Irgendwo im Wilden Westen, kurz nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. Jonah Hex (Josh Brolin), ein im Gesicht entstellter Kopfgeldjäger, wird selbst zum Gejagten als er nach einem Streit über das für einige erlegte Bad-Boys zu bekommende Kopfgeld gleich noch ein paar Leichen in Form eines Sheriffs samt Gehilfen nachlegt.
Erst als sein alter Widersacher Turnbull (John Malokovich) aus der Versenkung auftaucht und sich aufmacht die Einzelteile einer mächtigen Zerstörungswaffe zu suchen wird Hex vom Präsidenten amnestiert um Turnbull zur Strecke zu bringen.
Der Film „Jonah Hex“ beruht auf einer hierzulande weniger bekannten Reihe von US-Comics, aus denen neben der Hauptfigur auch einiges andere übernommen wurde. Da wären z.B. die Figuren Jeb und Quentin Turnbull und Hex`s Entstellung im Gesicht. Ebenfalls wurde der Ort der Handlung im wilden Westen belassen und nicht ins 21. Jahrhundert verlegt, wie das 1987 im Falle der Comic-Vorlage kurzfristig und auch erfolglos gemacht wurde.
Man konnte den alten Hex und sein Umfeld aber auch nicht so einfach unmodifiziert auf das 2010-er Publikum loslassen, deswegen wurde vom Drehbuchautoren-Duo Neveldine & Taylor einerseits eine spirituell-okkulte und andererseits eine futuristische Storykomponente eingebaut.
Der spirituell-okkulte Part offenbart sich im Film gleich zu Beginn während des Vorspanns, der übrigens vom verwendeten Comic-Stil her ganz gut ausschaut. Wir erfahren hier wie Hex seine durch Turnbull verursachte Brandmarkung im Gesicht überleben konnte. Hex erzählt uns nämlich aus dem Off irgendwas über die „Crows“, die ihn gerettet haben, was man durchaus doppeldeutig verstehen kann, denn so ganz klar wird nicht ob es sich um Indianer vom Stamme der Crow oder echte Crows, also Krähen handelt. Im weiteren Verlauf der Handlung tauchen dann mehrmals Krähen auf, die Hex einmal wieder irgendwie ins Leben zurückholen als er von Turnbull`s Männern zusammen-geschossen wurde und mehrere andere Male als eine einzelne Krähe in einer Art leicht verändert wiederkehrender Vision des Helden erscheint.
Hinterfragt man diese visuellen Mätzchen, stellt man fest, dass hier nichts weiter als sinnfreie Augenwischerei vorliegt, mit der versucht wurde den Film über die reine Unterhaltungsschiene hinaus noch etwas aufzupeppen. Gelungen ist dies nicht, denn das Ganze ist nicht nur unsinnig, wirkt aufgesetzt und unpassend, sondern verwirrt den Zuschauer mehr als es ihn unterhält.
Die ebenso hinzugefügte futuristische Komponente liegt hier in Form der Waffe vor, hinter der Quentin Turnbull her ist. Es handelt sich um eine Art Giftgaswaffe, was Turnbull zum Osama-bin-Laden der Konföderierten macht und uns verdeutlichen soll, wie wirklich, wirklich böse der Mann doch ist.
Mal davon abgesehen, dass dieser Ausflug in unsere Zeit, den Bogen zu den alten Hex-Comics schlägt, liegt hier der Hund darin begraben, dass die Bedrohung filmisch nicht einmal ansatzweise bedrohlich umgesetzt wurde und zudem John Malkovich als Turnbull gecastet wurde.
Malkovich ist sicherlich ein guter Darsteller, wenn auch kein überragender, der hier wohl schon gerochen hat in welche Richtung dieser Streifen letztlich gehen wird. Anders kann ich mir beispielweise nicht erklären, wie es sein kann, dass der fiese Western-bin-Laden mitten im Film, als er sich über den Entwickler der Waffe unterhält, wirkt als sei er ein 7-jähriges Mädchen, dass auf seine neue Puppe angesprochen zu plappern anfängt.
Was Malkovich gerochen haben dürfte, ist dass „Jonah Hex“ am Ende eine ziemliche filmische Gurke werden würde und dies auch tatsächlich geworden ist. Einige der Gründe hierfür habe ich bereits aufgezählt, wobei es noch viele andere gibt. Stellvertretend dafür, will ich bloß noch auf ein paar davon eingehen.
Die ganze Substanz der Story lässt nur die Flucht nach vorne zu, also kein Tiefgang, sondern harte, temporeiche und stilsichere Action wäre meiner Meinung nach angesagt gewesen. Action gibt es im Film, die nötige Härte fehlt aber komplett. Die einzige gute Szene gibt es gleich nach dem Vorspann, als Hex in Django-Manier mit einigen Leichen im Schlepptau in die Stadt einreitet, die Gesetzeshüter samt der halben Stadt plattmacht und dann seelenruhig davonreitet. Diese eine Szene bietet eine kleine Ahnung davon, was aus dem Film hätte werden können, hätte man diesen Stil beibehalten.
Mag sein irgendwer hat die Autoren Neveldine & Taylor ausgebremst, mag sein das ohnehin nicht gerade große Potenzial der beiden gab einfach nicht mehr her, oder sie wollten nach den hahnebüchenen und blutrünstigen „Crank 2“ und „Gamer“ mal was braves fürs Massenpublikum machen. In die Hose ging es so oder so, denn der relativ hohe „Bullshit-Faktor“ ihrer Stories blieb erhalten, gleichwohl deren Schwerpunkt etwas verlagert wurde.
Statt des total abgedrehten Unsinns wird uns nun in etwas über 70 Minuten Spielzeiten (ohne Abspann) eben langweiliges und unstimmiges lähmendes Unterhaltungskino geboten, bei dem man fast ständig das Gefühl hat, dass das fertige Produkt an allen Ecken inhaltlich und qualitativ beschnitten wurde.
Den insgesamt schwachen Eindruck unterstreicht auch Megan Fox, die Hex`s „Love-Interest“ darstellen soll. Mal ganz davon abgesehen, dass die Tiefe der Story das Interesse von Hex an ihr bestenfalls erahnen lässt, hat das Mädel ausser einem attraktiven Äußeren absolut nichts zu bieten. Schauspielerisch so beeindruckend wie eine 4-jährige bei der Kindergartenaufführung von „Othello“ bietet Fox in ihrer total unnötigen Rolle nichts als „T&A“, ohne eine Form von Persönlichkeit.
Der Hauptdarsteller Josh Brolin macht seine Sache dafür ganz gut, kann aber gegen das langweilige und uninspirierte Drehbuch nicht anspielen oder den Film gar durch seine Leistung herumreissen. Dennoch ist er als Jonah Hex durchaus überzeugend.
Wirft man einen Blick auf den Mann auf dem Regiesessel, findet man dort Jimmy Hayward, der aus der Animationsfilm-Ecke kommt und zuvor gerade mal als Regisseur eines einzigen Films (Horton hört ein Hu) in Erscheinung trat.
Inwieweit Hayward für den lahmen Streifen mitverantwortlich ist, vermag ich nicht abschliessend zu sagen. Ich stelle mir jedoch vor, dass die Arbeit an computeranimierten Streifen durchaus etwas anders anläuft als an „Real-Filmen“. Man bedenke bloß den Part der Anweisungen an die Darsteller, der ja im Animations-Business quasi per Programmierung abläuft. Von dieser Seite aus betrachtet dürfte Hayward kaum die nötige Erfahrung gehabt haben um den Film über das vorliegende Maß hinaus ernsthaft zu gestalten.
Ob es nun an Haywards möglicherweise fehlender Erfahrung, seinem mangelnden Talent oder der Einflußnahme des Studios lag, jedenfalls hat man nicht unbedingt den Eindruck, dass die Regie die Mankos des Projekts erkannte und in der Lage war oder versucht hat diese positiv zu beeinflussen. Weitere Jimmy-Hayward-Filme dürften daher bis auf weiteres nicht zu befürchten sein.
Fazit: „Jonah Hex“ ist trotz seiner Kürze ein ziemlich wirrer und auch langweiliger Streifen geworden. Wenn man genau hinsieht, dann offenbart sich einem zwar war aus dem ganzen Projekt hätte werden können, doch davon kann man sich letztlich auch nichts kaufen..