Review

LETHAL WEAPON hat mich als Teenager bei der Erstsichtung natürlich ungemein beeindruckt. Wilde Ballereien, coole Sprüche und Action hoch drei. Das gefiel. Zwar habe ich den zweiten Teil in noch besserer Erinnerung als den ersten, aber um den geht es hier nicht. Nun - nach einer erneuten Sichtung fast 30 Jahre später - ließ das Gefühl der Beeindruckung gehörig nach. Und das lag nicht nur an Mel Gibsons Frisur.
Ich habe versucht zu ergründen, woran das liegen mag. Bin ich vielleicht zu alt für diesen Scheiß? Das glaube ich eigentlich nicht, denn es gibt auch heute noch Filme, die mich mit wilden Ballereien, Action hoch drei und coolen Sprüchen begeistern können,und zwar egal, wann diese Filme gedreht wurden und wie oft ich sie schon gesehen habe. Also zieht bei LETHAL WEAPON auch das Argument nicht, dass er schon knapp 30 Jahre auf dem Buckel hat. 
Ein bisschen Recherche, was andere zum Film sagen hat auch nichts für mich Erhellendes dazu gebracht. Im “Lexikon des internationalen Films”, also der zum Filmstart aktuellen Film-Dienst-Kurzkritik steht: “Ein Film, der unverhohlen staatlich legitimierter Gewalt huldigt; seine zynische, menschenverachtende Grundhaltung wird durch humorige Dialoge nicht kompensiert. Inszenatorisch auf Fernsehniveau, schauspielerisch enttäuschend.” Okay, kann man mal in den Raum werfen. Ich denke nicht, dass die heutige Generation der Film-Dienst-Kritiker, diese Aussage so stehen lassen würde, trotzdem kann man nicht von der Hand weisen, dass “schauspielerisch enttäuschend” so weit nicht daneben liegt. Wenn sich Riggs vom Verlust seiner Frau so gebeutelt, die Knarre in den Mund schiebt, um seinen Leben ein Ende zu setzen, erkennt man klar Mel Gibsons schauspielerische Defizite - ganz abgesehen von seiner furchtbaren Frisur. Etwas weit hergeholt finde ich den Vorwurf des “inszenatorischen Fernsehniveaus”. Natürlich richtet sich die Inszenierung ein wenig an damals in dem Segment erfolgreiche Fernsehserien wie MIAMI VICE aus, trotzdem kann man Richard Donner nicht absprechen, dass er ein leinwandkompatibles Actionspektakel hingelegt hat. Über die ersten beiden Sätze der Kurzkritik brauche ich mich wohl nicht groß zu äußern. Das war wohl noch der Standesdünkel der "seriösen" Filmkritik. 

Schauen wir lieber auf eine ernstzunehmende Einordnung des Films aus der neueren Zeit. Oliver Nöding behauptet auf seiner Seite “Remember It For Later” (die jeder Filminteressierte sowieso mindestens einmal die Woche besuchen sollte), dass LETHAL WEAPON einen Paradigmenwechsel im Actionfilm eingeleitet hat. “LETHAL WEAPON machte 1987 den Weg frei für ein familienfreundliches Actionkino, eines, dessen Charaktere “sicher” sind, selbst wenn es sich bei ihnen, wie im Falle von Riggs, um trainierte Killer handelt; dessen Action nicht mehr in erster Linie als Ausdruck dieser Charaktere, sondern viel eher als Attraktion und Schauwert “an sich” inszeniert wird. In dem alles auf Entertainment und Immersion ausgerichtet ist und das sich nicht mehr so sehr als expliziter Kommentar zu einer wie auch immer gearteten Realität versteht, sondern das gerade seine Künstlichkeit, sein Film-Sein in den Vordergrund stellt.” (Quelle: https://funkhundd.wordpress.com/2013/11/11/lethal-weapon-richard-donner-usa-1987/). Nöding führt ebenfalls aus, dass die Vietnamkriegsvergangenheit der Protagonisten zwar angesprochen wird, aber bereits “zum Klischee verronnen” ist, und nicht wie bei beispielsweise RAMBO (FIRST BLOOD) noch “Ausgangspunkt für ein menschliches Drama” war. Alles, was Nöding geschrieben hat, erscheint mir plausibel und ich stimme ihm auch weitestgehend zu.

Trotzdem erklärt es immer noch nicht, warum mich der Film nicht mehr begeistern kann.Also bleiben  nur Vermutungen: Es liegt wohl vor allem mehr an mir als am Film. Meine Erwartungshaltung war zu groß und ich habe LETHAL WEAPON in meiner Erinnerung verklärt. Es ist und bleibt ein sehr gut gelungener Actionfilm, aber es ist in meinen Augen keiner, der aus dem Genre heraussticht.

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