In den 80ern waren zwei Jugendfilme besonders populär: Richard Donners verspielter „Die Goonies“ und Rob Reiners ernsterer „Stand by me“, basierend auf einer Kurzgeschichte Stephen Kings.
Gordie Lachance (Richard Dreyfuss) erinnert sich an seine Kinderzeit: Er selbst (Will Wheaton), Chris Chambers (River Phoenix), Teddy Duchamp (Corey Feldman) und Vern Tessio (Jerry O’Connell) waren damals die besten Freunde. Alle mit unterschiedlichen Hintergründen, doch in kindlicher Freundschaft eng verbunden. Da ändern auch Lästereien von anderen Bewohnern Castle Rocks oder Schikanen von der Gang des Rüpels Ace Merrill (Kiefer Sutherland) nichts. Dabei kann Rob Reiner das Gefühl der Verbundenheit in kurzer Zeit etablieren, ohne dass „Stand by me“ gehetzt wirken würde.
Als Vern durch Zufall hört, dass die Leiche eines vermissten Jungen in der Nähe zu finden sein soll, machen sich die Freunde auf, um sie zu sehen und durch den Fund zu Helden zu werden...
Obwohl die Jungen in „Stand by me“ zu Fuß laufen und keine so große Strecke zurücklegen, kommt Rob Reiners Film schon wie ein Roadmovie im kleinen Stil herüber. Der Weg ist das Ziel, der Leichenfund zum Schluss ist weitaus weniger wichtig als die innere Reise der Protagonisten. Da ist es dann schade, dass „Stand by me“ so kurz ist, selbst wenn die Vorlage eine Kurzgeschichte ist, denn etwas mehr Erzählzeit und noch mehr Tiefe hätten Rob Reiners Film sicher noch sympathischer und noch packender gemacht.
Denn wunderbar gemacht ist die Reise in die Kindheit schon. Im Gegensatz zu „Die Goonies“, der ja eine sehr außergewöhnliche Geschichte bereithält, bleibt „Stand by me“ nah an der Realität: Das Überqueren einer Eisenbahnbrücke auf den Schienen ist da noch das spektakulärste Ereignis, wenngleich natürlich alles andere als ungefährlich. Begleitet vom Off-Kommentar des erwachsenen Gordie entsteht eine Stimmung, die es dem Zuschauer jedweder Altersklasse möglich macht sich in die Kinder hineinzuversetzen, vielleicht sogar an eigene Kindheitserinnerungen zu denken.
Dabei zeigt „Stand by me“ die Höhen und Tiefen, die ein jedes der Kinder durchmachen muss. Gordie ist schlauer als die anderen und hat daher immer das Gefühl ein Außenseiter zu sein, möchte gar eine bessere Zukunft für seine Freunde aufgeben. Chris kommt aus einer schlechten Familie und muss tagtäglich mit seinem Ruf kämpfen, der ihm das Leben schwer macht. Teddy ist fasziniert vom Krieg und behauptet stolz sein Vater sei in der Normandie gefallen – rastet jedoch bei dem (anscheinend zutreffenden) Ausspruch sein Vater sitze in Wahrheit in einer Irrenanstalt aus. Dagegen wirkt Vern dann etwas flach, einfach als das weinerliche Dickerchen, ein etwas klischeehafter Charakter, der hinter den anderen zurücktritt.
So muss ein jeder der vier mit seinen Schwächen umgehen, wobei einige sie eingestehen, andere sie verleugnen. So gerät der Trip vor allem zur Reise ins Innere, bei der jedes Mitglied des Quartetts über sich lernt, woran der Zuschauer in wirklich gut geschriebenen, mal witzigen, mal anrührenden Dialogen teilhaben kann. Da hätte es kleine Aufregungen wie die Blutegel oder das Finale fast gar nicht gebraucht. Einzig und allein etwas schwach, weil leicht unpassend und grotesk ist die ausgedachte Geschichte, die Gordie am Lagerfeuer zum Besten gibt und die der Film bebildert.
Einen Großteil am Gelingen des Films trägt das überragende Ensemble, selbst die Kinderdarsteller sind allesamt tadellos und konnten sich auch alle nachher einen Namen machen. Kiefer Sutherland ist ein charismatischer Übelwicht und scheint schon mal für seine „Lost Boys“-Rolle zu üben, Richard Dreyfuss als erwachsener Autor und John Cusack als in Rückblender auftauchender, verstorbener Bruder Gordies sind dabei noch Edelsupport.
Alles in allem gehört „Stand by me“ zu jener Zahl von Filmen, denen etwas mehr Laufzeit gut getan hätte. Zwar ist das Portrait eines Sommers wirklich packend und emotional erzählt, wobei Rob Reiner nur leise Töne anbringt, jedoch hätte ein bisschen mehr Screentime den Film noch aufgewertet. Aufgrund der wirklich tollen Dialoge und des famosen Ensembles dennoch ein wirklich schöner Film.