Die Lehrerin Yuko macht zwei ihrer Schüler für den Tod ihrer kleinen Tochter verantwortlich. Da diese zu jung sind, um strafrechtlich zur Verantwortung gezogen zu werden, mischt sie ihnen aus Rache HIV positives Blut in die Schulmilch und löst damit eine Kette weiterer dramatischer Ereignisse in Gang...
Tetsuya Nakashimas Geständnisse geht dieses Jahr ins Rennen um den Auslands-Oscar. Ein auf westliche Sehgewohnheiten abgestimmtes Remake ist wohl nur eine Frage der Zeit. Ein ganz kleines bißchen würde ich mich ausnahmsweise mal darauf freuen. Und das kommt so...
Geständnisse ist inhaltlich eine Wucht. Nach Eden Lake und Co. legt nun auch Japan ein sozialkritisches Thrillerdrama vor, in dem verrohte und vom Leben gelangweilte Teenager der Ursprung allen Übels sind. Der Film wird bis zum Finale inhaltlich interessant weiterentwickelt und reiht nicht bloß - wie beim oben genannten Vergleichsbeispiel der Fall - blutige Spezialeffekte und Verfolgungsjagden aneinander. Geständnisse nimmt sich stattdessen ausreichend Zeit den familiären Background und die Motivation der beiden Täter zu beleuchten. Auch wenn spekulative Gewaltbilder vermieden werden, vermag die Radikalität mancher Ereignisse mitunter sehr zu schockieren.
Geständnisse könnte man nun zum Meisterwerk und zum Pflichtfilm an der Rütli-Hauptschule erklären, wenn er nicht 80% seines potentiellen Publikums (insbesondere Jugendliche) selbst ausschließen würde. Der behäbige und zähe Stil ist leider nicht jedermanns Sache. Kaum eine Filminute kommt ohne Zeitlupe aus. Das geht einem insbesondere im etwas durchhägenden Mittelteil irgendwann gehörig auf die Nerven. Der verschachtelte Aufbau der Handlung (Rückblenden) und die Neigung, Dialoge aus dem Off mit anderen Szenen zu bebildern, sind hingegen eher eine Frage des Intellekts; bremsen den Film aber ebenfalls unnötig aus. Das Gebären der japanischen Kids ist stellenweise auch etwas künstlich bzw. überspitzt, sodass sich in diversen Schlüsselszenen die Glaubwürdigkeit verabschiedet.
Das fesselnde Finale stimmt dann wieder versöhnlich. Meiner Meinung nach sind das die einzigen 15 Minuten des Films, in denen die Zeitlupe, ungewöhnliche Kamrablickwinkel und andere optische Mätzchen wirklich angebracht sind; schade um die vorherigen 80.
Mit einem etwas kommerzielleren Stil gewinnt man vielleicht keine Oscars, aber ein paar mehr Zuschauer.
Fazit:
der "bitteren Pille" fehlt etwas Schokoüberzug
06/10