt oder zu platt daherkommt.
Dennoch brauchbarer Action-Trash, nur leider keiner, der auf Dauer in Erinnerung bleiben wird.
6,5 von 10