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Was dieser umstrittene Italowestern aus dem Jahre '67 in Sachen expliziter Gewaltdarstellung zeigt, geht auf keine Rinderhaut und ließ manchen Kritiker fast ins Koma fallen, wenngleich auch konstatiert wurde, dass die Bilder sadistischer Gewalt und genüsslich zelebrierter Lynchjustiz, die Regisseur Giulio Questi dem Zuschauer hier zumutet, immerhin wenig selbstzweckhaft erscheinen.

Denn die drastischen Bilder sind eindeutig in ihrer Kritik an der bigotten Bürgerseele, an Raffgier, Ausbeutung (und Kapitalismus). Die Bewohner des Dorfes der "Wahnsinnigen" sprechen von ihrer Anständigkeit, faseln von Religion und Gerechtigkeit, lynchen aber mit Genugtuung, quälen die Schwachen, schänden ihre Kinder, malträtieren Tiere. Als sie an einem Indio ein Exempel statuieren wollen, erschießen sie ihn nicht, denn "das wäre Sünde", stattdessen skalpieren sie ihn. Die Schergen des in der Nähe des Dorfes lebenden üblen Großgrundbesitzers Zorro (Roberto Camardiel) sind homosexuelle, uniformierte Vollstrecker des Totalitären.

In diese illustre Gesellschaft gerät Tomás Milián als Django (zu Django wurde er verkaufsfördernd erst durch den Verleih), ein eigentlich von den Toten Wiederauferstandener, dem der Film eine fast mytische Aura verleiht.
Zwei Indios, die ihm aus dem Massengrab halfen, in das ihn Mexikaner hassende Yankees schossen, erkennen in ihm einen, der schon auf "der anderen Seite war". Sie bewaffnen ihn mit goldenen Kugeln, mit denen er seine Peiniger richten soll - als wären Kugeln aus Blei nicht hilfreich: Es gilt, das Böse nicht allein auszumerzen, sondern auch zu bannen.
Milián/ Django wäscht sich im Verlauf der Handlung ein ums andere Mal die Hände, als müsse er sich reinwaschen von der Schuld, getötet, Rache gesucht zu haben. Und vielleicht auch davon, einen Jugendlichen nicht vor der verrohten Bande Zorros geschützt und vor dessen dann folgenden Freitod bewahrt zu haben (Zorros Schergen sind fast durch die Bank sehr junge, "ideologisch" verführte, dümmlich wirkende Männer, die hörig eine eigene Art von Moral leben).
Die religiöse Symbolik gipfelt darin, dass Django später an ein Kreuz gekettet wird - sicherlich wenig subtil, aber '67 im Film noch nicht ganz so überstrapaziert.

"Se sei vivo spara" wartet mit außergewöhnlichen Kameraeinstellungen und Schnittfolgen auf, manchmal gleitet er in seiner Darstellung ins Surreale ab, bietet aber doch zur Genüge sehr klare Bilder, von denen man sich manches Mal wünscht, sie seien weniger klar.
Er ist ein echter Querschläger im ohnehin recht unbequemen Genre des Italowestern und gilt auch als einer der bedeutendsten Filme desselben.

Wenige Tage zuvor sah ich Milián noch in seiner wohl bekanntesten Rolle als Nico Giraldi im leicht überdrehten dritten Teil der "Superbullen"-Reihe (über zehn Jahre nach "Se sei vivo spara") - welch' ein Kontrast.

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