Von den durchaus vielen Fernsehfilmen, die Johnnie To zwischen 1985 und 1995 und das trotz einer bereits an- und gut gelaufenen Kinokarriere für Television Broadcast Limited (TVB) gedreht hat, ist die Iron Butterfly - Trilogie noch mit am bekanntesten; in Deutschland hat es dieser Einstieg hier gar zu einer zeitnahen Veröffentlichung auf Videokassette gebracht und ansonsten natürlich die Distribution auf die Video CD zumindest geschafft. (So etwas wie Betrayal (1988) oder Behind Bars (1990) ist trotz mindestens gleichwertiger Besetzung teilweise nicht mal in den üblichen Datenbanken gelistet, geschweige denn der entsprechenden Klientel geläufig.) Trotz auch hier zunehmend prominenter männlicher Unterstützung mit Mark Cheng im zweiten und Tony Leung Chiu-Wai im dritten Teil ist die Saga durch zwei Frauen zusammengefasst, Fiona Leung und Betty Mak nämlich, und durch ihren Regisseur, welcher eben To und somit ein Trio als Basis gegeben ist:
Senior Inspector Roxanne [ Betty Mak ] ist auch aus persönlichen Gründen hinter dem Gangsterboss Dong Ming [ Lam Chung ] her, wobei sie dabei sowohl die Hilfe ihres Teams in Anspruch nimmt als auch die eifrige junge Kollegin Fion [ Fiona Leung ] unter ihre Fittiche nimmt. Bald kann sie auch auf die Unterstützung des Drogenfahnders Stanley [ Anthony Wong ] und dessen Kollegen [ Nathan Chan ] zählen, muss sich wegen andauernder Schwierigkeiten allerdings bei ihrem Vorgesetzten Mr. Smith [ Gregory Charles Rivers ] rechtfertigen als auch bei ihrem Freund Johnson.
Um das Publikum frühzeitig fest zu ködern, gibt es hier wie bei den Serien einen eigenen Titelsong und eine Montage, die Spekulatives und Spektakuläres aus dem kommenden Programm schon einmal als Appetizer anreicht und so anreizt. Bilder aus dem vermutlichen Showdown werden schon dargeboten, eine größer angelegte Schießerei und auch der Western-ähnliche Waffen-bestückte Gang dahin (welcher so im Film gar nicht vorkommt), sowie Momentaufnahmen aus dem Geschehen davor, welches auch seine kleineren Stunts beinhaltet, aber wohl deutlich aus dem Genre Drama (und Liebe/Romantik) und mit den Komplikationen Mann – Frau und Beruf – Privat gehört. Erst kommt allerdings der Dienst, die Erfüllung der Pflicht, das Bewahren von Recht und Ordnung auf den Straßen, wozu hier eingangs eine Razzia in einem illegalen Glücksspielstudio versteckt in einem eher gedrungenen Hinterhofhaus und so schnell auch die erste Actionszene, die versuchte Flucht eines der Beteiligten mit erbitterter Gegenwehr gegen die anwesenden Polizisten und so Stürze die Treppe hinab, Sprünge über die Häuserdächer und auch eine Verfolgung zu Fuß über die Straße in mehreren Höhenebenen inklusive einer Rauferei auf einem Kram gehört.
Das ist abruptes und auch teils lebensmüdes HK-Kino aus dieser Phase, hier eben nicht auf der großen Leinwand, sondern schon von Leuten von dort, mit To als (neben Andrew Kam) bereits einer der Macher von The Big Heat (1988) mit als Aushängeschild der Ära und mit Yuen Bun als Choreografen, der bald ebenfalls zur ersten Reihe der Action-Directoren und Namen mit Reputation und so extra Erwähnung gehört. Das Raue der Gegend und auch der Produktion – das urbane Klima hier wirkt alles andere als einladend, das Haus und sein Umfeld ist nicht wohnlich, sondern dunkel, rissig und beengt, die Bilder ungeschminkt – tragen das Notwendige und auch Spezielle zur Umsetzung dieser Einstiegsszene bei, der Schnitt ist eher auf Hektik getrimmt, die körperlichen Aktivitäten teils sichtlich mit Drahteinsatz nachgeholfen bzw. abgesichert, dann wieder upgespeedet, gröbere Stunts werden ohne zusätzliche Akzente überspielt. Ein wenig durcheinander ist auch die Erzählung dargereicht, umspannend und springend vom North Kowloon Magistrat bis hoch zum Castle Peak in Tuen Mun, zuweilen chronologisch gleich so sprunghaft in Vorwegnahmen und in Rückblenden geliefert und im allgemeinen Gewusel von Personen, Zeit und Raum dosiert. (Drehbuch ist von Leung Wing-Mooi, der auch One Way Ticket to Bangkok, 1988 und The Thief of Time, 1992 für TVB geschrieben hat.)
Die allgemein schwache Ausleuchtung der Szenerie und das Natürlich im Verhalten der Beteiligten, die Dichte und Nähe zu ihnen sowie das Abstoßende der kargen Innenszenen und der bewegten Aussendrehs sorgen für eigenes etwas unwohles Interesses, hinzukommt noch, dass der Film seine weiblichen Figuren vorweg stellt und für wichtig und dies ohne extra Betonung seitens ihrer Kollegen und auch nicht seitens ihrer Gegner nimmt. Frauen hier als selbständiges und vollwertiges Mitglied der Truppe, mit Führungspositionen und eigenen Einsatz, was von dem männlichen Gefolge als ganz normal betrachtet und nicht weiter speziell beachtet wird. Genug zu tun gibt es auch: eine erste trockene Observation nach einem Raubüberfall auf einen Juwelier, bei dem die Täter nicht etwa gestellt, sondern verfolgt und so aufgestöbert werden und schließlich unter Beobachtung gesetzt. Eine gescheiterte Festnahme weit draußen auf dem Lande, bei der durch ein Ablenkungsmanöver der Ganoven am Ende die Polizisten mit leeren Händen dastehen und die zweite kriminelle Partei erschossen von den Geschäftspartnern mit dem Gesicht im Staube liegen. Eine Hilfsaktion für eine malträtierte Prostituierte, währenddessen allerdings ein anderer Lockvogel in Gefahr durch einen perversen Lüstling gerät. Vieles davon täte auch als braun getäfeltes Bühnenstück, mit Befragungen im Revier und mehrmals dem Strammstehen vor dem Vorgesetzten, als Kleinklein im Polizistenalltag und dies nur mit zwischenzeitlichen Ausbrüchen in den Actionfilm funktionieren; teils wirkt man aber auch als Zusammenschnitt von einer Mini-Serie, mit losen Enden links und rechts, und Plot-Einschüben von nebenher.
Der Fachmann für die Shootouts und die Explosionen muss dann mittig wieder ran, da dort eine nächtliche Warenübergabe nicht bloß vom CID, sondern unwissend davon auch von einer zweiten Truppe unter Führung des jungen Anthony Wong (schlank und noch mit Haaren und Bart, aber sonst Rüpel wie immer, aber mit Bloodshed-Finale) gestört wird und ein wildes Chaos aus funkensprühenden Munitionshagel und der Detonation eines der umherstehenden Lastkraftwagen ausbricht. Anschließend folgt noch eine Prügelei auf einem fahrenden Bus und ein Sturz von dort hinab in die Windschutzscheibe eines Autos; die Einlage kommt aber genauso abrupt wie vieles anderes im Film (eine Tötung erst per Säureanschlag und schließlich dem Sturz vom Dach und eine weitere Tötung per Stromkabel im Swimmingpool, eine Schießerei im Treppen-/Parkhaus, nachdem man sehenden Auges in eine Falle gelaufen ist, eine Bombe in der Weihnachtstorte, die das halbe Polizeirevier zerreißt usw.) und ist durchaus sehenswert, aber nicht so wirklich integriert und auch nicht integrierend; im besten Fall ist das eine Vorwegnahme vom späteren To plus gleichzeitig auch eine Art Yes, Madam! - In the Line of Duty 2 (1985) als Fernsehdrama mit Anspruch, im schlechteren Fall ist einfach nur all over the place und ein Stückwerk mit Ereignissen.