Wohin die Reise geht, wird schon in der ersten Szene deutlich, als die Harley - Chopper aus der Dunkelheit auftauchen und das aufgemalte Emblem der "Expendables" sichtbar wird - der blinkende Stahl, die martialische Kleidung und das raue, aus der Tiefe kommende Brummen der Motoren. Sylvester Stallone hat unter diesem Namen einen Club gegründet, für den strenge Aufnahmekriterien gelten - stahlharte Muskeln, Kampferfahrung und immerwährende Coolness, die sich vor allem durch trockene Sprüche in besonders bedrohlichen Momenten auszeichnet. Wer dazu noch über einen Funken Moral verfügt und Wert auf Solidarität unter Männern legt, gehört zu den "Guten" und damit zum inneren Kreis der "Expendables", während die Anderen die Feinde verkörpern - Piraten, CIA-Agenten, Diktatoren und deren Armeen.
Sehr schön wird die Homogenität dieser männlichen Fantasiewelt durch den von Dolph Lundgren verkörperten Gunner deutlich. Innerhalb klar definierter Grenzen ist er ein Wanderer zwischen den Gegenpolen - moralisch durch seine Drogensucht diskreditiert, aber immer noch genügend vom Geist der Solidarität beseelt, um nicht gänzlich von den "Guten" Fallen gelassen zu werden. Denn auch wenn sich die Männer in diesem Kriegsszenario bis aufs Blut bekämpfen, so haben sie alle mehr miteinander gemeinsam, als mit irgendeiner Person der übrigen - wenn man so will - "normalen" Welt.
Das zeigt sich, als Lee(Jason Statham) auf sechs Basketball spielende Männer trifft, von denen Einer zuvor seine Freundin geschlagen hatte. Es ist die einzige Szene, in der sich ein Mitglied des Clubs mit "Außenstehenden" auseinander setzt, und sie wird zu einer Demonstration der Erniedrigung, denn nicht einmal als Feinde werden sie ernst genommen. Einzig Frauen, vorausgesetzt sie verfügen über Jugend und Attraktivität, haben begrenzten Zugang zu dieser elitären Gemeinschaft - allerdings nur als zu beschützendes Objekt oder unkritische Bewunderin. Doch auch diese Verbindung verläuft innerhalb klar definierter Grenzen, die eine wirkliche emotionale Vereinigung vermeidet. Selbst der alte Womanizer Stallone, der in seinen früheren Filmen selten etwas anbrennen ließ, hält sich an diese Regel.
Daran wird auch offensichtlich, dass hier keineswegs nur die alten 80er Jahre - Actionfilm - Zeiten herauf beschworen werden, in denen Stallone, Schwarzenegger und mit kleinem zeitlichen Abstand Bruce Willis groß geworden sind, sondern das der Film die aus dieser Phase stammenden Genre-Versatzstücke neu interpretiert. Musste Stallone in seinen "Rambo" - Zeiten immer erst gefoltert werden und den Tod eines geliebten Menschen erleben, um damit die Legitimation für seinen hohen Blutzoll zu erhalten, sind ihm solche Gefühle hier fremd. Geradezu köstlich ist Mickey Rourkes Geschichte von der "Frau auf der Brücke", die ironisch auf den früheren Moral-Kodex anspielt.
So etwas hat "Expendables" nicht mehr nötig, genauso wie Stallone auch keine Lust mehr hat, sich die Visage blutig schlagen zu lassen - selbst die härtesten Feinde sind letztlich Kumpels, weshalb dem Film die frühere Sado-Maso-Attitüde völlig abgeht. Eric Roberts als hinterhältiger Drahtzieher James Munroe und besonders Steve Austin als Kampfmaschine dürfen zwar ordentlich als Bösewichte auf die Kacke hauen, aber echte Hassgefühle lässt der Film nicht mehr entstehen. Denn auch wenn Stallone hier nochmal die alten Kumpels und Action-Veteranen vereinigt, so ist doch die Zunahme vom aktuellen Action-Held Jason Statham signifikant für den modernen Charakter des Films. "Rocky" und "Rambo" konnten immer schon professionell austeilen, aber cool im heutigen Sinn war Stallone damals noch nicht.
Dass auch die Action weniger "hand-made" wirkt als damals, mag noch andere, auch altersbedingte, Gründe haben, spielt letztlich aber keine Rolle, denn Stallone gelingt mit dem Film nicht nur das Kunststück, alt und neu zu verbinden, sondern für den (in der Regel männlichen) Betrachter eine homogene Fantasiewelt zu erschaffen, in der er sich voll zur Truppe der "Expendables" dazu gehörig fühlen kann - nicht ohne Grund wirken die sechs Männer auf dem Basketballplatz wie die größten Pfeifen in diesem Film. Sie sind keine Mitglieder des Clubs. Die abschließende Musik liefert letztlich den passenden Kommentar zum Film - "The boys are back in town" (7,5/10).