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Ein Fahrradunfall mit Folgen: Als der Teenager Yannick mit seinem Fahrrad hinfällt, ahnt er noch nicht, dass dies der Beginn seines größten Alptraums wird. Vom sadistischen Nachbarn eingesperrt und misshandelt, wird Yannick nur eine Möglichkeit offeriert seinem Leiden ein Ende zu machen. Er muss sich mit seinem Peiniger in einer Partie Schach messen. Der Einsatz: Yannicks Leben.


Auch die mittlerweile schon vierte Veröffentlichung aus der Störkanal-Reihe konfrontiert den Betrachter wieder mit einem äusserst intensiven Thriller, der fast vollkommen auf explizite Gewaltdarstellungen verzichtet und vielmehr die aussergewöhnliche Geschichte und die darin mitwirkenden Protagonisten in den Mittelpunkt des faszinierenden Geschehens stellt. Und so wird man nach einer sehr kurzen Einführung in der auch gleich der Symphatiewert der Hauptfigur Yannick angehoben wird, da er sich für ein kleines Mädchen einsetzt sofort in das teilweise schon bizarr anmutende Geschehen eingeführt, das sich fast den gesamten Film über im Haus der Familie Beaulieu abspielt. Das es bei dieser Familie nicht unbedingt mit rechten Dingen zugeht wird einem sehr schnell bewust, denn hat es sich doch der vater zur Lebensaufgabe gemacht, charakterlich schlechte Menschen zu ermorden. Er fühlt sich dazu regelrecht berufen und diese thematische Seite der Geschichte erinnert einen doch schon fast automatisch an den Film "Dämonisch" von Bill Paxton, der dort ja sogar von Gott berufen war, diese Aufgabe auszuüben. So verleiht dann auch die Motivlage des Familienoberhauptes der Geschichte einen ganz besonderen Reiz und es entfaltet sich im Laufe der Zeit eine immer stärker werdende Faszination, der man sich auch beim besten Willen nicht entziehen kann.

Insbesondere ab dem Zeitpunkt, wenn die ganzen Zusammenhänge des Täters klar werden, nimmt die Szenerie schon recht kranke Züge an, die sich dann auch in der entstehenden Beziehung zwischen dem Täter Jacques und dem Opfer Yannick entwickelt. denn nachdem Yannick zu Beginn noch vehement versucht, aus seiner Gefangenschaft zu entkommen, nimmt seine psychische Verfassung doch nach und nach recht aussergewöhnliche Züge an. Auf einmal steht ein Schachspiel im absoluten Focus der Ereignisse, Yannick braucht nur eine Partie zu gewinnen um seine Freiheit zu erlangen, doch ist die ganze Sache nicht so einfach, da Jacques noch nie in seinem leben eine Partie verloren hat. Auch wenn sich das jetzt für einige Leute etwas dämlich anhören mag, sind die Schachspiele der beiden ein absoluter Höhepunkt dieser kanadischen Produktion, wird der Zuschauer doch mit einigen surrealen Passagen konfrontiert, die den Ereignissen einen schon fast bizarren Anstrich verleihen, aber nahezu perfekt in das gewonnene Gesamtbild hineinpassen. Die visuelle Veränderung des Spielortes, der sich in der Realität in einem Zimmer befindet ist der absolute Hammer, denn verschwinden doch auf einmal die ganzen Farben und wechseln in eine weiss-blaue und vollkommen surreal anmutende Winterlandschaft.

Dieser Umschwung erscheint dermaßen wuchtig, das er den Betrachter fast mit der Wucht eines Keulenschlages trifft und somit einen sehr nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Als Yannick dann auch noch merkt, das er immer besser spielt und den schachmeister sogar an den rand einer Niederlage bringt, geraten die Ereignisse völlig ausser Kontrolle. Von einer Minute zur anderen verschwindet sein Bedürfnis, seine Freiheit zurückzubekommen und er ist nur noch von dem Gedanken beseelt, seinen Peiniger im Spiel zu schlagen. So lässt er dann sogar die Möglichkeit zu fliehen verstreichen und bleibt freiwillig in dem Haus, in dem ihm soviel angetan wurde. Vergessen sind die Taten, die ihm beispielsweise Jacques ältere Tochter Michelle angetan hat, die ursprünglich die Nachfolge ihres Vaters antreten sollte, der Wunsch nach Freiheit ist einer bizarren Obsession gewichen, so das er nur noch an einen spielerischen Sieg über seinen Peiniger denken kann. Er ist so von diesem einen gedanken besessen, das auch die schlimmsten Ereignisse im letzten Drittel des Films emotional vollkommen an ihm abprallen. Es entsteht sogar der Eindruck, das der junge Mann jegliches menschliches Empfinden verloren hat und nur noch auf eine entscheidende Partie Schach focussiert ist, deren Gewinn ihm die einzig wahre Freiheit bringen würde.

So ist dann auch die letzte halbe Stunde dieses von Haus aus sehr intensiven Geschehens besonders hervorzuheben, da sich die Intensität und Faszination der Story noch einmal zusätzlich verdichtet und für ein aussergewöhnlich gutes Sehvergnügen sorgt. das liegt auch in den erstklassigen Darbietungen der beiden hauptdarsteller begründet, die äusserst überzeugend und authentisch agieren. Das zwischen ihnen stattfindende psychische Katz-und Mausspiel steht dabei immer im Mittelpunkt und fasziniert von der ersten bis zur letzten Minute. Sicher wird es aber auch wieder genügend Leute geben, die den Film als langatmig und actionarm ansehen werden und so evebtuell nicht die wahre Qualität dieses Werkes erkennen. Zwar ist "5150 Elm's Way" sicherlich für Action-Freks und Freunde visueller Härte nicht unbedingt geeignet, wer allerdings einen erstklassigen Thriller zu schätzen weiss, der insbesondere durch seine Charaktere und seine Geschichte zu überzeugen weiss, der ist bei diesem Film genau an der richtigen Adresse.


Fazit:


Starke Charaktere, ein perfides Katz-und Mausspiel und phasenweise visuell beeindruckende Bilder sind die großen Stärken eines Filmes, der zwar weder actionreich noch blutig ist, aber dennoch eine ungeheuer starke Intensität entfaltet, die sich auch auf den Zuschauer überträgt. Um dieses aber auch wirklich zu fühlen, muss man sich selbstverständlich auf das Geschehen einlassen und sollte vor allem mit den richtigen Erwartungen an diese kanadische Produktion von Regisseur Eric Tessier herangehen. Denn wenn man das tut, wird man dafür mit einem absolut erstklassigen und intensiven Filmerlebnis belohnt, das auch durchaus nachhaltig im Gedächtnis hängenbleiben wird.


8,5/10

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