Review

könnte leichte Spoiler beinhalten

Der Fremde (Tomas Milian) zieht mit einigen Banditen einen großen Coup an Land. Doch das Glück währt nicht lange. Erst wird der Fremde betrogen, dann auch noch erschossen. Und nicht einmal sterben darf er. Zwei Indianer lesen ihn auf, pflegen ihn gesund. Sie glauben, er habe das Land der Toten näher gesehen als jemand sonst. Fortan folgen sie ihm, wo er auch hingeht. Und er geht in die Stadt. Und was ihn dort erwartet, ist Missgunst, Lust und Gier.

Giulio Questi ist eigentlich kein Westernregisseur. Klar, hat so ziemlich jeder italienischer Genrefilmregisseur mal einen gedreht, war nicht viel dabei, früher wurde nun mal gedreht, was Geld brachte. Und Questi wurde gewissermaßen genötigt, einen Western zu drehen. Er hat’s getan, doch „Django Kill“ (im Original: „Se sei vivo spara“) ist kein typischer Western, wie es sein Titel suggeriert. Es gibt auch keinen Django!

Hektische Schnittfolgen, surreale Sequenzen, brachiale Gewalt und schräger Humor vereinen sich zu einem irren Cocktail, der provoziert und politisiert: die Jagd nach dem Gold entzweit die Menschen, die sich in die Bigotterie flüchten, und der Fremde ist genau mittendrin, wird hin- und hergeschoben wie eine Schachfigur. Tatsächlich erinnert die Handlung grob an „Für eine Handvoll Dollar“ (bzw. „Yojimbo“ bzw. Hammetts „Red Harvest“), doch der Fremde handelt nur selten und bestimmt das Geschehen nie wirklich selbst. Er ist ein Fatalist. Ein Mann, der eigentlich hätte sterben sollen und nicht weiß, was er mit dem Leben, das er noch hat, anfangen soll. Ein müder Held. So bleibt am Ende nur die Flucht aus der verfluchten Stadt.

Manch einer attestiert dem Film eine Anti-Western-Haltung, was ich persönlich nicht unterschreiben würde. Sein Pessimismus und seine Kapitalismuskritik erinnern durchaus an Filme wie Corbuccis „Il grande silenzio“. Die visuellen Experimente, die „Django Kill“ gleichzeitig zelebriert, entfremden den Film dabei nicht von seinem Genre.

Auch wenn es manchen Arthausfreunden peinlich ist: „Django Kill“ ist nun mal ein Western. Doch seine Verspieltheit, seine Wut und seine revolutionäre Energie sprechen nicht nur Western-Fans an.

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