Nachdem die zweifelhaften „AvP"-Crossover-Keilereien das Universum der Sci-Fi-Kultmonster Alien und Predator eher beschädigt als bereichert haben, bekommt zunächst der rastagelockte Trophäenjäger, mit dem sich in den 80ern erstmals Arnold Schwarzenegger herumschlagen durfte, ehe „Lethal Weapon"-Star Danny Glover fürs erste Sequel übernahm, nun eine würdige Rückkehr auf die Leinwand: „Predators", so benannt nach dem Vorbild von James Camerons legendärem „Alien"-Sequel, ist, man mag es kaum für möglich halten, kein Reboot, Remake oder sonstige Ausformung aktueller Trendunsitten, die sich die Vergewaltigung von Klassikern der Filmgeschichte auf die Fahnen geschrieben haben, sondern ein reguläres Sequel - zwanzig Jahre nach dem letzten Teil. Dass man eine respektvolle Fortführung erwarten durfte, dafür bürgt der Name Robert Rodriguez - zwar zeichnet der Meister bei „Predators" nicht für die Regie verantwortlich, sondern überlässt diesen Posten Nimrod Antal („Motel"), doch fungiert er nicht nur als Produzent, sondern basiert der neueste „Predator"-Film überdies inhaltlich auf einem Drehbuch, das Rodriguez bereits in den 90er-Jahren entwarf.
Eine Gruppe von Elitekämpfern unterschiedlichster Couleur, vom Yakuza-Hitman über den südamerikanischen Drogengangster bis zum US-Söldner, erwacht allesamt im freien Fall über einem Dschungel. Kaum ist ihr Leben durch sich öffnende Fallschirme gerettet, gehen sich die waffenstarrenden Rambos einmal gelandet gegenseitig an die Gurgel. Doch schnell lernen sie, sich zusammenzureißen, denn etwas im Urwald hat die Jagd auf sie eröffnet - mehr noch als die Identität der Jäger gestaltet sich jedoch die der Lage der Jagdgründe zum Problem: Die Gruppe befindet sich nicht auf die Erde...
Dass man nach dem urbanen Setting des zweiten Teils zur Dschungel-Location von John McTiernans 87er Original zurückkehrte, bedingt zwar eine gewisse geographische Abwechslungsarmut innerhalb der Franchise, ist durch die Ansiedlung des Geschehens auf einem fremden Planeten aber nicht nur eine konsequente und intelligente Weiterführung der Serie, sondern bekräftigt zudem einen Brückenschlag back to the roots, der sich stilistisch deutlich bemerkbar macht: „Predators" hat nichts zu tun mit dem hektischen, modernen Mainstream-Krawall der „AvP"-Filme, sondern atmet durch und durch einen wunderbaren 80er-Jahre-Spirit, der ihn würdig hinter seine großen Vorgänger einreiht.
Das minimalistische Szenario verzichtet auf allzu großes CGI-Gedöns, fühlt sich stattdessen dem ausweglosen Überlebenskampf im Dschungel gegen einen übermächtigen Feind im Sinne des Erstlings verpflichtet. Um den Actionanteil dennoch entsprechend hoch zu halten, wüten statt einem diesmal gleich drei Predatoren und gibt es inform extraterrestrischer Killerhunde zusätzliches Kanonenfutter - dennoch setzt „Predators" seine Krawallmomente nicht als Overkill, sondern wohl dosiert im rechten Maße ein.
Rodriguez gab als sein erklärtes Ziel an, den Zuschauer mit den Konflikten innerhalb der menschlichen Gruppe so zu fesseln, dass er zeitweilig die Predatoren vergisst, und diese postulierte Stärke vermag der Film auch weitgehend umzusetzen: Es ist ein illustres Fighterensemble, das sich hier durch den Urwald schlägt und durch die gegensätzlichen Charaktere - vom verängstigten Wissenschaftler bis zum verurteilten Psychomörder - reichlich Stoff für Zoff birgt. Das lebt natürlich von der Besetzung und hier hat Rodriguez vornehmlich mit der Wahl des Hauptdarstellers einen echten Clou gelandet: Charakterdarteller Adrien Brody („Der Pianist") hat man alles zugetraut, aber gewiss keinen Actionhelden, zumal ähnlich gelagerte Imagewechselversuche wie in „King Kong" eher blass geblieben waren, doch hier liefert der Mann als knallharter Söldner einen Glanzleistung ab: Man nimmt ihm sowohl den Part des um sich ballernden mean motherfucker in adäquater Schwarzenegger-Nachfolge ab als auch bringt er charismatisches Schauspiel in die inneren Zwistigkeiten der Protagonistenriege ein. Rodriguez-Stammstar Danny Trejo ist übercool wie immer und muss leider allzu schnell den Löffel abgeben, „Matrix"-Morpheus Laurence Fishburne hat an seiner zwielichtigen Rolle mächtig Spaß und auch der Rest des Casts (u.a. Topher Grace) macht seine Sache sehr überzeugend. Dass einige der Charaktere bloßes schnell von der Bildfläche verschwindendes Metzelmaterial sind, liegt dabei auf der Hand.
Wenn es dann zwischen Menschen und Monstern zur Sache geht, liefert Regisseur Nimrod Antal eine tolle Leistung ab: Seine Inszenierung ist rasant und dynamisch, aber nie hektisch und unübersichtlich, lebt von großartiger Kameraarbeit und lässt vor allem beim Erlegen der extraterrestrischen Widersacher auch das nötige Quantum Härte nicht vermissen.
Vom Drehbuch hätte man sich unter Umständen etwas mehr Hintergrundinformationen hinsichtlich des Hergangs der Verfrachtung der Menschen auf den Predator-Planeten gewünscht, irgendwann beginnt das Survival-Spielchen auch ein klein wenig zu lahmen und die überhandnehmenden Plottwist-Bemühungen auf der Zielgeraden münden in etwas konfuse Resultate, doch viel mehr als solch kleine Mängel bleiben die Qualitäten des Films in Erinnerung.
Seinen wohl coolsten Moment findet er in einem liebevoll zelebrierten Schwertduell zwischen einem Predator und dem japanischen Yakuza. Dass über dem Abspann Little Richards „Long Tal Sally" losfegt, das bereits im 87er Original an prominenter Stelle zu hören war, rundet den positiven Gesamteindruck mit einer netten Referenz zusätzlich ab.
Fazit: Nach den durchwachsenen „AvP"-Spektakeln gelingt Robert Rodriguez und Nimrod Antal mit „Predators" endlich eine würdige Fortsetzung des „Predator"-Universums auf der großen Leinwand. Neben der hochkarätigen Besetzung gefallen vor allem die rasante Actioninszenierung und der große Oldschool-Charme des Geschehens. Trotz kleiner Storyschwächen stark!