Review

"Action-Prosecco"

Manchmal genügt es, wenn ein Film einfach nur Spaß macht. Da kann der Plot noch so simpel sein, das Gebotene einem noch so bekannt vorkommen und die Darsteller noch so sehr ihren Rollenklischees entsprechen, wenn Tempo, Witz und Timing stimmen, dann ficht uns das alles nicht an. Knight and Day ist ein solcher Film. Zugegeben, die niedrige Erwartungshaltung dürfte dem positiven Endresultat nicht unbedingt geschadet haben.
Die einstigen Superstars Tom Cruise und Cameron Diaz zählen zwar (noch) nicht zum gefürchteten Kassengift, die Zeiten programmierter Blockbuster sind allerdings längst passe. Auch die gute alte Actionkomödie hat schon wesentlich bessere Tage  gesehen. Man muss schon mindestens bis in die frühen 1990er Jahre und zu James Camerons True Lies zurückgehen, um ernsthaft über eine letzte Blütezeit dieses Genres diskutieren zu können.

Knight and Day wirkt dann auch wie ein Best of vergangener Klassiker. So klauen Story und Ausgangslage deutlich bei Hitchcocks Thrillerkomödie Der Unsichtbare Dritte, erinnern die teilweise fulminant inszenierten Shootouts an die Lethal Weapon-Reihe und orientieren sich Einfallreichtum der Actioneinlagen sowie Location-Hopping am bereits erwähnten True Lies. Das Ganze wirkt ob seiner unverhohlenen und offensiv ausgestellten Zitierfreude aber jederzeit grundsympathisch. Hier versucht niemand alte Versatzstücke zusammenzurühren und das Endprodukt als etwas spektakulär Neues zu verkaufen. Vielmehr ist Knight and Day eine augenzwinkernde Hommage an die Glanzlichter seiner Gattung. Das mag zwar nicht sonderlich originell sein, enorm unterhaltsam aber allemal.

Tom Cruise spielt den scheinbar ausgetickten Superagenten Roy Miller. Er hat eine neu entwickelte, extrem leistungsstarke Batterie entwendet und auch gleich deren Erfinder entführt. Die unbedarfte Automechanikerin June Haven (Cameron Diaz) dient John am Flughafen (unfreiwillig) als Schmuggelhilfe. Nach gemeinsamer Bruchlandung mit einem Passagierjet ist das ungleiche Pärchen buchstäblich aneinandergekettet, schließlich sind die gesamte CIA sowie ein wenig zimperlicher Waffenhändlerring nun nicht mehr nur Miller, sondern auch seiner vermeintlichen Komplizin auf den Fersen ...

Natürlich ist Knight and Day ein auf ein möglichst breites Publikum zugeschnittenes Hochglanzprodukt. Daher überrascht um so mehr, dass sich der Film die ein oder andere schwarzhumorige Szene gönnt. Highlight ist dabei sicherlich die perfekt geschnittene Auftaktsequenz, in der Miller ein halbes Dutzend Profikiller mitsamt den Piloten ausschaltet, während sich die unbedarfte June auf der Bordtoilette zurechtmacht, um den vermeintlichen Avancen ihrer neuen Bekanntschaft entsprechend begegnen zu können. Als die auf ein nächtliches Rendezvous über den Wolken eingestellte June endlich das Ganze Ausmaß ihrer prekären Lage erkennt, meint der entwaffnend lächelnde Miller nur lapidar: „Kann passieren", um daraufhin flugs ins verwaiste Cockpit zu entschwinden und eine gekonnte Bruchlandung hinzulegen. In diesem Tempo und Ton geht es (glücklicherweise) auch im Rest des Films weiter. So brenzlig die Situation auch sein mag, so eng sich das Netz um die Gejagten auch ziehen mag, stets hat Miller einen flapsigen Spruch auf den Lippen, um Lage und Partnerin zu entkrampfen.

Regisseur James Mangold (Walk the Line, Todeszug nach Juma) erweist sich als cleverer Arrangeur von Wortwitz, Situationskomik und spektakulärer Action. Die Mischung stimmt und das ist bei einem Film der weder mit einer ausgeklügelten Geschichte, noch mit differenziert ausgearbeiteten Charakteren punkten kann, essentiell. Vor allem die gebotenen Schauwerte werden hier ihrem Namen vollauf gerecht. Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit kann man als Zuschauer mal wieder großartige Actionszenen bewundern, ohne Schwindelanfälle zu bekommen. Mangold verzichtet auf die pseudorealistische Wackelkamera und das oft daran gekoppelte Schnittgewitter und verwöhnt den Actionfan mit visuell jederzeit nachvollziehbaren Stunts der Extraklasse. Ob eine halsbrecherische Autoverfolgungsjagd auf einem dicht befahrenen Freeway, ob ein fünfminütiges Feuergefecht in einem verlassenen Lagerhaus, oder eine rasante Hatz über den Dächern von Salzburg, stets hat man als Zuschauer den vollen Überblick und damit seine helle Freude an den perfekt choreographierten Szenen. Wer bei vergleichbaren Sequenzen aus der Bourne-Trilogie, The Gamer und v.a. dem letzen Bondfilm verzweifelte, dürfte mehr als positiv überrascht sein. Die für das amerikanische Mainstreamkino exotischen Schauplätze Salzburg und Sevilla komplettieren  schließlich diesen prächtigen Augenschmaus.

Dass dieses überkandidelte Szenario so gut funktioniert, ist nicht zuletzt dem sympathischen Duo Cruise - Diaz zu verdanken. Cruise war ja immer dann am besten, wenn er den Sprüche klopfenden Strahlemann geben durfte, der scheinbar jede Situation ebenso mühelos wie flott meistert. So gesehen ist der hyperaktive Superagent Roy Miller mal wieder eine Paraderolle für den in den letzten Jahren arg gebeutelten Superstar. Zwar wird er mit seinen inzwischen bereits 49 Jahren langsam zu alt für den jungenhaften Draufgänger, in Knight an Day kann er aber noch einmal in allen wesentlichen Belangen überzeugen. Für Cameron Diaz gilt Ähnliches. Auch sie ist definitiv etwas in die Jahre gekommen, kann aber ebenfalls noch mal ihre bewährten Stärken ausspielen. Sie verfügt immer noch über ein tolles Timing bei Slapstickeinlagen und kann sich nach wie vor auf ihre entwaffnende Mischung aus Naivität, Hemdsärmeligkeit und Girlie-Charme verlassen. Die Chemie zwischen den beiden stimmt jedenfalls, was in Pärchenkomödien mehr als die halbe Miete ist.

Womit wir wieder beim eingangs erwähnten Spaßfaktor wären. Die offensichtliche Freude aller Beteiligten überträgt sich nahtlos aufs Publikum und generiert eine sympathisch altmodische Actionkomödie. Mit leichter Hand inszeniert ist Knight an Day ein erfrischender Sommerkinococktail, durstlöschend, prickelnd, aber auch ohne lange Nachwirkung. Eine vergnügliche Achterbahnfahrt, die ordentlich Adrenalin ausschüttet, aber auch sehr schnell wieder vorbei ist. Wohl bekommts.

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