Review

Ich finde es immer noch sehr schade, dass asiatische Filme nach wie vor so wenig Beachtung in Deutschland geschenkt bekommen. Ausreden wie "ja, asiatisch nicht so mein Ding" oder "ja die sehen alle gleich aus, da weiß ich nie wer WER ist" machen mich sogar richtig wütend. Es stimmt zwar, dass das asiatische, insbesondere das japanische Kino einen total eigenen Stil vorweist und dabei völlig vom Mainstream-Programm aus den Staaten abweicht, aber davon auszugehen, dass alle asiatischen Filme gleich "strange" sind ist einfach völlig daneben. Gerade dieser Film, mit dem Namen "Confessions", zeigt mal wieder eindrucksvoll mit was für grandiosen Ideen die Japaner ein eigentlich längst gekautes und oft gesehenes Thema ausstatten kann. Dieser Film vereint viele wichtige Themen, die sich Alle rund ums Hauptthema Schule drehen und bietet uns dabei eine brillante Optik, überragende Schauspieler und eine Story, die in der Ausführung eine solch hohe Kreativität besitzt, dass man Ende wieder einmal lange brauchen wird um das Gesehene zu verarbeiten.

Wir befinden uns mitten in der Klasse der 7B. Die Klasse ist laut, ungehorsam und ziemlich chaotisch. Vorne berichtet die Lehrerin, dass sie nach den Sommerferien nicht mehr an der Schule unterrichten wird. Die Klasse schenkt der Lehrerin zunächst keinerlei Interesse, doch als sie plötzlich von ihrer toten Tochter berichtet und dabei erklärt, dass der oder die Täter sich in diesem Moment im Klassenraum befinden wird es zunehmend ruhiger in der Klasse. Als der oder die Täter sich mehr oder weniger selbst entlarven löst das eine Kette von dramatischen Ereignissen aus, die uns tief in die Seele von gebrochenen und gefährlichen Menschen blicken lässt.

Mehr sollte man auf keinen Fall im Vorfeld über die Geschichte wissen, denn das was nach den ersten 30 Minuten auf einen zukommt, sollte man auf alle Fälle völlig unvoreingenommen auf sich wirken lassen. Die ersten 30 Minuten finden nur im Klassenraum statt und wir hören nur die Lehrerin von ihrem furchtbaren Schicksalsschlag berichten. Wer jetzt hier einen Krimi oder Sonstiges erwartet, wo wir alle neugierig darauf sind, wer der Mörder ist irrt gewaltig. Der oder die Mörder werden schnell enttarnt und bekommen auch schon eine sehr kreative Strafe verpasst. Doch erst nach dieser Offenbarung fängt dieser Film so richtig an und zeigt uns die Konsequenzen dieser Ereignisse. Was genau passiert wird natürlich nicht verraten, dennoch möchte unbedingt die Vielzahl der Themen aufgreifen, die dieser Film zu bieten hat (und dabei nicht mal 2 Stunden geht). Der Film macht unfassbar viele Zeitsprünge in kürzester Zeit und springt im Eiltempo hin und her von Charakter zu Charakter. Anfangs scheint dieser Stil sehr verwirrend zu sein und es fällt in den ersten 5 Minuten schwer die Dinge koordiniert zu folgen. Doch dieses Problem legt sich außergewöhnlich schnell und man wird sehr schnell auf den zielsichereren Weg geführt und kann sich dem Stil völlig aufmerksam hingeben. Selten zuvor habe ich einen Film gesehen, der so viele brisante Themen vereint und so schnell und oft einen Zeitsprung vollzieht, ohne dabei aber je willkürlich zu wirken. Themen wie das Strafgesetz gegenüber Minderjährigen werden aufgegriffen, AIDS spielt eine ganz wichtige Rolle, der Film zeigt uns zudem wie wichtig eine intakte Familie ist und wie schwierig das Thema Mobbing an Schulen ist. Auch das Thema "Amoklauf" bleibt nicht außer Acht und wir bekommen ein völlig realistisches Bild zu sehen, wie ein Amokläufer überhaupt zum Amokläufer wird, ohne dabei den Amokläufer auf die Mitleid-Schiene zu pressen. Einziger und wirklich nur minimaler negativer Aspekt bei diesem Film war der Soundtrack, der für mich persönlich bei vielen Stellen unpassend eingesetzt wurde. Zwar ist die Musik vom Klang her wahrlich nicht schlecht, doch harmonieren hier Bild und Musik nur sehr selten zu 100% miteinander. Ich hätte es sogar fast besser gefunden, wenn man komplett auf Musik verzichtet hätte, was die Atmosphäre noch deutlich verstärkt hätte.

Ich habe wirklich selten Schauspieler im Kinder bzw Teeniealter gesehen, die eine derart beängstigende Performance abgeliefert haben. Keiner der Darsteller agiert überspitzt oder klischeehaft, jede Figur offenbart uns sein Innerstes und wir bekommen stets die Gedanken der einzelnen Charaktere als Voice Over zu hören. Die interessanteste Figur stellte für mich Shuya Watanabe dar, der hier einfach unglaublich gut von Yukito Nishii gespielt wird. Shuya's Geschichte ist eigentlich auch mit das wichtigste Ereignis in diesem Film und bevor es in einem super-genialen Finale zu Ende gebracht wird, sehen wir das Leben eines wahnsinnigen Menschen, der aber fast schon folgerichtig handelt, ohne dabei Verständnis vom Publikum zu fordern. Aber auch alle anderen Schauspieler, die ich jetzt hier nicht alle mit Namen aufzählen möchte, glänzen in ihren Rollen und man ist einfach von jeder Figur und jeder ereignisreichen Szene zu tiefst beeindruckt.

Nein ich empfehle diesen Film garantiert nicht allen Asia-Filmfans, denn die dürften solch hochkarätige Perlen von diesem Kontinent gewöhnt sein. Mein Appell geht an all die Leute, die immer herumnörgeln und meckern, dass asiatische Filme ja immer so "komisch" sind. Schaut euch diesen Film unbedingt an, denn es ist aus meiner Sicht einer der besten asiatischen Filme überhaupt. Schaut ihn euch an und macht euch Gedanken zu den sehr wichtigen Themen, die dieser Film aufgreift.


Fazit : Ok, gewisse Parallelen zu "Uhrwerk Orange" und "Battle Royale" kann man hier schon erkennen. Doch "Confessions" kann ganz locker mit den Filmen mithalten und bietet vor allem sogar noch viel mehr Inhalt als die beiden genannten Werke. Anschauen ist für jeden Filmfan, der auf eine gut ausgearbeitete Story wert legt, knallharte Pflicht!


9,5/10

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