Review

Irgendwo zwischen Reboot und Sequel kommt anno 2010 nun also „Predators“ daher, rund 20 Jahre nach „Predator 2“ der neue Eintrag zur Filmreihe.
Man kann Produzent Robert Rodriguez und Regisseur Nimród Antal nicht vorwerfen, dass sie sich lange mit Vorgeplänkel aufhalten würden, denn die Einführung wird aufs Nötigste verkürzt. Man wird in den Film hineingeworfen, ähnlich wie Royce (Adrien Brody), der aus einer Ohnmacht erwacht und nun in freiem Fall in den Dschungel stürzt, ehe ein Fallschirm ihn rettet. Schnell stoßen weitere Krieger hinzu, bald merkt man, was faul ist – ein bisschen Eingewöhnungszeit muss man den Jungs plus Quotenmädel natürlich lassen, denn im Gegensatz zum Zuschauer haben sie nicht den Trailer gesehen und müssen immerhin ein paar Anhaltspunkte bekommen bis sie realisieren, dass sie Wild auf einem Predatorplaneten sind.
Diverse Nationen bekommen einen Badass-Stellvertreter spendiert: Am MG der russische Speznaz-Soldat Nikolai (Oleg Taktarov), am Scharfschützengewehr die Mossad-Agentin Isabelle (Alice Braga), außerdem der Drogenkartell-Vollstrecker Cuchillo (Danny Trejo), der Yakuza Hanzo (Louis Ozawa Changchien), Todesschwadron-Mitglied Mombasa (Mahershalalhashbaz Ali), der verurteilte Mörder Stans (Walton Goggins), der Arzt Edwin (Topher Grace) und natürlich Söldner Royce. Dass drei der acht Versammelten Amerikaner sind, könnte man als Hinweis auf die US-Gewaltkultur sehen, dürfte aber eher unintendiert sein.

Fehlen noch die Jäger, aber auch die schauen bald vorbei und blasen zur Menschenjagd. In besonders lebensfeindlicher Umgebung und far away from home kommt es also mal wieder zum Kampf Mensch vs. Predator…
Nachdem „Predator 2“ die Saga sinnvoll weitersponn, da sind die Neuerungen in „Predators“ zwiespältiger Natur. Warum die Predators ihren modus operandi ändern bleibt unklar, vielleicht weil sie zweimal auf der Erde den Arsch voll bekamen und noch dazu irdisches Medieninteresse erregten, aber immerhin eröffnet es nun die Option des Alienplaneten. Unsinnig sind die Jagdhunde der Predators, da es ja vollkommen der Philosophie der Jäger widerspricht andere die Arbeit machen zu lassen oder solche Hilfe zu benutzen, wenn man sich selbst beweisen will. Die Einführung zweier Predator-Rassen schafft dann einen (oft verneinten) Bezug zu „Alien vs. Predator“, denn wie in diesem kommt es hier auch zur Verbrüderung von Mensch und gutem Predator im Kampf gegen größeres Übel.
Vor allem zitiert man jedoch John McTiernans Ur-„Predator“ von 1987. Einige Charaktere kennen die Stories über das Alien im Dschungel (die Geschehnisse von Teil zwei werden nicht erwähnt oder bewusst ignoriert), man schmiert sich im Finale wieder mit Schlamm, Nikolai trägt eine Gattling wie Blain im Original usw. Man folgt dem Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip des ersten Films, der mit Horror und Slasherkonventionen spielte, da anstatt der üblichen wehrlosen Teens die Härtesten der Harten nach und nach dran glauben mussten.

Über zwei Drittel geht das dann auch relativ gut, wird mit dem richtigen Tempo erzählt, weshalb „Predators“ weder übereilt noch lahm wirkt. Das Geschehen spitzt sich zu und dann taucht Noland (Laurence Fishburne) auf – ein Überlebender einer früheren Jagd, quasi der Newt des Predator-Planeten. Leider liefert sein Auftritt keine besonderen Erkenntnisse (die Figuren sind gut genug im Bilde), sorgt für Plotholes und bremst den Film vor allem unschön aus, ehe im Finale dann endlich wieder zünftiges Rambazamba angesagt ist.
Sonderlich komplex ist das Treiben nicht, gerade bei Edwin ahnt man schon, dass er entweder ein Geheimnis hütet oder von den Predators gewählt wurde, damit das gegnerischen Team einen Arzt und damit fairere Chancen hat. *SPOILER* Da er aber nie jemanden versorgen muss, ist bald klar, worauf der Plot hinausläuft. *SPOILER ENDE* Warum man Stans ohne Schusswaffe (Mörder hin oder her) als Jagdbeute auswählt ist angesichts des sonstigen Predator-Sportgeistes nicht gerade sinnig, ebenso wenig der Wegwerfgag mit dem sich nicht öffnenden Fallschirm (die Predators sollten eigentlich Sorge tragen, dass die Jagdbeute unversehrt ankommt). Positiv fällt allerdings die bunte Auswahl der Figuren auf, denn trotz meist nur schematischer Charakterisierungen hat jeder Beteiligte erfreulich viel Profil und bei Royce und Isabelle wird sogar ein wenig in die Tiefe gegangen: Sie ist das moralische Zentrum, gibt bereits früh einem Verwundeten den Gnadenschuss als alle anderen abhauen, während Royce als ambivalente Heldenfigur gezeichnet wird, die andere als Köder benutzt.

Vor allem aber interessiert die Action und da ist „Predators“ gute Hausmannskost. Das bekannte Waffenarsenal der Alienjäger kommt zum Einsatz. Mit dezenter CGI-Unterstützung wird hier immer wieder geballert, geschlitzt und gesprengt, was stets nett anzusehen ist, aber mehr als ein solider Handwerker ist Antal scheinbar nicht: Keine Actionszene ragt heraus oder zeichnet sich durch besondere Abwechslung aus, weshalb es dem durchaus netten Geballer leider an Profil fehlt.
Die Verbohrten vermissten bereits in „Predator 2“ Arnie, warum auch immer, denn der erste Film hieß nicht „Dutch Schaefer“, sondern „Predator“. Adrien Brody hat sicher mit seiner Hypothek als introvertierter Charakterdarsteller zu kämpfen, schlägt sich letztendlich aber überraschend gut als eiskalter Söldner. Beim Support fallen Alice Braga, Oleg Taktarov, Danny Trejo, Topher Grace, Louis Ozawa Changchien und Mahershalalhashbaz Ali positiv auf, während Walton Goggins doch etwas sehr chargiert. Ein schlimmer Ausfall ist allerdings Laurence Fishburne als komplett overactendes Pummelchen, was seiner eh schon unnötigen Rolle dann den letzten Rest gibt.

Wie die letzten beiden Filme Antals ist auch „Predators“ grundsolide Genrekost, OK geschrieben und gut inszeniert, aber zu keiner Zeit wirklich herausragend. Es fehlen denkwürdige Szenen, der „Predator“-Mythos wird mal, mal weniger sinnvoll erweitert, die Besetzung funktioniert und actionmäßig ist „Predators“ auch ordentlich, aber zu mehr als überdurchschnittlicher reicht es nicht zuletzt aufgrund der erzählerischen Verfehlungen im letzten Drittel (Stichwort: Laurence Fishburne) nicht.

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