Achtung, Text enthält Spoiler!
Töte, Django aka Django - Leck Staub von meinem Colt ist ein absolut unkonventioneller Italo-Western und ist schier unbeschreiblich.
Kurz zum Inhalt:
Django (Thomas Milian - und eigentlich "der Fremde" statt Django) erbeutet mit seinen mexikanischen Kumpels und einer Bande aus den USA ein Ladung Gold von einem Armee-Konvoi, der von ihnen kaltblütig ausgelöscht wird.
Die US Outlaws wiederum reißen sich das Gold unter den Nagel und tötet die mexikaner Bande, inklusive Django, und verscharrren alle in der Wüste. Django "steht allerdings wieder von den Toten auf" und wird von zwei Indianern gesund gepflegt, die auch aus Djangos übrig gebliebenen Goldanteil eine handvoll Kugeln fertigen. Diese dienen Django als Rache an allen, die sich an dem Gold bereichern wollen.
Inzwischen sind die Outlaws mit ihrem Gold in einem Städtchen angelangt, in dem noch schlimmere Gestalten, als sie selbst wohnen. Diese löschen die Outlaws auf brutalste Weise aus und die zwei "Oberen" der Stadt reißen sich das Gold unter den Nagel. Eine dritte Partei, ein mexikanischer Ranchbesitzer aus der näheren Umgebung, hat Wissen um das Gold, da er die Outlaws kannte und sucht nun nach den neuen Besitzern der wertvollen Beute.
Mitten hinein Platzt nun Django, dem es egal ist, wer das Gold hat. Wenn die Parteien nicht schon am gegenseitig Töten sind, übernimmt dies Django mit seinen goldenen Kugeln...
Mein Gott, was habe ich gestaunt, als ich diesen Film durch einen Blindkauf das erste mal sah. Es sind wirklich so viele unglaubliche Szenen enthalten, die auch in Anbetracht des Produktionsjahres 1967 (ein Jahr vor Romeros Schocker "Night of the living Dead") wohl das Publikum umgehauen haben muss. Da wäre der wiederauferstandene Django mit seinen goldenen Kugeln, der wie ein übernatürlicher Racheengel auftritt. Oft sieht man ihn seine Hände waschen, wie wenn er die Sünde seiner vorherigen Taten abwaschen wolle (die biblischen Querverweise und Zitate sind oft ein Bestandteil der Szenerie). Dazu gesellen sich die zwei Stadt-Oberen, die durch das Gold alle Hemmungen fallen lassen. Einer opfert gar lieber seinen Sohn, als den Mexikaneren zu verraten, wo das Gold ist. Der andere gibt Django seine Frau, damit dieser sein Haus beschützt.
In der kompletten Stadt sind alle verdorben, bis auf zwei Personen. Eben der Sohn der geopfert wird und die eingesperrte Ehefrau des zweiten Stadtoberhauptes, die sich an Ende durch ein von ihr gelegtes Feuer selber opfert.
Wer auf dreckige und speziell brutale Italo-Western steht, ist hier goldrichtig. Angefangen bei den abgeschlachteten Outlaws, folgt der Boss dieser Bande. Der wird von Django mit Goldkugeln durchsiebt, soll gerettet werden (OP Gore-Szenen, bei der die Kugel entfernt werden). Als man merkt, womit der Outlaw vollgepumpt ist, stürzen sich die gierigen Stadtbewohner auf dessen Körper! Gott, was gab es noch alles für heftige Szenen. Ein Indianer wird recht explizit skalpiert. Diverse Menschen kaltblütig niedergeschossen, die Leichen der Outlaws werden plakativ in der Stadtmitte aufgehängt, usw. Unglaublich, was man teilweise zu sehen bekommt.
Oft muß Django (der Name passt gar nicht zum Film) überhaupt nicht eingreifen, die Gier erledigt diejenigen, die dem Gold nacheifern oder bringen sie sich gegenseitig um.
Die Kameraarbeit und Schnittfolge ist als überdurchschnittlich zu bewerten (speziell zu Beginn gibt es diverse Finessen, wie Stakkato Schnitte oder Kopf-über Montagen zu bewundern). Der Soundtrack hat ein eingängiges Hauptthema mit einer schönen "Twäng-Gitarre", der Rest ist von fiebrig bis unheilvoll, oft mit hektischen Streichern komponiert. Hervorragend!
Die Akteure liefern alle eine gute Leistung, speziell Milian passt sehr gut in seine Rolle als unfreiwilliger Racheengel und man kann das eine oder andere bekannte Italo-Western Gesicht erkennen.
Ein wirklich ungewöhnlicher Western, der selbst bei westerntypischen Stereotypen andere Wege geht (es gibt eine recht konventionelle Schlägerei, wobei nicht gleich wieder jeder aufsteht und Django wird mal wieder gefangen genommen und gequält - dies ist leider auch die einzige "cheesy" Szene. Django wird mit Leguanen und Fledermäusen gequält, die aber eindeutig nur in Bäumen hängend zu sehen sind - aber darüber lässt sich hinwegsehen).
Die gesamten Stadtbewohner werden verrrucht und durchweg sadistisch dargestellt (sie lachen sogar, als das Haus des Stadoberen brennt und machen noch Witze). Ach ja, das brennende Haus:
Der Stadtobere versucht an sein verstecktes Gold im brennenden Haus zu kommen, öffnet das hochgelegene Versteck und wird vom inzwischen flüssigen Gold übergossen! Ich habe Bauklötze gestaunt, auf so etwas muss man erst einmal kommen! Die Kulisse und das komplette Drumherum ist verfallen und dreckig abgebildet. Die Schlußszenen, mit dem vom goldsuchen verwüsteten Friedhof und den zwei Kindern, die den goldübergossenen Oberen nachahmen, ist dann der krönende Abschluß eines wilden Western-Trips...
Ein überdurchschnittlicher, ungewöhnlicher Italo-Western, den man Fans des Genres nur ans Herz legen kann. Die rauhe und recht harte Gangart wird auch Fans des Gore erfreuen. Dazu bekommt man auch mal endlich einen Western abseits der gängigen Macharten und Klischees serviert. Mysthisch und surreal zieht er den Zuschauer in seine Bann und bleibt noch recht lange in Erinnerung.
Fans des Genres können hier bedenkenlos zugreifen, der gehört in die Sammlung!