Review

"Das ist ein Test um zu sehen wie wir unter Druck arbeiten."

In freiem Fall und voller Gefechtsmontur kommt der Söldner Royce (Adrien Brody) zu sich. Ein automatischer Fallschirm öffnet sich und lässt den Söldner unsanft in einem ihm unbekannten Dschungel landen. Kurz darauf fallen die Scharfschützin Isabelle (Alice Braga) und der Arzt Edwin (Topher Grace) vom Himmel. Ohne das Wissen wo sie sind und wie sie an den ihnen unbekannten Ort gekommen sind, schlagen sie sich durch den Dschungel und treffen auf weitere Personen, darunter ein Vollstrecker eines mexikanischen Drogenkartells (Danny Trejo) und ein schwer bewaffneter russischer Speznas-Angehöriger (Oleg Taktarov). Ersichtlich ist, dass es sich bei ihnen um Spezialisten handelt die Erfahrung im töten haben, der Arzt Edwin ausgenommen. Nachdem sie von hundeähnlichen Wesen angegriffen und auf einer Lichtung ihnen unbekannte Himmelskörper sehen, erkennen sie, dass sie nicht auf der Erde sein können.

John McTiernans kaum gealterter Film “Predator” mit Arnold Schwarzenegger zählt vollkommen zu recht zu den besten Science-Fiction-Actionfilmen. Stephen Hopkins ("Lost in Space") inszenierte 1990 eine Fortsetzung und verlegte die Handlung in die Großstadt, was nicht bei allen Fans gut ankam. Nach 2 Crossover Auftritten mit der zweiten berühmten Fox-Außerirdischen Rasse kommt nun, 20 Jahre nach der offiziellen Fortsetzung, ein dritter Teil. Erfreulich dabei ist, dass der Stil der Reihe in "Predators" erhalten bleibt.

Der Film vergibt keine Zeit mit unnötigem Vorgeplänkel und wirft Zuschauer sowie Hauptfigur gleichermaßen mitten rein ins Geschehen. "Predators" beginnt mitten im freien Fall des Söldners Royce, der gerade erst erwacht und sich seiner Situation ebenso wenig im klaren ist wie der Zuschauer. Ein rasanter Start, der sich so nicht durch die gesamte Laufzeit hält.
Das Erzähltempo bricht besonders direkt nach dem flotten Einstieg und im fortgeschrittenen Mittelteil immer wieder ein, obwohl sich sichtbar Mühe gegeben wurde die zweckmäßige Handlung abwechslungsreich zu gestalten. Die sehr vorhersehbaren Ereignisse sperren das Gefühl von aufkommender Spannung leider erfolgreich ab. Die Ausgangssituation ist von Anfang an klar: Früher oder später wird ein Predator in Erscheinung treten und die schwer bewaffneten Menschen jagen. Auch nach langen Jahren der filmischen Abstinenz ist das Konzept der Fortsetzung kaum überraschend. Der Versuch durch moralische Fragen über das zurücklassen von Kameraden inhaltliche Tiefe zu vermitteln, wird dabei kaum ausgereizt.

"Predators" übernimmt erfolgreich einige Elemente des ursprünglichen "Predator" von 1987, erreicht aber nicht dessen Qualität. Erneut spielt die sich sehr ähnelnde Handlung in einem Dschungel und manche Szenenfolgen wirken geradewegs kopiert. So fällt beispielsweise das Finale sehr ähnlich aus. Statt damit zu langweilen erzeugt der Film aber einen hohen Grad an Nostalgie. Dies belegt der Soundtrack, der ebenfalls auf Auszügen aus "Predator" basiert, aber auch Eigenständigkeit mitbringt. Sogar die Figur von Schwarzenegger findet Erwähnung, Vorkenntnisse bedarf es aber nicht um dem linearen Plot folgen zu können.

Während die meisten aktuellen Genrefilme im Schnittgewitter untergehen oder ihre mühsam aufgebaute Atmosphäre durch künstliche Computereffekte zerstören, bleibt "Predators" dem Stil der 80er und frühen 90er treu. Geradezu klassisches Kino bietet der Film durch seine handgemachten Kreatureneffekte, der ruhigen aber effektiven Kameraführung und seinem zehn kleine Negerlein Prinzip. Dass die Charaktere dadurch wenig greifbar und entfremdet auftreten stört nur in den Momenten, wo es etwas ruhiger zugeht und selbst der verzweifelte Versuch von eindimensionaler Figurenzeichnung misslingt. Störender sind da die nicht mehr zeitgemäßen Explosionseffekte, die glücklicherweise in nur wenigen Actionszenen präsent sind.

Was John McTiernan in "Predator" etabliert hat ist in "Predators" enthalten. Gerade wenn es um die überschaubaren Actionszenen und Brutalität geht. So fällt das Aufeinandertreffen zwischen Mensch und Predator durchweg sehr brachial aus. Gehäutete Menschen sind neben zerfetzten und aufgespießten Körpern sowie einer heraus gerissenen Wirbelsäule samt Schädel die absoluten Gewaltspitzen. Das Ableben einiger Figuren ist somit stimmig über den Film verteilt und trotz hoher Gewaltanwendung nie fehl am Platz.

Einen überraschenden Einsatz bekommt Adrian Brody ("King Kong") in einer sehr körperbetonten Rolle und ebenso überraschend gut funktioniert er in dieser. Die anfängliche Skepsis, sein weiches Gesicht wäre fehl am Platz wird durch seinen schon beinahe erschreckend durchtrainierten Körperbau verworfen. Zweckmäßig allerdings nur selten sind die beiden charismatisch, wuchtigen Darsteller Oleg Taktarov ("44 Minuten - Die Hölle von Nord-Hollywood") sowie Danny Trejo ("Machete") zu sehen, während Laurence Fishburne ("Matrix"-Reihe) seine Nebenrolle hoffnungslos überzogen präsentiert. Topher Grace ("Spider-Man 3") sowie Alice Braga ("I Am Legend") halten sich dagegen unauffällig im Hintergrund.

"Predators" bietet, im besten Sinne, traditionelle Science-Fiction-Action mit gelungener Atmosphäre und orientiert sich dabei über lange Strecken an seinem Original. Trotz vieler bekannter Elemente mit Nostalgiefaktor zieht sich der Film am ehesten durch seine Bemühungen den Figuren ein Profil verleihen zu wollen und bricht bei gemäßigtem Tempo ein. Dafür entlohnen brachiale Actionsequenzen mit optisch gelungenen Gewaltspitzen. Ein beispielhafter Film der zeigt, dass auch eine nur zweckmäßige Handlung und darauf angepasste Darsteller durch gelungene Kameraperspektiven und bodenständiger Action ohne viel computerunterstütztem Krawall durchaus unterhalten kann.

8 / 10

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