Review

Manchmal hilft auch das beste Erfolgsrezept nicht, um den Funken, den Zauber überspringen zu lassen.
Da hat man einen motivierten Star, ein tricktechnisch prägnantes Werk, einen Regisseur mit dem Händchen für generationsübergreifende Unterhaltungsware und einen momentan durchaus angesagten Jungstar und doch steht der Titel (im Original) signifikant für den Erfolg des Films: "Der Zauberlehrling"!

Gut, Jon Turteltaubs dritter Streich mit Nicolas Cage im Handgepäck (nach zwei "National Treasure"-Erfolgen) hat durchaus weltweit sein Geld gemacht und auch sein ungeheures Produktionsbudget (150 Millionen) scheinbar wieder eingespielt, aber nach allen Abzügen wird für die Bruckheimerfirma doch ein Minus in den Büchern stehen bleiben, was die Chancen auf eine avisierte Fortsetzung dieser Geschichte ins kaum Meßbare mindern dürfte.
Dabei hat der Film durchaus Breitflächenpotential: Cage spielt einen Adepten des großen Merlin, der nach dessen Tod durch die Hand Morgana nicht alternd durch die Jahrhunderte gezogen ist, um den einen jungen Mann zu finden, der den Drachenring tragen kann und damit die Fähigkeiten beinhaltet, die böse Morgana zu töten, die derweil in einem Seelengral eingeschlossen ist. Mit in der Urne ist Monica Belluci, die sich für die Sicherheit der Welt geopfert hat und natürlich von Cage (alias "Balthazar Blake") angeschmachtet wird. Und dann gibt es da noch den evil Gegenspieler, den nach "Spider-Man 2" mal wieder Alfred Molina verkörpern darf, mit einer satanischen Langmut, die ihresgleichen sucht.
Fündig wird Blake schließlich bei dem zehnjährigen Dave, der sich allerdings so unbedarft anstellt, daß Blake und Horvath (Molina) gleich noch mal für ein Jahrzehnt in einer anderen Urne eingeschlossen werden, wo sie dann pünktlich entkommen, als Dave (jetzt der geekige Jay Baruchel) gerade seine Grundschulliebe Becky (!!!) angraben will.

Ganz getreu alter Erfolgsrezepte werden die Zutaten hier miteinander vermischt. Ordentlich Drive muß in den Mixer, also stellt sich der Film als eine Art Achterbahnrfahrt durch zahlreich Show- und FX-Cases dar, wenn die Magier miteinander kämpfen oder gewisse Objekte beleben (metallene Adler des Chryslerbuilding; einen riesigen Stier, einen japanischen Karnevalsdrachen). Mittendrin das Identifikationsobjekt, der arme Dave, der als talentierter Physiker gar nicht weiß wie ihm geschieht und der sich zwischen Liebe und Weltrettung entscheiden muß und doch stets schwankend bleibt.

Daß da nicht wirklich viele Überraschungen im Körbchen liegen, dürfte bei dieser Grundkonstellation wohl klar sein: die Suche nach dem Seelengral, das wiederholte Entlassen böser Zauberer aus derselben, die Ausbildung des Jungmagiers mit Pleiten, Pech und Pannen und die finale Verhinderung der Apokalypse (die George Romero gefallen dürfte), das sind ausreichend Gelegenheiten, um Schauwerte, Lichteffekte, CGI, Morphing und wilden Budenzauber übereinander zu häufen, reichhaltig und vielfältig und visuell auch ordentlich phantasievoll.
Das Problem liegt darin, daß diese Formel zumindest in diesem Fall etwas zu routiniert benutzt wird. Zu häufig hat man die Meister/Lehrlingsproblematik schon ausgeschlachtet, zu sehr setzt man auf bekannte Elemente wie den Gefühlskonflikt, zu eingeölt sind die Handlungselemente. Dabei macht der "Zauberlehrling" Spaß, ist sogar ein ordentlicher Film für die ganze Familie und andere Generationen, nicht zu grimmig, nicht zu lustig, gespickt mit diversen Stars.
Und möglicherweise ist es genau diese Form sanfter, erfahrener Berechnung, die das Fehlen des wahren Überraschungseffekts in der Post-Harry-Potter-Ära so deutlich fühlen läßt.

Was den Film doch zu einem Erfolg werden läßt (zumindest auf dem Unterhaltungssektor), ist der Umgang mit der Fantasymoderne. Allgegenwärtig ist das gewisse Augenzwinkern vernehmbar, die Dialoge sind mit Gags gewürzt und Cage ist als nöliger Prophet im Ledermantel in Hochform. Aber gleichzeitig haben die Stars nur wenig zu tun, Alice Krige ist in ihrer gemorphten Form kaum erkennbar, Bellucci hat nur ein paar Szenen und Molina kommt nie ganz von der Kette. Jay Baruchel ist zwar genau der Typ, der zugleich Nerd als auch Talent sein kann, verläßt sich aber einmal mehr auf sein Zittern- und Zögern-Tick des Verunsicherten mit dem guten Herzen - und teilt so vermutlich in Sympathiedingen das rote Meer sehr strikt.
Und es gibt keine menschlich wirklich bedeutenden Entscheidungen, kaum grimmige Prüfungen, fast keine Bedrohungen des totalen Verlusts, so bleibt der Film meistens nur leichter Bruckheimereskapismus, bei dem wir ordentlich einen drauf machen dürfen, ohne daß man einen Kater zu befürchten hat. Man snackt den Film einfach so weg und dafür sind 150 Millionen ein stolzer Preis, der nicht nur mit ein paar guten Jokes und tollen Schauwerten gutzumachen ist. Ein typischer Blockbuster muß heutzutage entweder noch flacher, noch düsterer oder bedeutend exzentrischer sein, wobei ich allerdings betonen muß, daß "Duell der Magier" mindestens zwei Klassen über den meisten anderen üblichen Fantasystandardprodukten für die Familie, meist basierend auf Erfolgsbüchern ist.

Mit gerade mal 100 Minuten Spielzeit wirkt das dann paradoxerweise fast schon wie ein B-Movie und sich immer vorsichtig in der Mitte der Straße haltend, als einzige befreiende Szenen dient ausgerechnet das Zitat des berühmten Micky-Maus-Klassikers aus "Fantasia", in dem der Lehrling den Putzartikeln Leben einhaucht, um das Laboratorium zu reinigen und er dieses bald nicht mehr unter Kontrolle hat - was wiederum dem Publikum heute kaum noch etwas sagen wird.
Am Ende bleibt ein softer Hinweis auf eine mögliche Fortsetzung, ein einigermaßen abgeschlossener Film, der auch einzeln bestehen kann und ein inflationärer Einsatz von "One Republic"'s Song "Secrets", der minimum dreimal erklingt.
Für einen schönen Videoabend mit den Kindern oder auch nur mit Freund oder Freundin ist der Film dennoch geeignet, nur für bleibende Eindrücke ist zu wenig Originäres vorhanden, das ein wiederholtes Ansehen rechtfertigt. Wie gesagt, Mr.Bruckheimer "walks right down the middle". Letztendlich zu wenig, evolutionär gesehen. (6/10)

Details
Ähnliche Filme