Jack Abramoff(Kevin Spacey) ist politischer Lobbyist, was bedeutet, dass er die Interessen bestimmter Gruppierungen, zumeist mit einer großzügigen Wahlkampfspende versehen, an Politiker heranträgt damit die wiederum entsprechende Entscheidungen treffen. Abramoff ist jedoch kein x-beliebiger Lobbyist, sondern praktisch der Star seiner Zunft. Ein Anruf von Jack und in seiner Schuld stehende Politiker sind sich für keine Peinlichkeit zu schade.
Irgendwann beschließt Jack zusammen mit seinem Partner Michael Scanlon (Barry Pepper) sein Wissen und seine Kontakte zu seinem eigenen Vorteil anzuwenden. Als Berater diverser Indianerstämme kassieren beide Unsummen an Beratungskosten ab um diese in schwimmende Casinos zu investieren. Was anfänglich ganz gut zu funktionieren scheint gerät im Verlauf der weiteren Handlung aber immer mehr aus dem Ruder und führt schließlich sogar zu einem Mord.
Jack Abramoff ist eine reale Figur, die hierzulande vielleicht nicht allzu bekannt sein dürfte, in den USA aber für einen veritablen Skandal sorgte und es schaffte sogar zu Zeiten von George W. Bush noch zusätzliche Fragen bzgl. des demokratischen Systems in den USA und der Arbeit von Lobbyisten aufkommen zu lassen.
Selbstredend steht und fällt ein solches Projekt mit der Hauptfigur und dessen Darsteller was ein entsprechendes Händchen beim Casting nahezu zur Pflicht macht. Glücklicherweise konnte Kevin Spacey für die Rolle gewonnen werden, was alleine schon das Anschauen des Films rechtfertigen dürfte.
Spacey geht dann auch gleich in die Vollen und liefert schon zu Beginn des Streifens eine Kostprobe dessen ab was den Zuschauer die folgender ca. 105 Minuten erwartet. Die erste Szene zeigt Abramoff beim akkuraten Zähneputzen, das plötzlich in einen fast manischen und teilweise lächerlichen Monolog führt, der Abramoff schon mal ganz gut charakterisiert. Schlecht daran ist nur, dass dies Jack im Normalzustand aufzeigt, also bevor ihn dann vollends der Größenwahn packt und er komplett aus dem Gleis läuft.
Ich will nicht zu viel verraten, aber Spacey spielt nicht nur groß auf, er liefert (zumindest in der Originalfassung) auch zwei denkwürdige Parodien auf Stallone und Pacino ab, die zum brüllen komisch sind.
Neben Spacey hat sich hier ein insgesamt recht namhafter Cast versammel, von dem aber bestenfalls noch Barry Pepper mit Spacey mithalten kann. Pepper ergänzt, unterstützt und befeuert als Scanlon Abramoffs Treiben aufs Beste. Während Jack großspurige Pläne mit Gemeindehallen, koscheren Restaurants usw. hat und sich dadurch zum Wohltäter der Menschheit aufzuspielen droht, ist Scanlon einfach bloß hinter der Kohle her, die ihm ein lockeres Leben verschaffen soll.
Der Supporting Cast besteht u.a. aus dem Comedian Jon Lovitz, der in seiner typischen Art für ein paar Lacher sorgt, die jedoch nicht so recht in diese Realsatire passen wollen. Als Abramoffs Ehefrau liefert Mrs. Travolta, Kelly Preston einen durchschnittlichen Auftritt ab, den man aber genauso hätte weglassen können.
Zur Vorbereitung seines Projekts besuchte Regisseur George Hickenlooper den echten Abramoff mehrmals im Gefängnis. Ziel war dabei wohl sich ein umfassendes Bild über dessen Persönlichkeit zu machen, was im Film auch recht gut gelang. Dadurch tritt hinter der Figur Abramoffs vieles etwas in den Hintergrund bzw. dürfte manchem Zuschauer entgehen. Damit ist natürlich die Fragwürdigkeit der Lobbyistenarbeit und deren Methoden genauso gemeint wie die Kritik am gesamten politischen System der USA inkl. seiner immer wieder plakativ vorgetragenen falschen Bigotterie.
Fazit: „Casino Jack“ ist größtenteils als unterhaltsam zu bezeichnen und bietet endlich mal wieder die Gelegenheit Kevin Spacey in Hochform zu erleben. Auch wenn die Inszenierung recht locker daherkommt dürfte das Thema aber bei politisch und sozial weniger interessierten Zuschauer kaum großen Anklang finden.