Review

Quirliger Quatsch

"Salt" startet spannend und gesegnet mit vielen Möglichkeiten, Wegen und doppelten Böden. Leider verkommt der Thriller dann in eine Action-Farce, dessen halsbrecherisches Tempo nur von seiner haarsträubenden Geschichte getoppt/zu Fall gebracht wird. Ein wirrer Mix aus "Jason Bourne" und kaltem Krieg, aus Anti-Russland-Propaganda und Actionfeuerwerk, aus Star-Vehikel und "Olympus Has Fallen" in möchtegern-clever. "Salt" ist schwer unterhaltsam und doch ärgerlich schlecht in seiner Gesamtheit. Ein Script zum Wegschauen. Es geht um Evelyn Salt, die als Mitarbeiterin des US-Geheimdienstes von einem russischen Agenten beschuldigt wird, selbst eine russische Schläferin zu sein und den Auftrag zur Ermordung des russischen Präsidenten bekommt. Ist sie es oder nicht? Woher kann sie das? Warum macht sie so dumme Sachen? Wohin soll das führen? Hä? Wieso? Warum? Och nö...

Auf manche der Fragen gibt es (meist unzulängliche) Antworten, doch zum Großteil herrschte bei mir nach dem Film Schockstarre. Leider nicht weil er schockierend gut ist, obwohl er ordentlich unterhält, sondern weil das Script eines der lächerlichsten und dümmsten und sinnlosesten ist, dass mir seit langem untergekommen ist. Angelina Jolie spielt den (einst für Tom Cruise entworfenen) Part stoisch und mit geballter Starpower plus Schönheit. Zudem lässt die Inszenierung kaum einen Toilettengang zu und die Action ist brauchbar bis spektakulär. Doch leider überschlägt sich das Script in seinen Twists und fragwürdigen Entscheidungen dann dermaßen, dass jedem halbwegs mitdenkenden Filmfan Migräne droht. Dagegen wirken die meisten Schweizer Käse kugelsicher. 

Hier nur mal ein paar weitestgehend spoilerfreie Fragen, die mir noch während des Abspanns durch den Kopf gingen: Warum macht sie das Ganze? Warum ändert sie ihre Meinung? Soll das ernst gemeint sein? Ist der böse Russe als Feindbild nicht schon lange Staub? Soll das ernst gemeint sein? Wer will davon ein so notgeil angedeutetes Sequel sehen? Ist das überraschend oder schlicht dumm? Was sagt mein russischer Nachbar zu dem antiquierten Mist in gestraffter Schale? Und wer nennt das bitte einen guten Film?

Fazit: selten war Unterhaltung so ein Quatsch. Oder andersrum. Angelina Jolie macht einen auf Mutter Spiönchen Russland und wirkt eher wie Jason Bournes unterkühlte Cousine aus Nowosibirsk. Tempo, Action, Spannung sind da. Doch werden vom schockierend hohlen Script gnadenlos unterwandert. Wenn man über seine eigenen Twists stolpert... 

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