Hier gibt es bestimmt einige kleine Spoiler, also vorsicht!
Für Actionfans ging damals, als die Dreharbeiten zu „The Expendables“ begannen, ein Traum in Erfüllung. Die folgende Wartezeit bis zur gestrigen Deutschlandpremiere war für mich fast ein Martyrium. Nur noch selten schaffen es Filme überhaupt so ein Gefühl bei mir zu erreichen, aber bei dieser Besetzung war es natürlich klar, dass ich mehr als heiß war.
Aber kann so eine Vorfreude überhaupt erfüllt werden?
Beim Drehbuch war man jedenfalls nicht so kreativ wie bei der Besetzung und der Vermarktung. Das Söldnerteam um Sylvester Stallone bekommt den Auftrag dem Selbsternannten General eines Inselstaates, der seine Bewohner unterdrückt, auszuschalten. Für 5 Millionen $ nehmen sie den Auftrag an, müssen aber schon bald erfahren das der Auftraggeber (Bruce Willis) nicht die ganze Wahrheit gesagt hat. Trotz erster Bedenken übernehmen sie dann doch die Mission und entbrennen ein Actionfeuerwerk…
Ja, das größte Problem ist dann tatsächlich die Geschichte. Wenn man als Actionfan denn solche Probleme erkennen möchte. Einfach gestrickt verläuft die Handlung nach Schema F eines typischen B-Movies(Filme wie „Double Force/Fifty Fifty“ kommen einem beim schauen in den Sinn). Was im Prinzip erst einmal OK ist, wenn man die verworrenen Steven Seagal Actioner denkt. Doch hier hat man natürlich eine Schar an Actionstars zur Verfügung, denen man schon mehr hätte zutrauen sollen. Denn leider werden die einzelnen Charaktere einen nicht besonders nahe gebracht. Man erfährt kaum etwas über deren Motivation, deren Verbindungen zueinander oder irgendwas aus der Vergangenheit der Söldner. Außer natürlich das sie schon einige Aufträge zusammen bewältigt haben. Zwar wird mal etwas angerissen, wie Randy Coutures Therapiesitzungen, aber nicht wirklich vertieft. Dabei hat man doch gerade bei solchen Typen die Chance einiges herauszuholen. So wirken einige Verhaltensmuster arg Sprunghaft. Wie z.B. warum die Figur des Gunnar (Dolph Lundgren) eigentlich so austickt zu Beginn. Was hat dazu geführt? Auch der Twist mit der Figur am Ende ist dann doch fast schon albern. Aber na gut. Eine Charakterstudie habe ich nun auch nicht erwartet. Aber man spürt einfach das vorhandenes Potenzial nicht ausgeschöpft wurde. Dafür bekommt man dann einen Handlungsstrang um die Figur von Jason Statham geboten, der dem Film nicht wirklich was bringt und einen ziemlich drögen Monolog von Mickey Rourke der irgendwie Tiefe reinbringen soll, aber eher schwülstig verpufft. Diese Zeit hätte man dann lieber auf alle Mitglieder verteilen sollen. Wären die Rollen der Söldner nicht mit diesen Männern besetzt wurden, hätte man vermutlich keine richtige Beziehung zu den „Expendables“ aufbauen können. Doch die Darsteller sind natürlich alte Bekannte und so ist man trotz allem voll dabei. Und gerade deswegen machen die Frotzeleien untereinander soviel Spaß und man hätte gerne noch mehr davon gehört und gesehen.
So ist das Aufeinandertreffen der Altstars Schwarzenegger, Stallone und Willis natürlich eines der Highlights im Film. Das Gegenseitige triezen im Bezug auf Filme und realem Leben zwischen Sly und Arnie ist absolut großartig geworden. In diesem Stil hätte es ruhig noch mehr geben können.
Aber letztendlich war es fast zu erwarten, das der Film gar nicht alle Stars genügend Zeit geben konnte, außer man hätte einen Film mit der Laufzeit eines „Die Wildgänse kommen“ gedreht(was für mich auch in Ordnung gegangen wäre). So fällt die Screentime von Terry Crews, Randy Couture und sogar Jet Li schon ziemlich knapp aus. Von den Bösen, Eric Roberts, Steve Austin und Gary Daniels ganz zu schweigen. Die haben tatsächlich noch eindimensionalere Rollen bekommen als die Helden. So lebt der Film vor allem vom Charisma der Jungs und natürlich nicht von darstellerischen Vermögen. Das ist natürlich nicht wirklich schlimm.
Doch genug genörgelt. Denn die Action rockt die Leinwand und darauf haben wir Actionfans und bestimmt auch noch einige andere hauptsächlich gewartet. Man braucht hier zwar nichts Außergewöhnliches erwarten, aber gerade deswegen macht die Action so viel Spaß. Die meiste Zeit gibt es wunderbar altmodische, handgemachte Actionszenen. Es wird ebenso viel geschossen wie mit Hand und Fuß gefightet. Vor allem die hohe Anzahl der Zweikämpfe hat mich sehr überrascht. So bekommt fast jeder Star seine Actionszene. Nicht immer ausreichend (Gary Daniels hätte sicherlich eine spektakulärere Kampfszene verdient gehabt, darf aber immerhin gegen Li und Statham antreten) und manchmal wirkt es gar wie nach einer Liste abgearbeitet, aber immerhin demonstriert der Regisseur Stallone seinem Cast dem nötigen Respekt; zumindest in den Actionszenen. Leider werden die Kämpfe wie heutzutage üblich eher von schnellen Schnitten, wenigen Totalen und immer in Bewegung befindlicher Kamera begleitet, aber ich verlor niemals die Übersicht. Vom furchtbaren Stakkatoschnittgewitter eines Bourne, ist dieser Film Meilenweit entfernt. Immerhin haben die Leute hier auch wirklich was drauf und es muss nichts verschleiert werden. So freut man sich über Lundgren gegen Li (relativ zügig vorbei), Austin gegen Stallone (cool geworden) und auch Randy Couture darf gegen Steve Austin ran.
Von der Vielzahl her darf man zufrieden sein. Genauso sieht es bei den Schießereien und den verdammt großen Explosionen aus. Vor allem am Hafen und Finale bekommt man wirklich saftiges zusehen. Und wie schon gesagt ist das fast alles Handgemacht und echt. So wie es sein muss. Natürlich kommt der Streifen nicht ohne CGI aus, doch hier wird nur unterstützt eingegriffen und das meist bei Zerstückelungen und Flammen.
So fällt die Action, unter der Ägide zweier Topleute wie Terry Leonard und Spiro Razatos, durchweg rasant, altmodisch und geil aus. Hier sollte sich jeder Actionfreund Zuhause fühlen, gerade auch weil es dann doch teilweise ziemlich brutal zur Sache geht. Zum Glück wurde hieraus kein PG-13 Film gemacht und so sieht man zerfetzte Leiber, blutige Einschüsse, bösartige Messereinstiche, einen deftigen Genickbruch und so weiter und sofort. Da stößt der doch arg schnelle Weg zum Showdown kaum noch störend auf. Denn immerhin gibt es wenigstens mal wieder ein richtiges Finale, welches viele Actionfilme in den letzten Jahren oftmals nicht gebacken bekommen haben.
Das alles wird unterlegt von einen satten und absolut fetten Sound, der den Kinosaal (ich habe noch nie so eine laute Kinovorstellung erlebt, so voll aufgedreht war die Anlage noch nirgendwo) durch Schuss-, Explosions- und Schlaggeräusche zum zittern brachte. Bryan Tyler untermalt das geschehen wie immer mit einen sehr gelungenen Score und dazu gibt es die richtige Rockmusik wie z.B. Thin Lizzys „The Boys are back in Town“.
Es ist nicht der absolute Überfilm für mich geworden, denn kleine Schwächen wie die oberflächliche und bei einer Figur arg sprunghafte Charakterzeichnung, sowie die vergebene Chance noch mehr aus den bekannten Stars herauszuholen (immerhin sticht Lundgren durch seinen „Universal Soldier“ Psychomodus etwas heraus) verhindern das. Einige werden sich sicherlich nicht unbedingt dran aufziehen, aber was soll ich machen. Dagegen kann ich über den platten Plot natürlich hinwegsehen, auch wenn ein Quäntchen mehr Sorgfalt nicht geschadet hätte. Dafür gibt es Oldschool-Action vom feinsten, zwar teilweise Computer unterstützt, aber wunderbar hart und körperbetont. Nun kann man nur hoffen dass die Zuschauer die immer nach dieser Art Action schreien auch wirklich ins Kino gehen und den Film zu einem Erfolg verhelfen. Denn trotz aller Schauwerte, wird auch dieser Actionknaller es nicht ganz einfach haben. Immerhin gibt es noch einige andere Actionstars die in einer Fortsetzung auftreten können. Von mir gibt es zwar keine volle Punktzahl, aber ich spreche trotz allen meinen Respekt aus. „The Expendables“ ist einer der besten Actionstreifen der letzten Kinojahre.