Zweimal Starpower in einem postmodern witzelnden Actionspektakel, eine Formel, die schon bei „Mr. & Mrs. Smith“ Knete brachte, und heuer „Knight and Day“ heißt.
Im Gegensatz zum Ehepaar Smith sind June Havens (Cameron Diaz) und Roy Miller (Tom Cruise) einander allerdings fremd, zumindest zu Beginn des Films. Zufälliges Anrempeln (bei dem der Zuschauer bereits ahnt, dass es gar nicht so zufällig ist) führt zur Begegnung der flippigen Automechanikerin mit dem geheimnisvollen Sunnyboy, was beide als Flirtchance sehen. Man wähnt sich fast schon in der nächsten RomCom, doch dann putzt Roy an Bord des Fliegers eine ganze Horde von Attentätern und man ist wieder auf den Pfaden des Spionagefilms.
Als June am nächsten Morgen (nach zwischenzeitlicher Betäubung) aufwacht, hat sich ihr Leben verändert, denn finstere Regierungsleute verfolgen sie, um an Roy heranzukommen. Doch der schreitet schnell zur Rettung, woraufhin beide von den Behörden gehetzt werden – und June weiß noch nicht einmal so wirklich, was eigentlich vor sich geht…
Tom Cruise wird ja oft gescholten, teilweise zu Unrecht, denn in den letzten Jahren hat der gute Mann ja einiges an fantastischen Leistungen gezeigt (man denke an „Last Samurai“ oder „Collateral“). Tiefgehendes Schauspiel ist hier vielleicht nicht gefragt, doch den Killer mit den trockenen Sprüchen spielt er herrlich, wobei sich seine Figur natürlich auch das Fehlen von Panik oder sichtbaren Emotionen auszeichnet. Dann ist da noch Cameron Diaz, die seit rund 10 Jahren die immergleiche Rolle spielt, doch was bei „3 Engel für Charlie“ noch witzig war, ist mittlerweile anstrengend und so nervt ihr gewollt tapsiges Gehampel nach ner Weile. Geradezu unscheinbar dagegen der Supportcast, dessen Leistungen und Gesichter man schnell vergessen hat.
Was aber auch daran liegen könnte, dass „Knight and Day“ filmisches Fast Food in Reinkultur ist, dem Geballer und Witzeleien über den Plot gehen. Die Locations wechseln schneller als bei James Bond und werden teilweise nur wenige Minuten lang bespielt (z.B. das tropische Inselversteck), alle paar Minuten kommen irgendwelche Henchmen um die Ecke und warten auf den nächsten Fangschuss, sodass kaum Zeit bleibt über die Geschichte nachzudenken, die eh nur am Rande interessiert: Kabbeleien um eine verschwundene Superbatterie und deren verschwundenen Tüftler und so.
Dass sich June und Roy verlieben, ist Ehrensache, dass es Komplikationen und Missverständnisse gibt, die das Ganze hinauszögern, versteht sich ebenfalls von selbst. Und Starpower allein macht kein romantisches Knistern aus, weshalb dieser Plotstrang im Endeffekt wenig interessiert und die Fans amouröser Verstrickungen in die Röhre gucken.
Dafür bekommt der geneigte Zuschauer immerhin Ansätze von Screwballcomedy zu sehen, wenn sich das gejagte Paar bei der Flucht vor fiesen Häschern ordentlich balgt, rauft und gelegentlich auch mal gegenseitig betäubt. Junes hypernervöses Gehampel steht dabei im netten Gegensatz zum stets ruhigen Roy, der selbst bei Geiselnahmen und Shoot-Outs freundlich daherlabert als bewerbe er sich um einen Job als Flugbegleiter. Stellenweise sind Roys Sprüche sogar herrlich schwarz, z.B. wenn er June während einer Schießerei, nachdem sie ihn angefleht hat niemanden mehr zu töten, sagt: „Sie bleiben hier und ich gehe kurz rüber, um mit denen zu reden… naja, ehrlich gesagt, ich werd rüber gehen und sie erschießen.“
Auch die Actionfans dürfen einigermaßen jubeln, wobei vor allem die erste Hälfte des Films ordentlich was hermacht: Roys furioser Kampf gegen eine Horde getarnter Agenten im Flugzeug, eine die physikalische Glaubwürdigkeit strapazierende Verfolgungsjagd durch die Innenstadt und ein Shoot-Out im Warenlager sind echt toll anzusehen. Leider nimmt die Actionmenge in der zweiten Hälfte ab statt zu und auch qualitativ ist keine Steigerung zu verzeichnen, was gerade im Finale schade ist: Eine nette, aber eher kurze Verfolgungsjagd nebst Ballerei durch die Stadt, die in einem lahmen Mexican Standoff endet, und in deren Verlauf beide Oberbösewichte so schnöde nebenbei weggeputzt werden als wären es bloß bessere Statisten gewesen. Bodenständigkeit ist dabei nicht gegeben, es wird stets überzogen postmodern gekämpft, wenn der Held ohne sichtliche Probleme ganze Horden von Gegnern über den Jordan schickt.
Nervige Diaz, cooler Cruise, schwacher Plot, netter Actionmumpitz – „Knight and Day“ ist keine Großtat im Bereich des postmodern ironischen Pärchenactionfilms, „Mr. & Mrs. Smith“ hat da schon die Nase vorn, aber zur amüsanten Berieselung reicht James Mangolds Film aus.