Nichts gegen alte Schule, nichts gegen die Moderne, aber wer inszeniert denn noch einen Film, speziell einen Gruselfilm, der innerhalb eines dreiminütigen Prologs alles, aber nun auch wirklich alles im Vorfeld verrät, was das zentrale Mysterium in den nächsten anderthalb Stunden noch irgendwie interessant machen könnte?
Natürlich gibt es immer eine unheimliche Bedrohung, die man (noch) nicht ins Bild rückt, es sollte Hinweise geben, aber grundsätzlich soll der Prolog die Ungewißheit erhöhen. Hier ahnt man schnell, daß da etwas ist, was es ist, was es demzufolge will und wie es vorgeht – spätestens als Patchworkpapi, neue Lebensgefährtin und ein leicht bratziges Scheidungskind in unseren Tagen (Haupthandlung) erstmal ins Bild gerückt sind.
Vielleicht könnte ich ja netter mit Troy Nixeys Remake eines heute fast in Vergessenheit geratenen US-TV-Films sein, der seinerzeit dem zahmen Publikum der 70er einen tierischen Schrecken einflößte (die Beurteilung des Miniklassikerstatus meinerseits muß entfallen, da ich dem Film bisher nicht habhaft werden konnte), wenn man nicht so aufdringlich mit Produzent Guillermo del Toro werben würde, der ja seit „Hellboy“ und „Pans Labyrinth“ für düstere und gute Unterhaltung mit Geschmack steht.
Dazu kam dann noch ein geschickt montierter Trailer, der ein holdes Mägdelein von ca. 10 Jahren dabei zusieht, wie es sich des Nachts unter der Bettdecke versteckt und es darunter ordentlich rappelt – worauf sie natürlich (Undercoversicht!!!) sich bis zum Ende durchhangelt und ihr dann ein fieses kleines Monster entgegen springt.
Da sollte man dann auch gleich erwähnen, daß dies nicht nur die beste Suspenseszene des Films ist, sondern auch der einzige kreative Geniestreich überhaupt, denn außer einem guten Set Design, erlesener Beleuchtung und einem angestaubten Geisterhauslook kann der Film mit überhaupt nichts rumprotzen.
Das Nixey nicht glänzen kann, liegt aber auch am äußerst offensichtlichen Drehbuch, für das wiederum del Toro zuständig war (samt Matthew Robbins, der aber auch schon del Toros Insektenkracher „Mimic“ nicht eben mit Originalität adelte).
Als TV-Film würde das ja gerade noch so durchgehen, aber hier handelte man einen Kinoeinsatz heraus und dafür ist der Output einfach zu fade.
Ausgangspunkt ist das unselige Triangle zwischen dem unaufmerksamen, inzwischen in Rhode Island hausierenden Scheidungsvater, seiner Assistentin-cum-Lebensgefährtin-cum-ungewollter-Ersatzmutter und dem Töchterlein, das die liebe Scheidungsmami (wie man im Laufe der Handlung erfährt) mal eigenmächtig ostwärts über den großen Kontinent abgeschoben hat.
Dementsprechend ist Sally (Bailee Madison) nicht eben guter Dinge, muß sich aber so bratzig aufführen, daß man sich manchmal wünscht, ihre unerklärliche Kackneugier gegenüber den unheimlichen Geschehnissen würde sie flott das Leben kosten. Warum sie immer weiter macht, obwohl es bald allen Grund gibt, Schiß zu haben (und sie die Muffe auch kriegt), bleibt genauso ungeklärt.
Derweil darf Guy Pearce, an sich ein mehr als passabler Darsteller, den total ignoranten Vati mimen, den seine Investitionen in die Renovierung des Haunted House samt und sonders betriebsblind gemacht haben und der so arschig rüberkommt, daß man jetzt gewillt ist, die ganze Familie auszulöschen.
Da ist es schon sensationell zu konstatieren, daß die positivste und agilste Person in diesem Film ausgerechnet Mrs. Ex-Tom Cruise Katie Holmes ist, die zwar nicht eben hinter einer Patchworktochter her ist, die ihr zusätzlich ziemlich negativ begegnet, aber als einzige feststellt, daß ihr Stecher noch eine Nummer neben der Spur läuft.
Und was ist sonst so los? Ach ja, in den Luftschächten krabbelt es, ferne Stimmen flüstern heiser böse Sachen (und werden tunlichst ignoriert bzw. ihre jeweiligen bedrohlichen Aussagen) und kaum ist der Film zu einem Drittel rum, treten die bösen Untermieter schon ins Licht: es sind gefräßige Zahnfeen.
Also…naja…wenn man sich Zahnfeen eben wie handgroße gebeugte Krüppelmonster vorstellt, die vor hellem Licht zurückschrecken.
Ich spoilere hier übrigens nur marginal, denn wer nicht gemäß des o.a. Prologs sofort weiß, was hinter den Stimmen steckt, muß wohl noch nicht ganz wach sein oder gerade in der Küche den Dip vorbereiten. Auch die Optik der kleinen Fieslinge wird so schnell enthüllt, daß es spätestens bei ihrem dritten Auftritt keinen Spaß mehr macht, ihnen zuzuschauen.
Was dann folgt, ist der übliche Standard. Töchterlein pummelt solange mit ihren neuen Freunden rum, bis sie ihr aufs Dach steigen; Dad hört bis zur Katastrophe gar nicht erst zu und Miss Holmes braucht einfach zu lange, bis sie die Vorgeschichte des Hauses in der nächsten Bibliothek endlich zusammen gepummelt hat. Hier klingt dann übrigens ein Hauch von Lovecraft neben einem kräftigen Schuß Arthur Machen an (für alle, die ihre Phantastikabteilung gut sortiert haben), aber das alles kulminiert noch dazu in einem sehr unbefriedigenden Schluß mit enorm vielen offenen Fragen.
Spannend ist das leider nicht sonderlich, außer man geht da sehr unbedarft ran. Es lohnt sich sicher, in der Ausstattung zu schwelgen, aber ich hab schon wesentlich besseren Okkulthorror in solchen Kulissen gesehen, als dieses Kindergemonstere, das niemals die nötige Bedrohlichkeit entwickelt, um uns trotz der doofen Pappdeckelcharaktere mitzureißen.
Ist man jetzt böse, kürt man das zum Mädchengrusel, aber auf dem Gebiet des Geisterhorrors wird momentan so solide gearbeitet, daß man dieses Remake nur zum Anlaß nehmen soll, weiter nach dem Original zu suchen. (3/10)