Ich muss zugeben, etwas überrascht war ich doch, was der sonst eher für seine hochspannenden Politthriller ("Stunde der Patrioten", "Das Kartell", "Catch a Fire") bekannte Regie-Routinier Phillip Noyce hier plötzlich aus dem Ärmel zaubert: Einen waschechten Dauerfeuer-NoBrainer nämlich ohne jeden Anspruch an Logik oder eine halbwegs glaubwürdige Story! Stattdessen gibts im auf Spielfilmlänge aufgeblasenen "24"-Stil eine Actionorgie der bombasterischeren Sorte vor den Latz geknallt, der kein Stunt zu extrem, keine Hetzjagd zu schnell und keine Stahlwand zu massiv ist. "Unverwundbarkeitsmodus: Ein" würde man jetzt in einem Computerspiel konstatieren.
Wenn schon derart in die Vollen gegegriffen wird, dann darf freilich auch kein Klischee ausgelassen werden! So haben am Anfang erstmal die fiesen Nordkoreaner ihre Finger am Spiel, später geißeln ehemalige KGB-Topleute der Ära Breschnew das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und last but not least wird der Vollständigkeit halber auch noch ein kurzer Blick in den Nahen Osten geworfen, wo schließlich die Gefahr gleich einer Milliarde potenzieller Attentäter zu lauern scheint. Logo, irgendwo müssen ja die ganzen Feinde stecken!
Doch auch auf amerikanischem Boden nimmt der Wahnsinn bald seinen explosiven Lauf: Ob ermordete Präsidenten, gekaperte Atomwaffen, Geiselnahmen im Weißen Haus oder spontan gecrashte Hochsicherheitsveranstaltungen im Herzen New Yorks... hier ist defintiv nichts "impossible". So knallt es nach kurzer Einführung bald an jeder Ecke, zerbersten Autos und Gebäude laut und spektakulär, dass es eine wahre Freude ist. Dies zwar in der Regel schön jugendfrei, dennoch aber auf höchst unterhaltsame, gekonnt eingefangene Weise.
Ist die nach einem Drehbuch von Kurt Wimmer und Brian Helgeland auf Zelluloid gebannte Geschichte auch noch so dämlich, mehr oder minder dreist zusammengeklaut und mit eher wenig Augenzwinkern versehen, das hohe Tempo und die zahlreichen, absolut gekonnt inszenierten Actionszenen sorgen zumindest dafür, dass niemals Langeweile aufkommt. Technisch bewegt sich Geheimagentin "Salt" erwartungsgemäß auf hohem Niveau - von Phillip Noyce wäre Gegenteiliges auch ziemlich unstandesgemäß gewesen! Ebenso gibt es an den schauspielerischen Leistungen nicht wirklich viel auszusetzen. Zugpfer.. äh Stute Angelina Jolie - hier außergewöhnlich sparsam mit nackten Tatsachen - hat ohne Frage genügend Erfahrung im Actiongenre gesammelt, um als unverwüstliche Doppel(?)-Agentin zwischen den Fronten authentisch zu wirken. Gleiches gilt für den zunächst undurchsichtig bleibenden "Defiance"-Star Liev Schreiber. Aber auch die kleineren Nebenrollen sind durchweg adäquat besetzt. Letztlich kann man in jedem Fall froh sein, dass nicht Tom Cruise die Hauptrolle bekommen hat, so wie es eigentlich vorgesehen war. Angelina ist da dann doch bedeutend lebendiger und mitreißender in ihrer Art wie ich meine.
Fazit: Am Ende siegt trotz allem Ungemach das Gute, Amerika ist vor einem neuerlichen Kalten bzw. Heißen Krieg gerettet und der Zuschauer hat ähnlich dem kürzlichen "Kampf der Titanen"-Remake das wohlige Gefühl, seinem Hirn endlich mal wieder zwei völlig unbeschäftigte, entspannte Stunden gegönnt zu haben.