Alone in the Dark
Was für ein Film! Kurosawa fesselt von der ersten Minute des Films bis zur letzten. Ich konnte meine Augen nicht vom Bildschirm lassen. So viele Eindrücke, so viele geniale Ideen. Wie kaum ein anderer hat er die Macht des Kinos verstanden - die Macht der Illusion. Und er nutzt sie. Schattenspiele, so bedrohlich, dass ich seit langem wieder richtig Angst beim Zusehen bekomme.
Eine wirre, mysteriöse Handlung; trotzdem spannend und in sich konsistent.
Keine Geisterfilm-Klischees.
-War da was? Der dunkle Fleck hat sich doch bewegt...
Extreme Spannung. Nachdenklichkeit. Ruhige Bilder voller bedrückender, erschreckender Details. Überall könnte etwas sein. Beängstigende Subtilität. Ein ebenso unglaubliches wie völlig unerwartetes Ende. Endzeit-Stimmung. Doch noch ein Happy-End?
Die letzten Worte werden gesprochen, der Abspann beginnt mit entspannender Musik. Ich sitze angespannt einsam vor dem Bildschirm und verstehe den Sinn des Filmes. Kein bloßer Grusel, kein hochstilisierter Nervenkitzel zum Spaß an der Sache. "Kairo" ist bedeutend mehr: Eine finstere, abstrakte Metapher über die Einsamkeit in einer Welt voller Kommunikation. Düstere Gedanken zum Tod. Ist die Angst vor dem Sterben also nichts anderes als die Angst vor der (ewigen) Einsamkeit?
Keine profanen Schocker, kein Blut, keine Monster. Nur die Einsamkeit und die Schatten. Die pure Essenz - Kurosawa hat es begriffen. Und ich bin zutiefst beeindruckt.
Das alles schießt mir jetzt durch den Kopf, nachdem der Film gerade vorbei ist. Ich bin noch etwas durcheinander. Aber ich kann nur sagen, vergesst solch niedere metaphysische Banalitäten wie "6th Sense" und taucht ein in die tiefsinnige, fesselnde Atmosphäre dieses grandiosen, klugen Geister-Autorenfilms! Es lohnt sich mehr als alles andere vergleichbare. Ich werde ihn mir sicher auch noch einmal ansehen müssen.
Aber zusammen mit einem Freund. Einsamkeit ist grauenvoll. 10/10.