Review

kurz angerissen*

Es ist ein großes Sterben, das Powell und Pressburger noch während des anhaltenden Zweiten Weltkriegs bebildern. Nicht das einer Person, wie der Titel unterstellt, sondern einer Idee.

Die in der 40er-Jahre-Gegenwart angesiedelte Eröffnung der nahezu drei Stunden langen Epochenerzählung beginnt mit einem taktischen Hinterhalt in der vermeintlich heiligen Oase eines türkischen Bades. Colonel Clive Wynn-Candy (Roger Livesey) sieht sich einem Regelbruch ausgesetzt und begegnet militärischen Akteuren, die sich eines Vergehens nicht einmal bewusst sind, da Regelbrüche für sie zum Spiel dazugehören. Infolgedessen unterliegt die Hauptfigur mit ihrer stur vertretenen Gegenhaltung einer geradewegs naiv erscheinenden Charakterzeichnung. Doch Powell und Pressburger setzen in penibler Feinarbeit nachfolgend alles daran, diese vermeintliche Naivität zu entschlüsseln und erschaffen dabei ein Portrait echter Menschlichkeit, eingefangen in einer Figur, die sich in all den vom Krieg geprägten Jahren seine Werte bewahrt hat.

Es ist schwer zu beschreiben, was diesen Charakter so greifbar und gerade dadurch filmhistorisch bedeutsam macht. Mit Sicherheit ist Adolf Wohlbrücks positive Darstellung des deutschen Gegenstücks Theo Kretschmar-Schuldorff ein wichtiges Puzzlestück, denn dessen ungelöst lässt sich Wynn-Candy nicht betrachten. Die reine Tatsache, dass ein britischer Kriegsfilm einen Deutschen positiv darstellt, ist bereits Zeugnis einer differenzierten Auseinandersetzung, doch erst auf der Leinwand setzt sich die feinfühlige Handhabung bei der Portraitierung der Freundschaft zwischen den beiden Generälen durch. Die Zufälligkeit, diese von außen arrangierte Schicksalsteilung ihrer ikonischen ersten Begegnung, gefolgt von einer Freundschaftsschließung, die sich gegen alle Wahrscheinlichkeit sträubt, räumliche und zeitliche Trennung, begleitet von unterschiedlichen Erfahrungen, dann die erneute Zusammenkunft und die folgerichtige Hinwendung zur Erkenntnis aus der Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte: Dem Autorenduo gelingt es, das gesamte Leben zweier Menschen in diesen drei Stunden zu darlegen, die plötzlich äußerst kurz erscheinen. Was scheren einen da noch die Scharmützel im Hintergrund…

Ein Film, der die Zeit schon längst überdauert hat und sich seinen Platz in der Geschichte mit einem der prägnantesten Antihelden überhaupt sichern konnte.

*weitere Informationen: siehe Profil

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