Review

„Jagdmüdigkeit"

„Welcome to the jungle." Ganz freiwillig ist die bunt zusammengewürfelte Truppe aus Söldnern, Elitesoldaten, Auftragskillern und Schwerverbrechern allerdings nicht zum Ausflug ins feuchte Grüne zusammengekommen. Per Fallschirm aus irgendeinem Flugzeug geworfen, finden sie sich bis an die Zähne bewaffnet in einer selbst für anwesende Dschungelexperten nicht identifizierbaren Wildnis wieder ...

Soviel zur durchaus originellen Ausgangssituation von Predators, dem - rechnet man die beiden unseligen Alien vs. Predator Spin offs mit - bereits vierten Neuaufguss des von vielen Actionfans kultig verehrten Schwarzenegger-Originals aus den 80er Jahren. Wer sich die durchaus berechtigte Frage stellt, ob es hier wirklich ein weiteres Sequel brauchte, sollte allerdings besser zu Hause bleiben. Die Enttäuschung ist so sicher wie der untrügliche Killerinstinkt der Predatoren. Wer sich dennoch traut dem sie gesagt: es hätte schlimmer kommen können.

Predators orientiert sich von allen Ablegern am deutlichsten an John McTiernans unerreichtem Erstling. Wieder wird eine Gruppe harter Jungs (und Mädchen) in einer unwirtlichen Dschungelumgebung zum Freiwild für die außerirdischen Jäger. Wieder dauert es eine ganze Weile bis es dem Trupp dämmert, mit wem bzw. was er es hier eigentlich zu tun hat. Und wieder wird der kamperprobte Haufen nach dem Zehn-Kleine-Söldnerlein-Prinzip ebenso gnaden- wie kompromisslos dezimiert.
Diese - nennen wir es mal freundlich - Hommage an Teil eins funktioniert zumindest in der ersten Hälfte erstaunlich gut. Die grießseligen Bilder im Verbund mit Soundtrackanleihen beim Original lassen endlich mal wieder so etwas wie Predator-Stimmung aufkommen. Bei der waffenstarrenden Predator-Beute darf man natürlich keine ausgefeilten Charakterportraits erwarten, aber wenn man mal den vom Kult umnebelten Blick auf den Ur-Predator schärft wird man feststellen, dass Arnies Söldnertrupp auch deutlich mehr Holzschnitt als Feinschliff abbekam. Zumindest gibt es auch in der Neuauflage wieder Typen die unterscheidbar sind.

Oscarpreisträger Adrien Brody war sicherlich so ziemlich der letzte den man in der Hauptrolle erwarten konnte - und das nicht nur wegen seiner spargeligen Statur. Mit zunehmender Filmdauer nimmt man ihm den wortkargen, zynischen und eisenharten Ex-Elitesoldaten aber immer mehr ab. Auch Alice Braga hat als Scharfschützin mit Gewissen durchaus prägnante Momente. Der Rest ist solider Support und erfüllt seine Funktion als Predator-Beute. Ein Wehrmutstropfen ist lediglich die Rolle von Fießling-Urgestein Danny Trejo, dessen Leinwandpräsenz in einem viel zu kurzen Auftritt schnöde verschenkt wurde. Wahrscheinlich wollte Produzent Rodriguez seinen alten Kumpel für Machete schonen, schließlich ist Trejo ja auch nicht mehr der jüngste. Das gilt ebenso für Laurence Fishburne und spätesten mit ihm fangen die Probleme des Films an. Mit seinem fortgeschrittenen Alter hat das allerdings nur sehr wenig zu tun.

Fishburne spielt den Einsiedler Nolan, der sich schon etwas länger mit den Predatoren herumschlägt. Von ihm erfahren die unfreiwillig gestrandeten Antihelden, dass sie auf einem Planten ausgesetzt wurden, den die Predatoren bevorzugt als Jagdrevier nutzen. Dass die jagdbegeisterte Alienrasse nicht nur körperlich, sondern auch technisch in einer anderen Liga spielt und deshalb kaum besiegt werden kann. Nur dumm, dass Brodys Trupp all diese „Geheimnisse" bereits vorher schon entschlüsselt hatte und Nolans Informationen damit in ungefähr so nützlich sind, wie ein Friedensangebot an die außerirdischen Gegner.
Die Fishburne-Episode nimmt urplötzlich jedes Tempo aus der Geschichte und bringt die bis dato mühsam aufgebaute Spannung praktisch zum Erliegen. Das scheint den Drehbuchautoren auch aufgefallen zu sein, sonst hätten sie nicht mit einem hanebüchenen und jeglicher Logik entbehrendem Twist den Einschub ebenso abrupt beendet, wie sie ihn begonnen hatten.
Der Schlussakt wird dann wieder einigermaßen ordentlich zu Ende geführt, ohne aber Überraschendes oder Variables zu bieten (zwar gibt es auch hier noch einen kleinen Twist, der kommt aber so vorhersehbar daher, das selbst die predatorische Tarnvorrichtung hier nicht mehr geholfen hätte). Während Tiernan seinen Film geschickt bis zur finalen Konfrontation zwischen Schwarzenegger und dem Predator aufbaute und diese perfekt als spannungsgeladenen Schlacht zweier Kampf-Giganten inszenierte, bietet Nimród Antal lediglich einen müden und vor allem viel zu kurzen Abklatsch dieser Sequenz.

Unterm Strich bleibt ein Film, der gemessen am übermächtigen Original deutlich abfällt. Trotzdem hinterlässt er von allen Ablegern noch den stärksten Eindruck. Predators kann mit einem ordentlichen Cast, dem überzeugend eingefangenen Dschungel-Setting und einer originellen Ausgangssituation punkten. Leider wird das durchaus vorhandene Potential ab der Hälfte unnötig verschludert. Ein völlig überflüssiger Auftritt von Laurence Fishburne ist ein unentschuldbarer dramaturgischer Bremsklotz, der den Film beinahe zum Stillstand bringt. Das zu unspektakulär und auf Nummer Sicher inszenierte Finale kann da auch nicht mehr viel Boden gut machen. So oder so scheint das Franchise jetzt endgültig ausgereizt. Die bloße Jagd ist nun mal keine sonderlich komplexe Angelegenheit und folgt den immer gleichen Schemata. Das gilt auch für außerirdische Jäger.

(knappe 6/10 Punkten)

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