„The Expendables“ – die Entbehrlichen, also, aber nicht für die Actionfans: Die hatten Stallones All-Star-Projekt heiß erwartet.
Natürlich geht es um Gepose der Deluxe-Klasse, was schon die Namen der einzelnen Teammitglieder aussagen: Barney Ross (Sylvester Stallone), Lee Christmas (Jason Statham), Ying Yang (Jet Li), Hale Cesar (Terry Crews), Toll Road (Randy Couture) und Gunner Jensen (Dolph Lundgren). Natürlich handelt es sich dabei um Decknamen, denn das Söldnerleben ist gefährlich und nicht unstrapaziös. Ein Grund, warum man Gunner aus dem Team schmeißen will, da dieser unnötig gewalttätig und drogensüchtig geworden ist.
Nach der erfolgreichen Befreiung einiger Geiseln aus den Händen von Piraten nimmt Ross bereits den nächsten Job an: Den Umsturz des Diktators General Garza (David Zayas), der von dem ehemaligen CIA-Agenten James Munroe (Eric Roberts) unterstützt wird und über die Insel Vilena herrscht. Schon die Vergabe des Auftrags ist ein Fest, ein Gipfeltreffen der Stars und Planet Hollywood Inhaber: Mr. Church (Bruce Willis) von der CIA vergibt den Auftrag, als Mitbewerber um den Job tritt Trench (Arnold Schwarzenegger) auf. Von Schwarzeneggers Präsidentschaftsambitionen über die ironische Arnie-Sly-Rivalität bis hin zu Stallones Paraderolle als Rambo im Dschungel wird hier wirklich alles abgedeckt.
Für das liebe Geld sehen sich Ross und Lee auf Vilena um, wo ihr Rebellenkontakt, Sandra (Giselle Itié), ihn dazu bringt, noch einmal an Ideale zu glauben. Er entschließt sich den Unterdrückten zu helfen…
„The Expendables“ mag simpel gestrickt sein, doch genau darin liegt seine Stärke: Kein unnötig kompliziertes Rumgerutsche, keine aus dem Hut gezauberten Plottwists, sondern gute, altmodische und echt straighte Action wie man sie sonst aus den 80ern und frühen 90ern gewohnt war – und das mit ähnlichem Drive. Stallones Film legt ein unglaubliches Tempo vor, stets bahnt sich die nächste Actionszene an, denn um geschliffene Dialoge oder vielschichtige Charaktere geht es nicht.
Dementsprechend sind die Figuren einfach Varianten von Paraderollen der Stars: Gunner ist der leicht psychopathische Killer, Ying Yang der zurückhaltende Kampfsportexperte, Christmas Profi und gleichzeitig Frauenheld, Ross und Tool (Mickey Rourke) die gealterten, desillusionierten Recken. Auch abseits vom Job ist Machotum deluxe angesagt, die Hobbies der Expendables sind sich betrinken, Motorrad fahren und sich tätowieren lassen, Frauen werden zwar temporär benötigt, aber binden kann sich ein echter Mann kaum. Und gleichzeitig nimmt „The Expendables“ all den ins Extreme überzeichneten Machobullshit wieder auf die Schippe, wenn Lee und Ross Frauenprobleme diskutieren, wenn Ying Yang über seine Körpergröße spricht oder wenn sich Toll Road über seine Blumenkohlohren beklagt.
Auch sonst fliegen die In-Jokes nur so um die Ohren, wenn man den ehemaligen Wrestler Steve Austin gegen den ehemaligen UFC-Champion Randy Couture antreten lässt, wenn Gary Daniels als The Brit auftritt, wenn Hale Cesar von seiner neuen Superwaffe spricht, die natürlich im Finale zum lautstarken Einsatz kommen muss usw. Stallone weiß einfach ganz genau, was die Actionfans sehen wollen und serviert es mit einem Augenzwinkern: Nach einer Verfolgungsjagd ist man den fiesen Schergen entkommen und was macht man dann? Man wendet das Flugzeug und legt mit den Bordkanonen noch schnell den Hafen Vilenas in Schutt und Asche.
Die Actionszenen sind trotz gelegentlichen CGI-Einsatz (vor allem bei den Einschusswunden) und leichtem Bourne-Einschlag inkl. Wackelkamera und schnellem Schnitt eine schöne Old School Angelegenheit, die nie zu unübersichtlich wird, es gibt Shoot-Outs, Fights, Verfolgungsjagden und Explosionen en masse. Das Sprengen des Präsidentenpalastes ist zwar ein etwas mauer CGI-Effekt, die sonstigen Explosionen dagegen fast durch die Bank handmade und leinwandfüllendes eye candy. Zwar kommen einige der Fighter in den Nahkämpfen etwas zu kurz und durch die schnellen Schnitte kommen ihre Fähigkeiten nicht vollends zur Geltung, doch durch ihre Wucht und Härte sind die Actionszenen eine wahre Freude. Kameramätzchen wie der Quasi-Point-of-view-Shot bei einer Rolle Ross’ sind eine nette Ergänzung, doch insgesamt ist Slys Inszenierung sehr bodenständig.
Und de facto funktioniert das Ensemble echt klasse, jeder bekommt mindestens eine Szene, die nur ihm gehört und auch wenn „The Expendables“ nicht unbedingt Höchstleistungen von seinem Mimen verlangen mag – ein jeder der Beteiligten funktioniert hier prächtig. Schade, dass Gary Daniels etwas verschenkt ist, Charisma Carpenter und Giselle Itié sind in den größeren Frauenrollen auch eher Beiwerk, aber das ist kaum Grund zur Klage, denn man sieht viel von den Stars, die wirklich mit Leib und Seele bei der Sache sind.
„The Expendables“ hat seine kleinen Schönheitsfehler und richtet sich primär an die ganz beinharten Actionfans, aber für die ist er ein Geschenk sondergleichen: Ruppig, kompromisslos, temporeich, spektakulär, selbstironisch und unglaublich kurzweilig. So simpel kann ganz großes Genrekino sein.