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Schlechter Tag für Royce: er erwacht im freien Fall und nachdem der Söldner auf dem Boden aufgeschlagen ist findet er sich in einem unwirtlichen Dschungel wieder. Doch Royce ist nicht allein, weitere Männer und eine Frau fallen vom Himmel, alle schwer bewaffnet, allesamt Experten auf verschiedenen kriegerischen Gebieten. Niemand kann sagen, was passiert ist und die Kämpfer stehen einander zunächst höchst misstrauisch gegenüber. Schon bald entdecken sie, dass die Geschehnisse ihre wildesten Vorstellungen übersteigen. Auf einem fremden Planeten dienen sie, die gefährlichsten Raubtiere der Erde, einer Rasse von erbarmungslosen Jägern und Trophäensammlern als Wild - und das Spiel beginnt...

Er scheint wirklich verdammt schwer hinzubekommen zu sein, der erste GUTE „Predator"-Film seit dem herausragenden Original von 1987. Die unterdurchschnittliche direkte Fortsetzung mit Danny Glover von 1990, die unerträglichen SpinOffs von Paul W.(orst) S.(hit) Anderson und den Strause-Brüdern: alles nicht das wahre, nicht das echte, keine Gelegenheit, das Potenzial der Titelfigur auszuschöpfen. »Back to basics« dachte sich drum der als Produzent tätige Robert Rodriguez und brachte außerirdische Kreatur und menschliche Beute in den Dschungel zurück, dessen Atmosphäre einst für so prächtigen und unablässigen Nervenkitzel gesorgt hatte. Das erweist sich zu Beginn von „Predators" auch prompt als der richtige Ansatz. Nachdem die achtköpfige Gruppe von Individualisten, die alle ihre todbringende Qualifikation gemeinsam haben, sich zusammengefunden hat wird durch das Dickicht marschiert, wenige, präsize Worte gemacht und das Bewusstsein für die Gefahr geschärft, die, das ist selbst für den unscheinbar-hilflosen Arzt Edwin offensichtlich, einfach da sein MUSS, denn wie sonst ließe sich die unerklärliche Lage erklären.

Auch wenn der Fan den Figuren natürlich ein ganzes Treppenhaus an Schritten voraus ist gerät das erneute »What's going on?«-Gerätsel nicht so absurd wie in der Fortsetzung, wo Voodoo- und Dämonengefasel aufkamen, und nicht so lahm und weit hergeholt wie in „AvP", sondern entwickelt wohl den maximalst möglichen Level an Spannung, der unter den Gegebenheiten und inklusive Fanwissen noch möglich ist. Immerhin ist auch der Ansatz ein neuer, dass die Predatoren nicht mehr in fremder Leute Häuser wildern gehen, sondern sich ihre Beute direkt in den eigenen Vorgarten holen. Dennoch muss eines klar gesagt sein: so einhundertprozentig zündet der Funke nicht, das Gefühl der lauernden Bedrohung ist im Film zwar vorhanden, es verlässt ihn aber nicht, sprich, es springt nicht auf den Zuschauer über, und das aus einem simplen Grund: man bangt das Auftauchen das Predators nicht mehr herbei, sondern man WILL das das Vieh auftaucht. Während man im ersten Teil praktisch bis zum Showdown nicht genau zu sagen wusste, mit was Schwarzenegger und seine Söldnerbande es da eigentlich zu tun haben, ist die Figur nun mittlerweile ein Event, eines, dessen Geschehen herbeigesehnt und nicht gefürchtet wird. Wen wird er wohl als nächstes killen? Welches „Spielzeug" wird er benutzen? Was hat er neues zu bieten? Im Sinne der menschlichen Protagonisten nicht sehr human und mitfühlend gedacht, aber es ist auch durchaus so, dass sich die Figur des Predators eben ein Stück weit darauf reduziert: harte Kills mit tödlichen Gadgets.

Die spart sich „Predators" allerdings noch etwas auf, zunächst schicken die Jäger ihre bissigen Köter vor. Die nicht unbedingt besonders gut getricksten Pred‘ Hounds gehen auf den immer noch unwissenden Trupp los, dessen Führung der Söldner Royce mittlerweile eher unfreiwillig übernommen hat. Allerdings stellen sich die Biester gegenüber Sniper-Gewehr und Gatling Gun nicht gerade helle an und wetzen artig ins Sperrfeuer. Immerhin sorgen sie für ein paar Geistesblitze bei Royce, der die Lage zu druchschauen beginnt und Marschbefehl erteilt, die Spuren der Hunde zu dem Ort zu verfolgen, an dem er ihre Jäger vermutet. Sie entdecken ein Lager und einen angeketteten Predator, womit der Film eine weitere Neuerung einführt, denn bei den Yautja gehen verschiedene Stämme nun auch rassenintern aufeinander los. Es folgt die erste direkte Konfrontation mit den größeren und aggressiveren Super-Predators, anschließend trifft die Truppe im Dschungel unvermittelt auf einen Wirrkopf namens Noland. Der schlägt sich mit Ausrüstungsteilen, unter anderem der Tarnvorrichtung der außerirdischen Entführer, seit mittlerweile zehn Jagdzeiten auf deren Planeten durch und erklärt, mehr im Gespräch mit einem imaginären Gefährten denn mit den Neuankömmlingen, ein paar letzte Unklarheiten...

...beziehungsweise verursacht er diese. Es ist eine seltsame Sache, da man normalerweise eher geneigt ist, einen Mangel an Komplexität anzukreiden, „Predator" ist da jedoch eine Ausnahme. Der Film war simpel und gerade dadurch im Ausspielen seiner Stärken enorm effektiv und schnörkellos, jeder seiner Nachfolger und auch „Predators" schafft sich selbst das Problem, extrem von dieser so wirkungsvollen Schlichtheit abzuweichen, je mehr zu erklären versucht wird. Eine Figur wie der von Laurence Fishburne als so eine Art Klapsen-Morpheus gespielte Noland geht da natürlich genau in die verkehrte Richtung. Das fängt damit an: wie in ihrem Lager zu sehen sind die Super-Predatoren in der Lage, einen normalen Predator zu fangen, scheinbar aber seit mehreren Jahren unfähig, einen Menschen mit weit schlechterer Ausrüstung ausfindig zu machen. Das geht damit weiter, das Fishburne schlicht eine optische Fehlbesetzung ist, denn seinen Pausbacken und der Plautze kann man entbehrungsreiche Zeiten in ständiger Todesgefahr nicht gerade ansehen. Er wirkt in dem Setting ebenso fehl am Platz und hinein manipuliert, wie der minderjährige Bengel in „Jurassic Park III" (2001), der es sich längere Zeit allein auf der Dino-Insel gemütlich gemacht hatte.

Wenn das Duell schließlich dem letzten Drittel entgegen immer wieder eher eines Mensch gegen Mensch ist macht sich überdeutlich das ganz große Manko von „Predators" bemerkbar. Die Charaktere gehen einander am Arsch vorbei, einzig die israelische Scharfschützin Isabelle scheint ihr Gewissen mitgebracht zu haben. Das war im Original mit der eingespielten, kumpeligen Soldatentruppe natürlich ganz anders, da wurden beim Ableben eines Kameraden gar Tränen vergossen. Das Rodriguez und Antal eine andere Art von Gruppendynamik zeigen wollen wäre prinzipiell nicht verkehrt, wenn es sie denn überhaupt gäbe. Doch es sind einzig der völlig skrupellose Royce und die loyalere Isabelle, die sich gelegentlich aneinander reiben, ansonsten besteht zwischen den Figuren keine Bindung und keine Spannung, das Sterben wird dadurch ziemlich egal - und die Predatoren leider auch. Irgendwie passen die plötzlich gar nicht mehr so recht in ihren eigenen Film, scheinen sogar jagdmüde, sie haben und entwicklen nie die ständige Präsenz des Ur-Predators. Darüberhinaus leisten sich die so ambitionierten Macher einige echte Unverzeihlichkeiten. Die Super-Predatoren unterscheiden sich in Aussehen und Verhalten viel zu wenig markant von ihren untergeordneten Rassengenossen, sie bringen nicht ein neues Tötungswerkzeug mit und außerdem scheint die Wahrscheinlichkeit, einen Predator zu erlegen mit ihrer Anzahl zu steigen. War Schwarzeneggers Gegner beinahe unkaputtbar geht seinen Super-Vettern unverhältnismäßig fix die Puste aus. Und wer hätte das gedacht: Nimrod schafft es, dass eine Szene, in der ein Yakuza mit Samuraischwert gegen einen Predator mit Unterarmklinge antritt nicht zum ultimativen bad ass-Moment wird, sondern unglaublich lahm und spektakelfrei daherkommt. Das der Film sich zusätzlich die Frechheit herausnimmt, eine der coolsten Szenen des Trailers im Film so nicht passieren zu lassen, kann man ihm ebenfalls nur kopfschüttelnd übel nehmen.

„Predators" baut zum Ende hin immer weiter ab, die verschiedenen Auseinandersetzungen geraten schnitt- und kameratechnisch so unübersichtlich und unmotiviert, wie ein total überflüssiger Charakter-Twist bescheuert ist. Dazu gibt es einen schlimmen Klischeeanfall und einen Endkampf, der nun wirklich alles vermissen lässt. Wo Schwarzenegger in einem letzten Akt des Aufbäumens, der Verzweiflung, aber auch der Raffinesse gegen den Killer antrat, der seine komplette Einheit dezimiert hatte, gibt es hier nur ein bißchen stumpfes Gekloppe. Kein Vorwurf ist dabei jenem Darsteller zu machen, dem man bei der Bekanntgabe seiner Verpflichtung das größte Potenzial zum Scheitern in die Armeestiefel schob. Adrien Brody liefert als kaltblütiger Söldner einen glaubhaft-hartgesottenen Auftritt, die Bezeichnung Predator verdient er sich als einziger. Alice Braga steht ihm dabei hilfreich zur Seite, wie erwähnt versucht sie eine gewisse Menschlichkeit in der Konfrontation mit dem Unmenschlichen zu wahren, dem Brodys Royce längst näher ist als irgendetwas anderem. Er ist ein absolut würdiger Gegner für allerdings nicht sonderlich beeindruckende Yautja-Krieger. Abgesehen vom mit seinem Geziepe leicht nervigen Topher Grace besteht der übrige Cast aus den üblichen RedShirts, bei deren Ableben sich ein Wetteinsatz einzig bezüglich der Reihenfolge auszahlen würde. Nicht eben positiv tut sich dabei Walton Goggins hervor, der den typisch durchgeknallt-labilen Häftling spielt, der seine eigene Schwester nackt auf der Brust tätowiert trägt und so viele schlechte und unpassende Sprüche absondert, dass sein Schädel samt Genick gar nicht schnell genug in den Klauen des Predators landen kann.

John McTiernan gehört ein Orden verliehen: er ist nicht der einzige, der einen guten „Stirb langsam" drehen kann, aber er ist anscheinend der einzige, der den „Predator" gebändigt bekommt. Nimród Antal und Robert Rodriguez jedenfalls gelingt es, das das Biest sich im eigenen Film nicht zu Hause fühlt und das obwohl sie gerade in Sachen Setting zunächst einmal viel richtig machen. Gerade deshalb ist es schade und nur schwer zu erklären, dass „Predators" mit voranschreitender Laufzeit immer mehr an Spannung und dem Gefühl von Bedrohung verliert. Zahlreiche Anspielungen an die Vorgänger, besonders natürlich an den Erstling, funktionieren ganz passabel, zumindest disqualifizieren sie den Film nicht in punkto Zusammengehörigkeit. Dennoch wird sehr plötzlich eine sehr falsche Stimmung angeschlagen, wozu auch John Debneys Score seinen Teil beiträgt. Dieser recycelt die klassichen Motive Alan Silvestris, gibt diese aber irgendwann falsch instrumentiert und überorchestriert wieder, zudem entschied man sich für einen wohlbekannten Abspannsong, der als Hommage aber komplett versagt, da er sich als absoluter Stimmungskiller erweist. Durchwachsene Effektarbeit (ausgezeichnet gelungen in Sachen Creature Design und bei den meisten Einsätzen praktischer Effekte, auffallend misslungen bei computergenierten Einsätzen der Pred‘ Hounds und von Feuer) und ein nur in wenigen Momenten knackiger Härtengrad unterstützen die Wahrnehmung des Films als Enttäuschung, die er trotz eines starken Leads durch Adrian Brody und wenigstens ein paar guter und gut umgesetzter Ideen insgesamt ist.

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