In welcher Beziehung steht „Predators“ zu den anderen Filmen der Reihe? Remake, Reboot oder Sequel? Was dem geneigten Filmfan als „Reboot“ verkauft werden sollte, ist eigentlich nichts mehr als ein Sequel, eine Fortsetzung. Genauer gesagt wird auf die Geschehnisse im grandiosen ersten Teil eindeutig Bezug genommen, insofern ist „Predators“ nicht mehr, aber auch nicht weniger, als eine Fortsetzung und somit der dritte Film (wenn man die beiden „Alien vs. Predator“-Filme Außen vor lässt) der Reihe.
Die Entstehungsgeschichte von „Predators“ reicht dann auch zurück ins Jahr 1994, also vier Jahre nach „Predator 2“. Robert Rodriguez war nach seinem No-Budget-Erfolg von „El Mariachi“ in aller Munde und einer der heißesten Regie-Newcomer Hollywoods. Noch bevor er „Desperado“ inszenierte, wurde er beauftragt ein Script zu einer neuerlichen Fortsetzung des Schwarzenegger-Vehikels aus dem Jahre 1987 zu verfassen. Dies tat er dann auch und orientierte sich wieder mehr an dem ersten Teil, indem er wieder einen Dschungel zum Schauplatz der Jagd machte. Den Produzenten gefiel das Script, aber sie baten ihn es umzuschreiben und Arnold Schwarzenegger eine Rolle zu geben. Auch dies tat Rodriguez, doch da Arnold keine Lust auf „Predator 3“ hatte und das Drehbuch ein enormes Budget vorausgesetzt hätte, verschwand es wieder in den Studioschubläden.
Zwischenzeitlich wurde das „Predator“-Franchise mittels der Crossover-Streifen „Alien vs. Predator“ gemelkt, die weder an der Kinokasse noch bei den Fans sonderlich gut ankamen. So wurde das Rodriguez-Script entstaubt, angepasst und in Angriff genommen. Rodriguez wurde zunächst auch als Regisseur gehandelt, doch dieser verlegte sich lieber aufs Produzieren. So entstand „Predators“ im Auftrag von Rodriguez' Troublemaker Studios, was ihm wesentlich mehr künstlerische Kontrolle über den Film ermöglichte. Regisseur sollte stattdessen Nimród Antal werden, der vor allem durch den Thriller „Motel“ bekannt ist, aber dennoch ein relativ unbeschriebenes Blatt in Hollywood ist.
Auch wenn es sich bei „Predators“, wie oben beschrieben um den dritten Teil des „Predator“-Franchises handelt, orientiert sich der Film wieder eindeutig an dem Original. Dies wird durch den Dschungel-Schauplatz am deutlichsten. „Predators“ verliert keine Zeit, eine Hintergrundstory zu spinnen oder irgendwelche Erklärungen abzuliefern, er setzt seine Protagonisten (und den Zuschauer) im wahrsten Sinne des Wortes der Handlung aus. Per Fallschirm wird eine scheinbar zufällig zusammengewürfelte Gruppe über einem Dschungel abgeworfen. Allen gemein ist, dass sie sich nicht erinnern, wie sie überhaupt an Bord des Flugzeugs gekommen sind, noch wieso sie in dieser misslichen Lage sind. Schnell stellt sich heraus, dass die allesamt gefährlichen (in der Gruppe gibt es Soldaten, Söldner und Killer) Personen als Jagdwild fungieren für *Trommelwirbel* die allzu bekannten „Predators“. Warum, wieso und überhaupt wird auch bis zum Ende des Filmes nicht geklärt. So einfach kann man eine Schlachtplatte vorbereiten. Da wartete sogar der erste Teil rund um Action-Ikone Schwarzenegger mit mehr Story auf und dieser Film stammt immerhin aus den Heydays des harten, wie auch irgendwie anspruchslosen Actionfilmes.
Ließ Regisseur John McTiernan im ersten Teil ein knüppelhartes und muskelbepacktes Sondereinsatzkommando mit einem der noch gefährlicheren außerirdischen Jäger zusammenprallen, so wirkt die Truppe im aktuellen Streifen eher befremdlich, genauso, wie die zugehörige Besetzung. Adrien Brody gibt hier den Lead, nach dieser Lesart übernimmt er also Schwarzeneggers Aufgabe. Zwar ist dieser Vergleich denkbar unfair, doch irgendwie nimmt man Brody seine Rolle zu keiner Zeit des Filmes ab. Das hat jetzt noch nicht einmal etwas mit der physischen Statur Brodys zu tun, die der eines Schwarzeneggers anno 1987 natürlich nicht das Wasser reichen kann. Nein, Brody, der sonst eher auf feingeistige Rollen festgelegt war, wirkt zu jeder Zeit bemüht, einen harten und gnadenlosen Söldner zu verkörpern. Erreichen möchte er dies durch einen verkniffenen Gesichtsausdruck und eine tiefe Stimme. Zumindest in der deutschen Fassung wirkt diese Kombination eher bemüht, als überzeugend. Dass Besetzungen wider Rollenklischees gut funktionieren können, hat unlängst „96 Hours“ unter Beweis gestellt. Liam Neeson, ebenfalls kein Actiondarsteller per se, liefert in diesem Streifen eine knallharte, wie glaubwürdige Performance ab. Dies kann man von Brody leider nicht sagen. Der unverwüstliche Danny Trejo spielt sich mal wieder selbst, beißt wie (fast) immer früh ins Gras, wirkt aber ebenfalls irgendwie deplatziert, Oleg Taktarov, der von seiner Physis noch am ehesten an die Protagonisten des Originals erinnert, agiert hier eher ängstlich und mit Hundeblick. Immerhin darf er (als Reminiszenz an McTiernans Actioner) mit einer Gatling-Gun herumlaufen, wie einst Jesse Ventura. Weiterhin mit von der Partie ist zum Einen Topher Grace, der die meiste Zeit des Filmes wie ein Fremdkörper in der Söldnergruppe auftritt und von einer gefährlichen Situation in die nächste tapert. On top bekommt man noch Lawrence Fishburne zu sehen, der quasi einen Gastauftritt absolviert. Um die Handlung nicht vorwegzunehmen, wird an dieser Stelle nicht mehr verraten, nur so viel: noch nie hat man diesen Darsteller so chargieren sehen, wie hier. Geradezu befremdlich wirkt sein Spiel auf die anderen Protagonisten UND die Zuschauer. Alle weiteren Darsteller agieren eher unauffällig, ohne dass ein Funke zum Publikum überspringen will.
Unter dem Strich erhält man also eine (positiv formuliert) heterogene Truppe, die sich dieses Mal gegen drei Aliens durchsetzen müssen. Obwohl das Einsatzteam im Original nahezu nur mit den damals „beliebten“ Muskelmännern (inklusive Arnold) bestückt war, die zweifelsohne nicht unbedingt zu den begabtesten Schauspielern aller Zeiten gehören, war die Identifikation des Publikums mit jedem Einzelnen wesentlich größer, als es bei „Predators“ der Fall ist. Dies ist schon mal ein großer und entscheidender Schwachpunkt des Streifens.
Es ist schön zu sehen, dass Antal viele Anspielungen auf das Original eingebaut hat, um auch die größten Fans der Reihe abzuholen: neben einigen Zitaten gibt es immer wieder Reminiszenzen an besonders einprägsame Szenen, wie z.B. das Zurückbleiben eines Mitglieds der Truppe, der sich dem außerirdischen Jäger nur mit einem Schwert bewaffnet stellt oder auch einige Einstellungen in denen sich Brody eine Schlammpackung verpasst, wie damals Arnold. Gerade letztgenanntes Beispiel wirkt dann aber sehr gewollt und hat nicht ansatzweise die Wirkung, wie im Original.
So schleppt sich der Film von einem Schauplatz zum Anderen, baut kaum Spannung auf, enthält einige Logiklöcher und wirkt letztlich zu umständlich und kompliziert. All das machte das Original wesentlich besser. Gerade wenn man sich „Predator“von John McTiernan heutzutage anschaut, merkt man, wie frisch dieser Film immer noch wirkt. Trotz einer Bodybuilder-Söldnertruppe im Urwald, was geradezu ein klassisches Klischee des 80'er Actionfilms darstellt. „Predator“ schafft dies mit einer effektiven, eleganten und fulminanten Inszenierung. Dies kann man von „Predators“ nicht wirklich behaupten. Ob der Film in 23 Jahren noch einen solchen Stellenwert innehat, wie das Original jetzt und ebenso gut goutierbar ist, soll an dieser Stelle bezweifelt werden. Dafür wirkt vieles einfach zu beliebig und austauschbar. Dies mag an den ungeschriebenen Fortsetzungsgesetzen liegen, doch hatte man als geneigter Fan durchaus die Hoffnung, dass aufgrund der namhaften Beteiligten, etwas irgendwie Besonderes herauskommen würde. Immerhin ist dieser Film eine Steigerung zu den „Alien vs. Predator“-Filmen, doch das war es auch schon. Selbst an dem nicht gänzlich unumstrittenen „Predator 2“ mag „Predators“ nicht vorbeiziehen. Letztlich fehlt es an Atmosphäre, die bei den ersten beiden Teilen bedrohlicher war und zu einer Ikonisierung des Alien-Jägers führte. Von dieser zehrt zweifelsohne auch „Predators“ ohne der Reihe neue Akzente zu verleihen zu können. „Predators“ ist für sich genommen ganz unterhaltend, doch wieder schnell vergessen. Ohne das namensgebende Filmmonster hätte es der Film wohl auch nicht ins Kino geschafft, sondern direkt in die Action-Ecken der Videotheken dieses Landes.
Fazit:
5 / 10