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Ein beliebtes Subgenre des Actionfilms ist das sog. „Buddy Movie“, eine Story, in der sich notgedrungen zwei ungleiche Partner zusammenraufen um gegen einen oder mehrere Schurken zu bestehen. Der erste Vertreter dieser Art war Walter Hills „Nur 48 Stunden“ (1982), doch der erfolgreichste Vertreter war Richard Donners 1987er Actionfilm „Lethal Weapon“ (lief in Deutschland zunächst als „Zwei stahlharte Profis“).

Was den Film inhaltlich von vielen seinen Genre – Vetter aus seiner Zeit hervorhebt ist sein geradliniger, sich nur aufs wesentliche konzentrierende Plot. Viele Actionfilme der 80er warten mit einem relativ undurchsichtigen Krimiplot auf, der oft das Tempo hemmt. Bei „Lethal Weapon“ nimmt die Charakterisierung der beiden Hauptfiguren den weit größten Raum ein. Die Bösen und ihre krummen Machenschaften dienen zwar als Motivation für das Aufeinandertreffen der Helden (durch den Mord an einer Prostituierten) bleiben aber dennoch im Hintergrund bis der Film langsam gen Höhepunkt zusteuert. Dann kommen die bekannten Elemente Entführung, Folter und Befreiung dran, die die Bösen erst richtig als solche zeigen.

Der Showdown indes beginnt mit einem brutalen Amoklauf von Riggs und geht weiter mit einigen spektakulären und effektvollen Action – Szenen, die schließlich in einem brillant gefilmten Zweikampf zwischen Mel Gibson und Gary Busey münden. Dieser Kampf hat mit den übertrieben choreografierten Martial Arts – Kämpfen späterer Actionfilme noch denkbar wenig zu tun (obwohl Gibson und Busey hierfür im Jiu Jitsu trainiert wurden) sondern ist eine brutale, dreckige (im wahrsten Sinne des Wortes) und durchaus realistisch wirkende Angelegenheit (wenn man davon absieht, dass die Polizei mitsamt Passanten als Zuschauer dabeistehen). Und das ohne die arg brutalen Knochenbrecher –Einlagen eines Steven Seagal oder Jean – Claude Van Damme.

Neben seiner straighten Story besticht „Lethal Weapon“ noch durch seine hervorragenden Darsteller. Allen voran natürlich Mel Gibson in seinem (wie ich glaube) ersten amerikanischen Film, wobei seine Darstellung von Riggs Todessehnsucht wirklich beeindrucken kann. Dagegen hat Danny Glover den unspektakuläreren Part des konservativen Familienvaters und besonnenen Polizisten, den er aber auch perfekt ausfüllt.

Die Darsteller der „Bösen“ hingegen kommen etwas kurz um wirklich hervorstechen zu können und es spricht für das Talent der Schauspieler, dass sie trotzdem etwas aus ihren Rollen machen. Insbesondere Mitchell Ryans Auftritte sind alles andere als zahlreich, umso bemerkenswerter, dass er einem trotzdem als Bösewicht dieses ersten Lethal Weapon – Films im Gedächtnis bleibt. Denn es gelingt ihm in seinen wenigen Szenen ausgezeichnet eine boshafte und skrupellose Aura auszustrahlen.
Sein Handlanger Joshua (Gary Busey) hat den etwas größeren Spielraum, womit dieser Film das klassische, aus James Bond bekannte Schurkenverhältnis Ober- und Unterschurke umdreht (das gleiche tut übrigens auch die Fortsetzung). Busey mimt einen sadistischen, schmerzgeilen blonden Widerling. Sein Nussknackergesicht, in das man hier permanent reinschlagen möchte, prädestiniert ihn geradezu für eine solche Schurkenrolle.

Das eigentliche Highlight des Films ist weniger irgendeine oder mehrere Szenen sondern das perfekte Zusammenspiel von Mel Gibson und Danny Glover. Die beiden ergänzen sich wunderbar und die humorvollen Dialoge, die sich aus dem Aufeinanderprallen der beiden unterschiedlichen Charaktere ergeben sind einfach köstlich und bilden den Grundstein für die Weiterentwicklung zur Actionkomödie, welche in der Fortsetzung vollzogen wird. Hier im ersten Teil herrscht ansonsten noch eine eher ernste, manchmal fast düstere Stimmung vor, wie sie für die 80er Jahre typisch ist.
Tatsächlich kann man sich manchmal nicht des Eindrucks erwehren (gerade heutzutage wo viel Hintergrundmaterial und damit auch Outtakes veröffentlicht worden sind), die humorvollen Dialoge haben sich eher zufällig beim Drehen des Films ergeben und sollten ursprünglich eine eher dramatische Wirkung haben. Letztlich sind sie aber ein wichtiger Bestandteil des Films.

Dieser stellt insgesamt ein gelungenes Beispiel für eine gekonnte Gradwanderung zwischen Ernst und Humor dar (die Szene in der Gibson einen Selbstmörder rettet ist hierfür exemplarisch), die hier erstaunlicherweise dazu führt, dass der eigentlich harte Film auch für zartere Gemüter sehr gut konsumierbar ist.

Die einzige eventuelle Schwäche (wenn man sich an der simplen Story nicht stört) ist, dass die Actionszenen in der ersten Hälfte des Films noch sehr zurückhaltend dosiert sind. Deshalb ist der seit 1997 auf Video (und seit 2000 auf DVD) erhältliche Director’s Cut sehr zu empfehlen, der zu Beginn nicht nur die beiden Hauptcharaktere noch etwas näher beleuchtet sondern auch eine ganze Actionszene mehr bietet (Riggs erschießt einen Amokschützen).

Eines der Genre – Highlights der 80er Jahre, das sich bekanntlich auch zum Dauer-Brenner im Fernsehen entwickelte (wo er leider nach wie vor in der alten gekürzten FSK:16 – Kinofassung läuft.

9 / 10

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