Review

Remakes, Remakes, Remakes ... und kein Ende in Sicht.
Nach The Hills Have Eyes, Last House on the Left, Prom Night und Co. hat es nun auch Meir Zarchis I Spit on Your Grave a.k.a. Day of the Woman erwischt. Der Exploitationer aus dem Jahr 1978 ist in den Vergewaltigungsszenen auch heute noch starker Tobak, allerdings hinkt der Rachefeldzug an den Vergewaltigern in puncto F/X dem heutigen Anspruch meilenweit hinterher. Insofern erscheint ein Remake durchaus gerechtfertigt, meine Erwartungshaltung war dank der vielen misslungenen Neuauflagen aber eher niedrig.

Umso überraschter bin ich nun über das Gesamtergebnis.
Steven Monroe hat einen rundum gelungenen Film abgeliefert.

Die junge Jennifer mietet sich in eine abgelegene Waldhütte ein, um an Ihrem Roman zu schreiben. An der Tankstelle macht sie Bekanntschaft mit vier gelangweilten Rednecks, die der jungen Frau bei der nächstbesten Gelegenheit auflauern und grausam mißbrauchen und erniedrigen. Nach einem Sprung in den See glauben die vier (später fünf) Männer ihr Problem entsorgt, doch Jennifer hat überlebt und begibt sich auf einen gnadenlosen Rachefeldzug...

Monroe hält sich eng an das Original; die dünne Story bietet sowieso nur wenig Spielraum für Veränderungen. Auf die Vergewaltigung folgt der Rachefeldzug. Alles schön straight und höllisch spannend. Der Film vermeidet weiträumige Sets und präsentiert sich fast wie ein Kammerspiel. Kein Kleinstadtleben, keine aufklärende Polizeiarbeit, keine Nebenhandlung. Lediglich beim Sheriff gönnt sich der Film ein wenig familiären Background.

Getragen wird das Ganze von einer stimmigen Inszenierung und einem talentierten Cast. Jennifer leidet in den Vergewaltigungsszenen wirklich sehr überzeugend. Die Bilder sind für einen unterhaltenden Horrorfilm wirklich grenzwertig. Ohne die emotionale Auflösung (Rache an den Peinigern) wären sie wohl auch kaum zu ertragen.
Die Rednecks samt Sheriff spielen ebenfalls glaubwürdig und wunderbar fies. Vom Wohntrailer bis zum schmierigen Unterhemd stimmt auch die Ausstattung. Spätestens wenn sich Sheriff Storch vor dem heimischen Fernseher "Al Bundy"-mäßig in die Jogginghose greift, ist das Bild vom White Trash Kleinstadt-Amerika perfekt.   
Schön, dass auch die Figur des geistig behinderten Vergewaltigers erhalten geblieben ist. Dieser wird durch den Gruppendruck zur Tat gezwungen und ist dadurch letztlich auch selbst ein Opfer. Diesen Umstand muss der Zuschauer in seiner moralischen Gesamtbewertung miteinbeziehen. So ist der Rachefeldzug Jennifers möglicherweise nicht zu 100 % gerechtfertigt. Ein wirklich gelungener Kniff, der beim Zuschauer nachwirkt und den ansonsten reinen "Rape + Revenge" Streifen um eine interessante psychologische Ebene aufwertet.

Aber keine Angst ! Das I Spit on Your Grave Remake ist keinesfalls ein anspruchsvolles Drama geworden. Dafür sorgen schon allein die wirklich perfiden death scenes, die sich das Drehbuch für die fünf Männer ausgedacht hat. Jennifer rächt sich in bester Saw Manier an ihren Peinigern. Langweiliges Erschießen oder Erstechen ist nicht. Die junge Frau hat im Finale erstaunlicherweise genügend Zeit und Kraft, um aus Badewannen, Brettern, Seilen und Angelhaken interessante Todesfallen zu basteln. Ich kam in den Genuss der unrated Fassung, und die hat es wirklich in sich. Ich habe lange keinen so intensiven Film mehr gesehen. Bin mal gespannt, was die FSK übrig lässt.

Fazit:
Voyeuristischer Terrorstreifen der richtig zubeißt. Autsch !
09 von 10 Punkten

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