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Das Predator Franchise wird derzeit gemolken wie eine Kuh. Der Computerspielhit „Alien vs. Predator" wurde in den letzten Jahren gleich mit zwei Kinoauswertungen bedacht, weitere Ballerspiele um die beiden wenig knuddeligen Außerirdischenspezies wurden auf den Markt geworfen und dazugehörige Actionfiguren erhält man in jedem Spielzeuggeschäft. Das jugendliche Publikum ist begeistert, der erfahrene Actionfan eher desillusioniert. Nun kursierte seit geraumer Zeit die Nachricht im Netz, Robert Rodriguez würde sich an einem Predator-Remake versuchen, was so manchen Altroutinier des Erwachsenenfilms zumindest die Stirn runzeln ließ - aber gut. Man ist als Fan des stilvollen Haudraufilms ja froh um jeden Hoffnungsschimmer, auch wenn er nur als jederzeit erlöschendes Fünklein vor sich hin glimmt. Dann die Nachricht: Nicht Rodriguez inszeniert den neuesten Predator-Aufguss, sondern Nimród Antal, der mit „Motel" (2007) zwar einen durchaus interessanten Thriller drehte, mit dem letztjährigen „Armored" (2009) trotz aller Möglichkeiten aber eine riesen Chance verpatzte, aus einer interessanten Story und einer Riege an Weltklassemimen einen passablen Actionthriller zusammenzubasteln. Leider sollte „Armored" nicht die letzte vergebene Chance aus dem Hause Antal bleiben.

Während John McTiernan im Jahre 1987 einen hintergründigen Actionfilm für Erwachsene drehte, der nicht nur dem Freund aus allen Rohren ballernder Unterhaltung feuchte Augen bereitete, sondern unvermutet vielschichtig als eine intelligente Parabel auf das Desaster der Amerikaner in Vietnam gehandelt werden kann, an dessen Ende Schwarzenegger sich durchaus traumatisiert aus dem Dschungel zurückzieht - einem Dschungel, in dem sein gesamtes Team einem unsichtbaren, aber allgegenwärtigen Gegner zum Opfer gefallen ist, dessen Wesen er selbst nie vollends zu analysieren oder zu begreifen vermag. Wir erinnern uns an den in Schlamm getunkten Major Dutch Schäfer, wie er breitschultrig im verkohlten Urwald das Ende des Höllentrips kaum zu glauben wagt. Als Ersatz in Rodriguez'/Antals Neuversion des Dschungelabenteuers tritt nun Adrien Brody in die großen Fußstapfen Schwarzeneggers. Dass Brodys gesamter Brustumfang ungefähr die Breite von Arnolds linkem Oberarm hat, ist hier durchaus bezeichnend, denn Brody, der hier den toughen Special-Ops-Söldner-Oberschützengrenadier gibt, vermag noch nicht einmal ansatzweise, den von Schwarzenegger geräumten Platz auszufüllen. Es gelingt irgendwie nicht, sich das Bild des in Warschau von den Nazis verfolgten Juden („Der Pianist", 2002) in all seiner tristen Hilflosigkeit aus den Augen zu reiben - eben das Bild eines Mannes, mit dem man eher Mitleid empfindet, als ihm zuzutrauen, einem 2,50 Meter großen außerirdischen Psychopathen die Stirn zu bieten. Und dieser Aspekt ist durchaus symptomatisch für den gesamten Film.

Hier werden zwar munter und ohne Hemmungen Dialoge, der Originalscore, Ideen und Szenen aus dem von vielen so verehrten Original verwendet, doch reicht das aufgrund der ansonsten holprigen, bisweilen sogar langweiligen Inszenierung nicht aus, den Kenner des Originals zu überzeugen. Dieser ist zwar womöglich bereit, seinem Juwel ein Remake - oder ein weiteres Spin-Off - zu gönnen, aber wenn, dann möchte er es bitte stilvoll inszeniert! Und genau das schafft das Duo Rodriguez/Antal gerade einmal in schemenhaft wahrnehmbaren Ansätzen. Was für eine vergebene Chance! Die qualitativ eher unterdurchschnittlichen, tumben „Alien vs. Predator" Teile konnte man als Computerspielverfilmungen und Teenieklamauk abtun und mithilfe einiger kalter Bierchen und der Hoffnung auf bessere Zeiten herunterspülen, aber einen echten neuen Predator so VIVA-gerecht dahinzudilettieren, entgeistert doch etwas. Sicher, hier werden aus Käfigen geschubste CGI-Predator-Wildschweine in Fetzen geschossen, Freundschaften mit einem bös gemarterten Sub-Predator geschlossen, unzählige harte Männeranekdoten zum Besten gegeben, es wird ohne viel Federlesens um sich geknallt und entsprechend entschlossen grimmig dreingeschaut, doch haut die Story um die auf einem fremden Planeten per Fallschirm abgeworfene Gruppe zwielichtiger Gestalten, die sich bald nach allen Richtungen gegen die anrückenden Jäger verteidigen muss, ansich schon bedenklich wenig aus den Socken. Doch wenn dieses schon eher stutzend machende Szenario dann noch mit Einfallslosigkeit und mangelndem Herzblut in Szene gesetzt wird, dann wird es dem erfahrenen 80er-Actionfan doch zu bunt und er ist nicht mehr bereit, Antals „Predators" gutmütig durchzuwinken. Rodriguez versucht, ökonomisch und ohne viel Einsatz, dem jugendlichen Publikum den schnellen Pfennig aus der Tasche zu ziehen. Vielleicht gab er die Regie an Antal weiter aufgrund des schwachen Drehbuchs und in Erwartung eines mäßigen Produkts. Gut getan hat seine derzeitige Geschäftspolitik dem Resultat jedenfalls nicht.

Während wir übrigens natürlich gar nicht erst damit beginnen sollten, in diesem Murks nach Logikfehlern zu suchen (*Spoiler* ...wie etwa dem, dass der aus dem Nichts auftauchende Fishburne erst die Gruppe frisch Gestrandeter unter Lebensgefahr zu sich ins Versteck holt, um sie in der nächsten Minute so schnell wie möglich und ohne zwingenden Grund wieder loswerden zu wollen, indem er schließlich versucht, sie im Schlaf zu töten *Spoiler Ende*), hätte man doch wenigstens dem kritischen Kenner althergebrachter Actionkost soweit entgegen kommen können, den Härtegrad der Neuversion dem - inzwischen sogar von der FSK heruntergesetzten - Original anzupassen. Doch auch hier ist Schmalhans Küchenmeister, denn die FSK 18 Freigabe ist durch keine Szene im Film zu rechtfertigen. Es wirkt fast so, als sei die hohe Altersfreigabe ein die älteren Semester ins Kino lockender Werbekniff. Eine Farce ist sie allemal.

Ideenklau und Versatzstücke aus dem Original, ein uninspiriertes Drehbuch, zuviel Gerede, letztendlich austauschbare, stereotype Charaktere und der ein oder andere nicht zündende Gag sind die Zutaten zu diesem Brei aus „Predator" und „Alien vs. Predator", wobei die Qualität und Machart eindeutig auf dem Niveau des letztgenannten anzusiedeln sind. Auch der kultige Danny Trejo oder Laurence Fishburne reißen hier nichts. Beide sind - bei allem Wohlwollen - keine Garanten für einen guten Film. Was hätte der Actionspezialist für einen handfesten weiteren „Predator" gegeben?! Leider ist hier in der Richtung nichts zu holen. Zu einfach und kritiklos lässt sich die hungernde Meute junger Nachwuchsactionfans mit Massenware abspeisen, die den Originalen allein deshalb in jeder Hinsicht nachstehen, weil ihre Schöpfer noch nicht einmal versuchen, Kreativität oder Innovation an den Tag zu legen. Dabei sei ausdrücklich gesagt, rein als ein aus der Flut an Genreausstoß auf- und wieder abtauchender Streifen wäre Antals „Predators" nette Partyunterhaltung und durchaus zu gebrauchen. Als Sequel zu John McTiernans „Predator" passt er aber ungefähr so wie Potenzprobleme zu Boris Becker oder Osama Bin Laden zum Weihnachtsmann.

„Rodriguez!" - frohlockt da so mancher Filmfreund. „Na und?" antwortet der Actionfilmveteran. Zugegeben - auch Rodriguez hatte seine großen Momente im Filmgeschäft. Und selbst diesem Streifen lässt sich ohne größere Erwartungshaltung ohne weiteres das ein oder andere Unterhaltungsmoment abtrotzen, aber letztendlich bleibt es bei einem traurigen Versuch - den man als solchen noch nicht einmal anerkennen muss -, die Predatorreihe der 80er wiederaufleben zu lassen.

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