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Legenden sterben nie - und das gilt auch für große Actionhelden, denn die Verehrung für sie und ihre Kunst kann zeitunabhängig sein. Insofern ist und war es eine klare Sache, daß ein Film wie Sylvester Stallones "The Expendables" eine Menge Wind machen würde: eine nahezu unglaubliche Ansammlung von muskelbepackten Heroen - wenn auch fortgeschrittenen Alters - und weltweit bekannten Gesichtern, die sich zu einem Großkampftag noch einmal versammeln und all ihren Konkurrenzkampf um die Kinokasse und die DVD-Verkäufe mal für ein paar Wochen einwecken, um gemeinsam im Fanbereich ganz groß abzusahnen, schließlich ist jedermanns persönlicher Favorit wahrscheinlich schon mit dabei.

Stallone, der nun wirklich in den letzten zwei Jahrzehnten durch viele kreative Tiefs bei dem Versuch, auch als vielseitiger Darsteller zu gelten, gegangen ist, weiß seine nahende Altersruhezeit offenbar gut einzuteilen: erst arbeitete er die erfolgreichsten Kapitel seiner Filmgeschichte, namentlich "Rambo" und "Rocky" zu wenigstens brauchbaren, wenn nicht sehr guten Schlußakkorden um, dann versucht er sich hier also noch mal am Großprojekt: Hauptrolle, "big names", "big faces" und eine Menge Krach, alles nach Möglichkeit "old school", zumindest was den Hauch an krachiger Action angeht, die alles umweht. Und weil die Helden in die Jahre gekommen sind, wird das "Älterwerden" auch mitthematisiert, wenn auch nur am Rand.

Was da jetzt mit Feuergefecht in einer Kaskade altgedienter Benzinexplosionen auf das treue bis neue Publikum zufliegt, ist also Nostalgie pur. Die alten Säcke entzünden die Feuerzeuge zum letzten Gefecht, der Plot darf wie immer als Vehikel herhalten, die Oneliner haben eine gute Zeit und markige Gesichter legen Zeugnis ab von der Härte einer wandelvollen Karriere. Ganz nebenbei kann man der Jugendfraktion im Publikum noch mal zeigen, wie es früher so lief, schließlich hat man mit Jason Statham auch noch einen fast erntefrischen kernigen Klopper, der sogar ein wenig Charisma auf natürliche Art produzieren kann.

So gehört der Film dann auch überwiegend Stallone und Statham, letzterer weil er noch am agilsten und jugendlichsten ist, ersterer weil er schon immer Qualität mit Eitelkeit und einem großen Ego befeuerte: seht her, ich kann es noch und ich kann es selbst tun. Das können seine Mitstreiter nicht immer, schon gar nicht heute mehr und fast ist es ein wenig traurig zu sehen, wie die hartgesottenen Recken sich auf ihrem Spielplatz versammeln, während sie sonst mehr oder weniger filmisch arbeitslos sind oder ihre angejahrten Talente in B- bis C-Produktionen verheizen lassen müssen.
Stallone weiß jedoch bei aller Egozentrik, was er den Fans schuldig ist und so gönnt er in dem beachtlichen Cast praktisch jedem Mitspieler zumindest eine denkwürdige Szene, so daß (mit Ausnahme von Gary Daniels vielleicht) jeder mal glänzen darf.

Ansonsten ist der Film jedoch das erzählerische Wrack, das man angesichts der Krachwumm-Geschichte von A- und B-Action erwarten durfte: die harte Söldnertruppe, die mit düsteren Erinnerungen und Einsamkeit händeln muß; der sinistre Auftrag, der Rückschlag und natürlich dann der Moment, in der man einem mögliche Niederlage persönlich nimmt. Mit im Topf ist eine fiktive kleine Inselrepublik, die man vor den Truppen eines Revolutionsgenerals und eines CIA-Renegaten schützen muß.
Das ist genauso Tralala, wie es Actionfans wünschen, nicht mehr als eine Motivation, einen Gegner, vielleicht noch ein hübsches Gesicht (in diesem Fall allerdings mäßig ausgesucht, denn Giselle Itié ist weder sonderlich hübsch, noch trägt ihr Charakter nun wirklich irgendwas Solides zur Handlung bei), dann läuft die Sache schon.

Und so gerät die Angelegenheit laut, zeitweise brachial und...solide.
Wer aufmerksam liest, der weiß schon, daß damit nicht alles eitel Sonnenschein ist, denn so ordentlich wie Stallone seinen Job macht, so wenig trägt er mit diesem Film zur Legendenbildung bei, zu der er allerdings hier die Chance hatte. "The Expendables" führt noch mal alles mit sich, was zum Genre gehört, aber er ist kein Meilenstein, vom beeindruckenden Cast mal abgesehen. Das Vorführen bekannter Gesichter kann natürlich schon an sich Spaß machen, die Vergabe des Söldnerauftrags durch Bruce Willis an die Kandidaten Stallone und Schwarzenegger in einer zweiminütigen In-Joke-Szene ist dabei sicherlich ein lang zitiertes Highlight, aber mehr als alle ins Spiel zu bringen, schafft Stallone nicht.

Das hat verschiedene Gründe. Am auffälligsten sicherlich die Zentrierung auf ihn selbst und Statham, die nicht unbedingt die beiden sind, die man ununterbrochen in Aktion sehen will. Dann bemüht der Film vor allem in der ersten Hälfte zu emotional die Problemchen und Lebensführungen und das Grauen des Erlebten, wozu Mickey Rourke (der ja per se eigentlich auch kein Actionheld ist oder war) ein paar solide, aber wenig überzeugende Monologe aufsagen darf.
Anschließend bastelt Stallone zu sehr an seinem Inselplot, bei dem es Konflikte zwischen dem leitenden General und dem Bösling im Hintergrund, zu dem Itié auch noch eine verwandtschaftliche Beziehung beisteuern darf, die nicht wirklich viel bringt. Die Finstermänner sind zu gering an der Zahl, um ein ähnliches Charisma zu entwickeln wie die Helden, die Bedrohung ist nicht wirklich groß gemalt, das Übel des illegalen Kokainanbaus ein MacGuffin und dann dürfen die üblen Kerle noch nicht mal richtig böse sein: da schubsen Militärpatrouillen ein paar Obststände um, drei Männer werden im Keller exekutiert und für das Mädel bleibt eine fast porentiefreine Wasserfolter (bzw. eine Art Verhör, bei dem niemals klar wird, was die Kerls überhaupt von ihr erfahren wollen), bevor sie zu ihrer anstehenden Wärtervergewaltigung auch schon gerettet wird.

Wenn da schon die Verhältnisse nicht stimmen, dann ist leider letztendlich auch die Action unausgewogen. Nach netten Start setzt der Film erst einmal lange (für Actionverhältnisse lange) aus, um sich dann langsam wieder zu steigern und in einem explosiven Finale zu münden. Der Gehalt an Fightszenen und Shootouts ist letztendlich sauber, aber weil die Herren eben in die Jahre gekommen sind und das alles nicht mehr ganz so flüssig aussieht, begeht Sly den Kardinalfehler des modernen Kinos: schneide es bloß so schnell wie möglich, im "Bourne"-Stil, hektisch und wild, so daß man sich bloß nicht auf Details konzentrieren kann und hinter die gamer-geschulten ADS-Opfer davon überzeugt sind, daß sie extrem großartige Sachen gesehen haben.
Allein, der Donnerhall-Ruf guter Actionfilme basiert auf dem Zelebrieren der Action, es genügt nicht, Masse statt Klasse zu zeigen, Ikonen wollen gut ins Bild gesetzt werden, ihre Kämpfe leben von ihrem Charisma, ihrem Kampfgesicht, der Nähe des Todes. "Expendables" kommt dabei einem einem PC-Game-Level Marke "Counterstrike" verdammt nahe, gemeinsamer Auftrag, möglichst großer Schaden, aber die Heroen mano-a-mano zu zeigen, wie sie selbstvergessen alles aufs Spiel setzen, geht hier im Sprengsatzgewitter unter. Mit CGI-Blut und expliziter Soundkulisse kaschiert Stallone leider zu viel weg, macht sogar die Premiumfights Lundgren vs. Li und Austin vs. Couture zu eben nur zwei Kämpfen, die irgendwie wohl ganz groß waren, bei dem man sich aber ums Verrecken an kein Detail mehr erinnern kann.

Also rollt die hektische Gefechtswalze in den letzten 20 Minuten alles nieder, aber was bleibt sind nur einzelne Momente, in denen der Geist der Action wirklich anwesen war. Dafür sorgen zumeist Figuren, die gewisse Elemente des Genres rekapitulieren, während sie sie leicht ironisieren: Lundgrens unkontrollierbares Kampfwrack; Coutures Sidekick-Gequassel und das Waffennarrentum von Terry Crews, der auch schon die neue Generation an Actionhelden symbolisiert. Daß am Ende eines solchen Krachers auch wirklich ein "ENDGEGNER" stehen muß, ist jedoch in der Ehrenparade leider abgegangen: Austin müht sich sichtlich, doch Eric Roberts ist als engagierter und altgedienter Fiesling einfach zu "klein", um eine Chance zu haben, mit seinem doch sehr vagen Plan (ich will Kohle machen und bin dabei ungemein böse) durchzukommen.

Klar, die Fans werden trotzdem glücklich sein, Nostalgie soll regieren, endlich das sehen, was einem 15 Jahre oder so vorenthalten wurde, aber in den Momenten, in denen Stallone den Hund von der Kette lassen könnte, die Party losgehen kann, läßt er den Film altersschwer werden, nicht altersweise und ironisch einsichtig gefärbt, wie er es verdient hätte.
Es knacken die müden Knochen, doch wir satteln auf zum letzten Gefecht, die jüngeren Kämpfer unter den Fittichen oder kaum noch zu kontrollieren, Generation treten gegeneinander an oder gehen unter, noch einmal den Schalk im Augenwinkel, den Spruch auf der Lippe, das finale Ächzen und dann die Welt brennen lassen für die cineastische Gerechtigkeit - das wäre ein würdiger Abschied gewesen.
So ist es (nur) ein Actionfilm unter vielen, mit eben mehr Namedropping und einigen echt guten Szenen, der aber letztendlich nur den Status Quo bemüht und den Wunsch, daß die guten alten Zeiten immer noch gelten, nicht daß man durch sie gereift ist. Andererseits ist der Gedanke, daß Actionhelden niemals aufhören können, auch wieder kein neuer und eine Fortsetzung bleibt in Griffweite. Dann aber bitte von einem alten Knochen, der sich mit solchen Figuren auskennt, nicht von einem der noch an dem Problem kaut, daß er mal einer war - und so hart an sich gearbeitet hat, wieder einer zu werden, daß er vor Kraft kaum noch laufen kann. Das, Mr.Stallone, ist nämlich in aller Ernsthaftigkeit wirklich unwürdig. (6/10)

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