Geht doch nichts über einen Film, in dem in jeder Minute mal so richtig was los ist.
So eine Aktionsfrequenz muß man erstmal hinkriegen - und wie funktioniert das am Besten?
Genau, man schneidet einfach alles raus, was irgendwie nach Dialog oder Füllmaterial schnuppert, spätestens wenn man ahnt, daß trotz höchstem Materialeinsatz da nichts Besonderes rauskommen wird.
Viel genutzt hat es der Comic-Verfilmung "Jonah Hex" nicht - ist der titelgebende Held doch sowieso schon mit dem Schicksal geschlagen, daß ihn wirklich nur eingefleischte Hardcorefans kennen, das sind immer schlechte Aussichten für ein Breitwandboxoffice der Spitzenklasse.
Also inszenieren wir mit der gebotenen Rücksichtslosigkeit erneut den Wilden Westen zusammen, speziell das Jahr 1876, in dem die Vereinigten Staaten ihren 100.Geburtstag feiern. Das alles mit der leicht steampunkumnebelten Sonderausstattung, die schon einen Großbudget-Rohrkrepierer wie "Wild Wild West" leider nicht gut genug getan hat.
Also gibt es eine mörderische Zerstörungswaffe, die ganze Städte auslöschen kann und zwar in Form böse leuchtender Kugeln, die eine Kettenreaktion mit anderen Katapultbömbchen auslösen und alles einäschern, was gerade sein Pferd vor dem Saloon anbindet.
Doch da sei, wenn auch nicht ganz uneigennützig, "Jonah Hex" vor, die Westernvariante von "The Crow", ein ehemaliger Südstaatenoffizier und jetziger Kopfgeldjäger auf dem Rachefeldzug gegen einen Oberbösling (wer anders als John Malkovich?), der schon einmal "fast tot" und jetzt dank ein paar nicht ganz ausgereiften Indianerriten "nicht ganz lebendig" ist und die Toten für kurze Zeit zum Leben erwecken kann, um Informationen zu erpressen, bevor das Höllenfeuer zuschlägt.
Unser Naturbursche hat Frau (natürlich Indianerin) und Kind an den brutalen Möpp gelassen und geht jetzt mit supernatürlicher Entschlossenheit und einem durch ein Brandeisen enorm entstellten Gesicht zur Sache. Helau!
Das übernatürliche Element haben sich die findigen Drehbuchautoren übrigens dazugemogelt, damit die Chose nicht ganz so platt wie eine modernisierte Eastwood-Kopie durchgeht.
Um es gleich vorweg zu nehmen: alle, die einfach nur viele Schießereien, knurrigen Oneliner und solide ausgearbeitete Tricks zuhauf sehen wollen, gekrönt von einigen bombigen Explosionen, die sind bei diesem Zweikampf um die Zukunft Amerikas genau richtig. In geradezu sensationellen 71 Minuten Nettolaufzeit (ohne Abspann) wird der Zuschauer ununterbrochen mit Handlung und Action zugeworfen, damit auch alle verstehen, was denn so vor sich geht. Also Prolog, Off-Kommentar, Rückblicke, Visionen und ein wenig Gegenwart ist auch dabei. Und als Sahnehäubchen natürlich auch noch des kleinen Mannes "hottestes Etwas", die unsäglich hübsche, aber ebenso enorm untalentierte Megan Fox, die drei Viertel ihrer Szenen hier in einer Art Bordellzimmer ableistet, wo sie ihre leicht unterernährt wirkende Taille in ein sexy Korsett pressen kann.
Aus nicht näher definierten Gründen ist sie als Einzige mit "sexy hexy" befreundet und läßt ihn bereitwillig ran, was ja bei Entstellten mal eine nette Geste darstellt. Und einen tüften Waffenschmied namens "Smith" (hihi, In-Joke!) hat er auch bei der Hand, hier glänzt in einem Cameo Lance Reddick, der sonst als Agent Broyles die Serie "Fringe" veredelt.
Dennoch ist dieses Meisterwerk enorm gefloppt und wurde von der Fachpresse ebenso fachgerecht zerlegt, was dem etwas einfühlsameren Filmfreund ggf. auch verständlich sein dürfte, denn so etwas wie Charakteraufbau oder emotionalen Unterbau gibt es besser erst gar nicht, die Rachegeschichte muß als Motivation per se ausreichen, um reihenweise Leute umzunieten. Also knurrt der Held, sträubt sich und wird dann "pro revenge" doch immer wieder tätig, wobei ihm der übernatürliche Bezug hilft, auch schwerere Verletzungen wegzustecken.
Doch die Figuren bleiben Abziehbilder, der Film mechanisch, eine emotionslose Show der oberflächlichen Actiontableaus, die wirklich jeden kalt läßt, außer man ist ausschließlich auf pure Action ausgerichtet. Identifkation mit den Charakteren ist praktisch unmöglich und die endlose Erklärungswut dient nur dazu, das pausenlose Geballere hinreichend zu erklären. Abgesehen davon ist der Westen lediglich von kriegsneurotischen Kaputten, schmierigen Asozialen und geilen, frauenfeindlichen Arschlöchern bevölkert, die den Tod natürlich sowieso und gleich mehrfach verdient haben. Da mangelt es dann auch an Möglichkeiten für einen Erzschurken, der mit seiner Absicht, diese verkommene Nation über die Klippe gehen zu lassen, eigentlich nur das ohnehin Selbstverständliche beabsichtigt.
Einschlafen wird man in diesem Dauerfeuer dementsprechend zwar nicht, aber die grimmige Darstellung Josh Brolins kommt in diesem Komprimationsserial leider auch nicht so zur Geltung, wie sie vielleicht gedacht war. Die Version, die schließlich auf DVD gepreßt wurde, läßt aber den Schluß zu, daß das den Machern durchaus die ganze Zeit bewußt war.
Wen jetzt noch irgendwas wundert, dem sei gesagt, daß das "Skript" aus den fickrigen Händen des Ecstasy-Autorenteams Neveldine und Taylor stammt, die zuvor schon erzählerischen Deppenspeed mit "Gamer" und "Crank 2" geleistet haben und endlich mal die Pfoten von den Drogen lassen sollten.
Im Vergleich zu dem total mißkonzeptionierten "Gamer" ist es dem armen Jimmy Hayward auf dem Regiestuhl jedoch nach seinem Debüt mit "Horton hört ein Hu" gelungen, daraus noch beinahe so etwas wie einen Film werden zu lassen, der eine nachvollziehbare Handlung erahnen läßt. Daß es sich bei dem Film dann jedoch, wie bei der Hauptfigur, um einen "lebenden Toten" handelt, schmälert die Mühe etwas. Gesehen, vergessen. (3,5/10)