Eigentlich war diese 110 Millionen Dollar Produktion zuerst für Tom Cruise konzipiert, doch der war beschäftigt und wollte auch keine Rolle annehmen, die seinen Paradeauftritten in "Mission: Impossible" ähneln. So hatte Angelina Jolie (Lara Croft: Tomb Raider, Der Knochenjäger) die Ehre in dieser hanebüchenen Geschichte mitzuspielen, welche den Kalten Krieg neu aufwärmt. Und es vermag sogar zu enttäuschen, dass der visionäre Kurt Wimmer (Equilibrium, Das Gesetz der Rache) solch einen Schmarrn verzapft. Genauso der erfahrene Regisseur Phillip Noyce (Blinde Wut, Die Stunde der Patrioten) der seinen ruhigen aber bildstarken Stil über Bord wirft, um einen auf Paul Greengrass zu machen. Das heißt, sobald es hier mal zur Sache geht, wird es unübersichtlich. Wackelkamera und Stakkatoschnitt wissen dieser PG-13-Produktion auch noch die Königsdisziplin zu vermasseln, immerhin hält "Salt" das hohe Tempo bis zum Ende durch.
Der Auftakt bietet eine in koreanische Gefangenschaft geratene CIA-Agentin Evelyn Salt (Angelina Jolie), die durch den internationalen Einfluss ihres deutschen Freundes Michael Krause (August Diehl) und den Bemühungen ihres Vorgesetzten Ted Winter (Liev Schreiber) ausgetauscht wird. Erinnert ein wenig an "Stirb an einem anderen Tag", doch dort hatte der Auftakt mehr Pepp.
Wieder in der Heimat taucht plötzlich ein russischer Überläufer auf der behauptet, dass der russische Präsident ermordet werden soll. Er brandmarkt Evelyn als russische Agentin, welche angeblich das Attentat verüben soll. Evelyn versteht die Welt nicht mehr, auch ist plötzlich Michael spurlos verschwunden. Die CIA-Agentin wird zur Gejagten und versucht auf eigene Faust das Ganze aufzuklären.
Ich will nicht behaupten, dass die Idee mit dem russischen Killerkommando totaler Mumpitz ist, aber es fehlt grundlegend an Substanz. Evelyns Vergangenheit wird in einigen Rückblenden durchleuchtet, doch das reicht einfach nicht aus um zu wissen, ob sie nun gut oder böse ist. Denn auch sie wurde als Kind vom Top-Agenten Vasili Orlov (Daniel Olbrychski) zu einer Kampfmaschine ausgebildet und scheint auch ihre Aufträge zu erfüllen. Doch der ganze Plan mit Orlovs Agenten ist einfach nur unglaubwürdig, weil wirklich jedes kleinste Detail stimmen muss, damit das Ganze überhaupt funktioniert. Dies über Jahrzehnte lang auszuführen, nur um auf die Ermordung des amerikanischen Präsidenten hin zu arbeiten und einen Weltkrieg anzuzetteln.
Normalerweise lässt man sich immer ein wenig Zeit des Rätsels Lösung zu offenbaren, doch bei "Salt" weiß man schon Ende des ersten Drittels Bescheid. Nur Im Finale gibt es noch eine kleine Überraschung, damit hätte man wirklich nicht gerechnet.
Was "Salt" letztenendes noch in den Durchschnittsbereich spült, ist das hohe Erzähltempo. Noyce drückt kontinuierlich aufs Gas und die zahlreichen Actionszenen mit schicken Sachschäden sind was fürs Auge. CGI kommt eher zurückhaltend zum Einsatz, allerdings wünscht man sich das ganze Paket etwas bodenständiger. Man nehme nur mal Evelyns Sprungorgie über verschiedene LKWs, die Autofahrt mit Hilfe des Teasers und auch bei schlimmen Unfällen trägt Evelyn nicht mal einen Kratzer davon. Richtig mies gemacht ist die Szene, als Evelyn den Aufzugsschacht herunter springt und rutscht. Weniger wäre hier mehr gewesen, denn die Shootouts und Zweikämpfe wissen auch ohne große Härten zu gefallen, wären da nicht noch diverse Stilmittel.
Doch was Noyce in keinster Weise gelingt, ist einen richtigen Bezug zur Heldin herzustellen. Als Zuschauer ist man zu verwirrt, auf wessen Seite Evelyn eigentlich steht, auch weil sie ihre Gegner manchmal nur verwundet und in der nächsten Szene wieder tötet. Auch mit dem Ausgang der Geschichte kann man nicht zufrieden sein, richtig offensichtlich wurden schon die Grundsteine für eine Fortsetzung gelegt. Doch da sollte sich Angelina Jolie vielleicht ein wenig mehr Mühe geben, ihre Mimik und Gestik lässt zu wünschen übrig, da ist Liev Schreiber (Repo Men, X-Men Origins: Wolverine) wesentlich charismatischer. Der restliche Cast will dann auch keine Akzente setzen, aber es spielt sich alles auf ordentlichem Niveau ab.
Das einzige was Noyce mit "Salt" garantieren kann, ist Unterhaltung. Action gibt es reichlich, leider selten ausartend, zu übertrieben und oft unübersichtlich. Doch richtig bitter ist die hanebüchene Story, die zudem völlig unglaubwürdig ist. Auch Jolie liefert eine verhältnismäßig schwache Leistung, weswegen es uns auch schwerfällt hier mitzufiebern. Doch aufgrund des horenten Erfolges wird sich ein Sequel wohl kaum vermeiden lassen.