Review

Nachdem „Bloodsport“ auf so grandiose Ausleihquoten in den Videotheken kam, rief das unzählige B-Filmemacher auf den Plan nach dem Schema gleich etwas hinterher zuschieben. Die Flut war unaufhaltsam, die Qualität musste mit der Lupe gesucht werden. Wenig später kam es dann auch in Mode jeden erfolgreichen (oder auch weniger erfolgreichen) Titel in Reihe zu produzieren. So geschehen auch mit „Kickboxer“, dessen Sequels unsere smarten Labels hoffnungslos durcheinander brachten (Taktische Verwirrung etwa?).

Nun konnte Jean-Claude van Damme schon nicht mehr für die Fortsetzung gewonnen werden, weil er sich anschickte seine ja inzwischen schon längst wieder beendete und in kommerzieller Hinsicht nur wenig ergiebige Kinokarriere zu starten. „Lionheart“ und „Death Warrant“ waren zu dieser Zeit jedenfalls schon im Kasten. Ganz zufällig debütierte bei letztem ein gewisser David S. Goyer, der uns ja später als Schreiberling mit Hang zum Düsteren („Dark City“, „Blade“) bekannt wurde und hier nun sein zweites Drehbuch zusammenrotzte. Von seiner späteren Schaffenskraft ist hier nichts zu spüren.

Eric und Kurt sind jedenfalls inzwischen Hops gegangen. Nach dem Warum, Weshalb und Wieso fragt man lieber nicht. Ist halt so und damit der Franchisefan ein wenig in Nostalgie waten darf, gibt es ein paar vergilbte Bilder des Sloan-Trios an der Wand. Zumindest David (Sasha Mitchell, „Death Before Dishonor”, „ Kickboxer 4: The Aggressor”) ist noch übrig geblieben. Der jüngste Spross der Sloan-Dynastie wird zwar im Original nie erwähnt, betreibt hier aber die zwielichtig ausschauende Kampfsportschule seiner Brüder weiter. Weil er die Kids zum Nulltarif unterrichtet, sieht es in der Portokasse mau aus und weil er sich entschlossen hat nie wieder zu kämpfen, wird sich das auch in absehbarer Zeit nicht ändern. Dieser Umstand ruft den schmierigen Promoter Justin (Peter Boyle, „F.I.S.T.“, „Outland“) auf den Plan. Seine neue Liga braucht dringend Zugpferde, damit Sponsoren und TV-Sender anbeißen. Doch David ist wenig erbaut von dem Angebot, während sein Kumpel und Musterschüler schon die Karrierechance sieht und bald mit Hoffnung auf den Titelkampf in die Liga eintritt.

Bevor es aber soweit kommt, knüppelt sich David aufgrund der mauen Finanzlage dann doch noch mit Justins Champ und der wird ausgerechnet von unserem Export Matthias Hues (Das ist der Mann, der das Wort totschlagen später in Filmen wie „Blackbelt“ neu definiert hat) verkörpert.
Eins muss man Trashikone Albert Pyun („Cyborg“, „Nemesis“), der zusammen mit Stammkameramann George Mooradian, abseits von Cyborgs und Endzeitfilmen, zu einem Stil findet, der die Sehnerven nicht überstrapaziert, dabei lassen, die knallharten Fights hat er im Griff. Davon gibt es summa summarum zwar gerade mal drei, doch die haben es in sich. Zwar vermisst man den spektakulären Kick, aber was hier literweise an Kunstblut durch die Gegend aus den Wunden suppt, gleicht Schnetzelunterfangen gewisser maskierter Lebenslichtausblaser. Der einzige Umstand, der auch schon den ersten Teil vor dem Untergang rettete und auch hier das einzig Überzeugende bleibt. Arbeitslose Gesichtschirurgen dürften hinterher, wenn es denn echt wäre, begeistert Nadel und Faden gezückt haben und schon mal einen Exklusivvertrag mit den Betreibern zwecks plastische Chirurgie aushandeln.

Nun gibt es aber auch noch ein Leben außerhalb des Rings und das führte meine Finger doch mehrmals gefährlich nahe an die Vorspultaste. Jener David ist nämlich ein total armer Wurm, der, im Gegensatz zu seinen Brüdern, über zero Selbstbewusstein verfügt, sich Minderwertigkeitskomplexen hingibt und nachdem ihm die Bude abgefackelt wurde und er krankenhausreif geprügelt wurde, unter der Bettdecke verkriecht. Nun möchte man solche soften Figuren in so einer Prügelklamotte ungern sehen und schon gar nicht als Held, weswegen Sasha Mitchell, der by the way auch nicht über die besten Talente verfügt und eigentlich auch schnurstracks ins „Big Brother“-Haus einziehen könnte, aber das gab es ja damals noch nicht. Mit Van Damme hatte man im ersten Teil wenigstens noch einen verbitterten Bruder, der auf Rache aus war, hier gibt es nur ein Haufen Elend. Dieses Softie-Gemüt gibt Pyun dann auch leider viel zu oft Anlass seine philosophischen Passagen einzubauen. David möchte den Kinnings nämlich nicht nur Kampftechniken, sondern auch Weisheiten mit auf dem Weg geben. Dürfte in deren Alter sowieso keiner verstanden haben, ist aber auch egal.

Immerhin ist die Gegnerschar erlesen und so rängt der asiatische Vorzeigebösewicht Cary-Hiroyuki Tagawa („Showdown in Little Tokyo“, „Nemesis“) im Hintergrund herum, bis Sensei Xian Chow (Dennis Chan wieder in der gleichen Rolle) aus Thailand eintrifft und den Boy in dankbar kurz gehaltenen, obligatorischen, wie üblich unorthodoxen Trainingssequenzen (als Kontrast dazu wird sein Kumpel in einer düsteren Trainingshalle mit Stereoiden vollgepumpt) aufpäppelt und man Tong Po (Michel Qissi, „Bloodsport“, „Karate Tiger“) wieder aufgestöbert hat. Denn weil Kurt seinerzeit mit dem Sieg über Tong Po ganz Thailand in Schande versumpfen ließ und ein Rückkampf aus sterblichen Gründen nicht stattfinden kann, muss nun David dran glauben. Tagawa erzählt zwar zwischendurch, dass eigentlich der Vater büßen müsse, doch das könnte auch ein Übersetzungsfehler sein.

Natürlich freut man sich auf das dämonische Ungetüm Qissi, der strahlt hier zwar nicht mehr ganz soviel tödliche Entschlossenheit aus, macht aber immer noch übelst was her und prügelt seinen ersten Gegner auch gleich ins Tal des Todes. Das entscheidende Match David gegen Tang Po soll dann bald folgen und nein, man wird nicht enttäuscht, auf die Omme gibt es einiges, auch wenn Qissi etwas plötzlich die Kraft ausgeht.


Fazit:
Hat man sich erst mal damit abgefunden, dass rund um die drei Fights ekelhaft klebrige Klischees zitiert werden und noch schlimmere Discomucke der Achtziger die Hörorgane bestrafen, kann man sich von „Kickboxer 2: The Road Back“ durchaus passabel unterhalten lassen. Pyun inszeniert solide, glänzt aber nur im Ring, die Darsteller (u.a. grub Pyun hier „Cyborg“ - Psycho Vincent Klyn aus) gehen für das filmische Niveau in Ordnung, die scheußlichen Dialoge inklusive zu verarbeitenden Traumatas trüben das Gesamtbild jedoch deutlich. Bleibt ein Klopper von der Stange mit guten Fights und Ungetüm Qissi. Unterhaltungswert ist ähnlich wie beim Vorgänger.

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