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Mit der Neuauflage von „Getaway“ remaket Hollywood einen der bekanntesten Filme von Sam Peckinpah und Steve McQueen mit geballter Starpower.
Zuerst lernen wir Doc (Alec Baldwin) und Carol McCoy (Kim Basinger) kennen. Die beiden Bonnie und Clyde Verschnitte üben Schießen auf Dosen bis Komplize Rudy Travis (Michael Madsen) eintrifft. Die Besetzung der Hauptrollen mit dem Hollywoodehepaar Baldwin/Basinger dürfte einer der größten Coups des Films gewesen sein. Denn die beiden sind dort gemeinsam in Action, was meist ein großes Zuschauerinteresse garantiert.
Mit Rudy zusammen wollen die beiden einen Gefangenen befreien und dafür Kohle einstreichen. Der genial einfache Coup gelingt, doch beim Abholen des Geldes gerät Doc in eine Falle und wandert in den Bau. Die Story ist nahezu dieselbe wie beim Original und teilweise erinnern die Szenen im punkto Kamera und Aussehen stark an den ersten „Getaway“. So stellt sich die Frage: Warum dann eine Neuauflage? Hier fehlt eine Neustrukturierung des Stoffes.

Um Doc freizubekommen, lässt sich Carol mit dem Gangster Jack Benyon (James Woods) ein. Dieser veranlasst McCoys Freilassung, aber im Gegenzug soll Doc einen Auftrag für ihn erledigen. Doch dieser läuft schief und bald sind Doc und Carol auf der Flucht um ihr Leben.
Im Vergleich zum Original fehlt dem neuen „Getaway“ der hypnotische Gewaltstrudel, der viele Peckinpahfilme auszeichnete. Sehr deutlich wird das z.B. in der Szene, in der Doc den Dieb zusammenschlägt. Im Original tat McQueen das auf eine unverwechselbare Art, welche die Verzweiflung Docs ausdrückte. In der 94er Variante ein „normaler“ Hollywoodschlag. Die Neuauflage bleibt ein gelackter Actionthriller unter der Regie von Roger Donaldson, der eher sauberer Handwerker als großer Künstler ist.
Der Plot ist an sich recht ordentlich, aber dadurch dass das oben angesprochene Element des Peckinpah-Originals fehlt, treten einige Mängel der Geschichte zu Tage. Denn stellenweise geht in den Hochglanz polierten Bildern die Spannung verloren und manchmal auch das Tempo.

Zwischendurch darf natürlich auch ein wenig Action nicht fehlen, die zugegebenermaßen nicht schlecht ist. Ein paar ordentliche Shoot-Outs in Zeitlupe können schon durchaus begeistern. Auch hier bleibt die Neuauflage oberflächlich, aber die Action ist sehr gut und furios inszeniert. Aber es sind eher wenige Szenen; der Showdown ist etwas länger.
Schauspielerisch protzt dieser „Getaway“ mit bekannten Gesichtern. Baldwin und Basinger dürften wohl wegen ihrer Ehe ausgesucht worden sein. So legen die beiden auch eine Sexszene aufs Parkett, was für viele Kinogänger wohl die Motivation für den Besuch gewesen sein dürfte. Ansonsten bleiben sie eher blass, vor allem die Streitereien fallen sehr zahm aus.
Michael Madsen spielt den schmierigen Sack mit der schönsten Prollfrisur seit Atze Schröder. Aber an seine Bösartigkeit in „Reservoir Dogs“ reicht dieser eher mittelmäßige Auftritt nicht ran. James Woods und David Morse („The Rock“, „Verhandlungssache“) als weitere Bösewichte sind hingegen hervorragend, aber nur kurz zu sehen. Jennifer Tilly als dümmliches Entführungsopfer liegt schauspielerisch im Mittelfeld.

Mittelprächtiges „Getaway“-Remake, dass zwar seine Momente hat (vor allem in den Schießereien), aber aufgrund der Gleichartigkeit letzten Endes unnötig ist.

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