Sind wir mal ehrlich: das Aufregenste am neuesten "Predator"-Film ist sicherlich die Diskussion, ob es sich nun um ein Remake des McTiernan-Originals, einen Re-Boot oder eine Re-Imagination (oder eine simple Fortsetzung) handelt - und damit kann man schon mal zwei bis vier Tage im World Wide Web füllen.
Wie immer, wenn diese eh schon vagen Grenzen verwischen, muß man sich entscheiden, ob man sein Hauptaugenmerk auf den Vergleich mit den Vorgängern setzt oder den neuen Film als solchen betrachtet. Und weil man meistens als Filmfan dazwischen nicht eindeutig unterscheiden kann, macht man am besten beides.
Also: Nimrod Antals "Predators" ist sicherlich nicht die Krone der intellektuellen Schöpfung. Die Handlung (bunt zusammengewürfelte Söldner- und Killergruppe wird auf erdähnlichen Alienplaneten versetzt und wird zum Trainingsmaterial für Jagdbegeisterte) ist nur eine rudimentär erweiterte Version des Originals von 1987, statt einer überraschten Militärgruppe ohne Ausweg, stranden hier zur Abwechslung acht harte Kerle (inclusive Mossad-Kerlin) und müssen sich auf die Gegebenheiten einstellen. Aber schlußendlich war auch die weit unterschätzte Fortsetzung von 1990 nicht mehr als eine Verlagerung des bekannter Jäger-und-Gejagten-Szenarios vom Urwalddschungel in den Großstadtdschungel, also ein optischer Anreiz ohne erzählerischen Tiefgang (wenn auch mit nettem Schlußgag).
Derlei SciFi-Action ist natürlich hauptsächlich für Fans gemacht und die wollen halt große Wummen, harte Figuren, mobile Monstren und jede Menge Firepower. Ähnliches wollten Robert Rodriguez und sein Regisseur Antal wohl schlicht und ergreifend liefern und dabei ihrer Verehrung für das Original frönen, denn sie zitieren munter drauf los, allerdings immer mit so softem Saitenanschlag, daß man versonnen im Kinosessel grinst, weil einem das irgendwie bekannt vorkommt.
Munter aus der Filmgeschichte zusammengeklaut, haben wir also den harten Draufgänger im Einzelspielermodus, die gewiefte Frau, den beschützenswerten Arzt und den Rest an Opfermakulatur, der aus Yakuza, Russen, Afrikanern und Mexikanern zusammengesetzt ist. Wohin das führt, ist bekannt, was es unterhaltsam oder unsäglich macht, ist, wie mit diesem vorgebackenen Material umgegangen wird.
Und da geht es erfrischend konstruktiv zu, denn selbst mit dem durchgeknallten Vergewaltiger hält man sich nicht mit endlosen Konflikten und Reibereien auf (inclusive des zu erwartenden Rassismus), sondern man erkennt mit der Erfahrung der im Töten geschulten Haudegen, daß hier Zusammenarbeit noch das Meiste bringt und stellt sich gemeinsam der Herausforderung des Alienplaneten. Also kaut man die Figuren kurz und gut durch und konzentriert sich aufs Wesentliche: wer bedroht uns, wie sammeln wir Infos, wie kommen wir von dem verfluchten Planeten runter.
In straighter und gar nicht mal so moderner Manier, sonnt sich der Film von da an im besten 80er-Stil. Hier wird sich nicht mit Schmackes an die jugendlichen Zuschauer angebiedert oder Konzessionen gemacht, hier wird, für bereitwillige Teilnehmer im Publikum, schnell und hart durchgezogen.
Das Budget lag maximal im Mittelklassebereich, also blieb weder Kohle für cameronsche Flora- und Faunavisionen, für extreme Raumschiffkonstruktionen oder monumentale Schaueffekte. "Predator"-Fans wollen die Infrarotsicht, die Sucherstrahlen, ein paar gute Sprüche und jede Menge Artillerie und Rodriguez läßt liefern. Also gibts Alienjagdhunde und die Legende wird um eine zweite, größere und robustere Predator-Rasse erweitert, die mit den bekannten Jägern im Clinch liegt. Zwischendurch wird noch Lawrence Fishbourne als Robinson-Überlebender in einem Maschinenwrack mit imaginärem Kumpel und so einigen Schizo-Manierismen für ergänzende Erläuterungen aufgeboten (wenn auch etwas verschenkt) und wer möchte, darf sich lange fragen, was der von Topher Grace dargestellte Weichei-Arzt in der Gruppe zu suchen hat.
Nein, nichts an dem Film ist sonderlich originell, "Predators" gibt sich eher nostalgisch-verknallt in die alten Zeiten und vergibt dabei natürlich die Chance für ein echtes Reboot, das wieder Hardcore-Fans vor den Kopf geschlagen hätte, konzentriert sich aber gleichfalls nicht auf den Ausbau der bestehenden Mythologie, sondern bietet nur einige, statische Ergänzungen zur bekannten Alien-Wiki an.
Ein Remake ist es aber auch wieder nicht, da es inhaltlich durchaus mit dem Schwarzenegger-Film verbunden ist, sondern eher das Feiern einer lange ausstehenden Möglichkeit, hier wieder etwas im Kanon der Filmserie zu liefern. Antals Arbeit zerstört nicht das Bestehende, negiert aber auch nicht (wie in Andersons gruseliger Alien-vs-Predator-Plotte) die außerirdischen Jäger zum simplen Showcase für schlechte Pappmache-Klischees, sondern erzählt einfach eine weitere Episode im Verhältnis zwischen Menschen und Predatoren.
Letztendlich kann der Film eben nicht ganz überzeugen, weil er zwischen Nostalgie und Innovation unentschieden verharrt, zu bemüht gestaltet sich das Aufwärmen alter Fangruppen, anstatt für die Jüngeren ein ganz großes Faß aufzumachen. Das würde jetzt einer weiteren Fortsetzung obliegen, die inhaltlich am besten in die Strukturen der Alien-Zivilisation eintauchen müßte, doch bei dem eher mäßigen Erfolg dieses Films ist das mehr als fraglich und deutet an, daß man per se eigentlich eher eine Chance vertan hat. Wobei man anmerken sollte, daß Hollywood sich ja kaum in erster Linie als fokussierter Geschichtenerzähler sieht, sondern als Marketingunternehmen, das Kohle machen will. Insofern gibt es durch "Predators" immerhin keine Beschädigungen, vielmehr gehen die Macher hier noch zu zaghaft vor, zu viel Respekt - zu wenig für den Cash-In, zuviel für die Mythologie.
Schön immerhin, daß es wenig Ausfälle gibt, auch wenn sich wohl kaum jemand Adrien Brody wirklich als Special-Ops-Mann vorstellen, auch wenn er gegen Ende endlich blank zieht und den Beweis antritt, daß er in der Muckibude nicht nur Seilspringen war. Dennoch: der Typ ist dann doch schon zu sehr bei den Intellektuellen und Dramatikern vererdet, als das er das Charisma eines Actionhelden ausstrahlen könnte. Ansonsten allseits eine solide Performance (von dem "weird cameo" Fishbournes mal abgesehen) und wenn das Budget ein wenig Kritik provozieren soll, dann wohl bezüglich der recht kuriosen Vegetationszone eines rotationslosen Planeten, die während eines Tagefußmarschs munter zwischen subtropischem Dschungel, mittelamerikanischem Mischwald und kanadischem Tundragehölz wechseln - was jetzt nicht stört, aber dennoch manchmal gehörig irritiert.
Sofern jetzt also die eine Fraktion kräht, das wäre alles zu simpel und einfallslos und die nächste beklagt, es wäre zu unspektakulär (obwohl der Film reichlich Action enthält, allerdings weder als Overkill noch in der gore-typischen Überspitzung), haben die genauso recht, wie die Fans die Anderson-Schande getilgt sehen und sich ggf. (wie der Rezensent) wohl im Kinosessel räkeln und versonnen vor sich hinsummen, daß das ja total "80er" sei, nicht flach kopiert oder platt ironisiert, sondern im Rythmus des Vorgängerfilme und (hoffentlich) als inhaltliche Basis für eine Weitererzählung, da der Film relativ offen endet (offen für die Möglichkeit einer Fortsetzung).
"Predators" eröffnet, noch vor "The Expendables" den Nostalgieactionreigen des Jahres, während die aufgeblasenen Actionfilme eher mit Abnützungserscheinungen zu kämpfen haben. Kann man rundweg ablehnen, kann man aber auch genießen, wenn der Geschmackssinn durch zu viele Bay'n'Bruckheimer-Konfektionsprodukte erheblich beschädigt wurde und die Tabasco-Flasche mal wieder alle ist. (7/10)