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Wenn man sich "Stichtag" nähert, sollte vor allem das Bewusstsein dafür vorhanden sein, dass man Zach Galifianakis geboten bekommt. Ob er hier Ethan heißt oder wie bei seiner letzten Zusammenarbeit mit Regisseur Todd Phillips in "Hang over" Alan Garner, spielt letztlich keine Rolle, denn Galifianakis gibt hier wieder den jeder modischen oder coolen Anmutung widerstrebenden Zeitgenossen, dessen Sozialverhalten über keinerlei Sensibilität hinsichtlich Gesprächsführung oder Körperlichkeit verfügt. So bekommt der Betrachter wieder seinen Bauchumfang sinnbildlich ins Gesicht gedrückt, muss seinen Hang zu sprachlichen Fettnäpfchen ertragen und darf daran teilnehmen, wenn er sich autosexuell in den Schlaf wiegt.

In dieser charakterlichen Konzeption liegt immer eine schmale Grenze zwischen der Belustigung über einen Menschen, mit dem man in der Realität nichts zu tun haben will, über den man aber aus einem Überlegenheitsgefühl heraus ablachen oder sich wahlweise fremdschämen kann, oder dem Deutlichmachen, dass unsere Bewertungskriterien stark äußerlich geprägt sind, und man den Blick für menschliche Qualitäten verliert. Das "Stichtag" nicht besonders komisch ist, sondern neben den leider typischen Geschmacklosigkeiten, die hier aber nur gering verwendet werden, vor allem eine Auseinandersetzung zwischen zwei äußerlich gegensätzlichen Typen, die sich in Wirklichkeit ähnlicher sind, als sich vor allem der Architekt Peter Highman eingestehen möchte, ist vor allem Robert Downey Jr. zu verdanken.

Als er seiner Frau (Michelle Monaghan) mitteilt, dass er Flugverbot bekommen hat, fragt sie gleich, ob er sich wieder falsch benommen hätte, denn so distinguiert Peter einerseits auftreten kann, so unbeherrscht und arrogant ist er andererseits. Von Beginn an vermeidet der Film die übliche Extremkonstellation zwischen einem disziplinierten Geschäftsmann und einem besonders gesellschaftsunverträglichem Exemplar, sondern bleibt trotz diverser Konfrontationen immer im nachvollziehbaren Bereich. Bis auf seine Verhaltensauffälligkeiten ist auch Ethan kein unfähiger Idiot, weshalb selbst der schwere Autounfall auf einer häufigen Ursache basiert. Downey Jr. und Galifianakis agieren dadurch immer auf einer gewissen Augenhöhe, die weniger durch einen abstrusen Humor als durch eine genaue Beobachtung menschlicher Verhaltensweisen überzeugt.

Dazu tragen auch die sehr guten Nebendarsteller bei, von denen Juliette Lewis wieder in ihrer Stammrolle der mit Drogen handelnden Schlampe und Jamie Foxx als Peters besonders glatter Freund weitere Massstäbe zu menschlichen Bewertungskriterien beitragen. Fast ist es schade, dass "Stichtag" nicht ganz vom Typus der abgedrehten Komödie lassen kann und auch das Ende vorhersehbar bleibt, denn in seinen besten Momenten schafft es der Film, seine Sympathielinien zwischen den Charakteren wechseln zu lassen. So nervig Ethan in seinen schlechtesten Momenten sein mag - wenn Peter und sein Freund ihn auf der Ladefläche des schicken, schwarzen Pick-Ups hüpfen lassen, dann finden nur sie selbst das lustig. (6/10)

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