kurz angerissen*
Eine Meta-Betrachtung des Mediums Film als willkürliche Abfolge von Ereignissen, Bildkompositionen, Kameraeinstellungen und Symbolzuweisungen, getarnt als zynische Horrorgroteske mit erhöhtem Absurditätsfaktor. Eine Gruppe von Darstellern steht ebenso wie eine Gruppe von Zuschauern mit einem Bein in der Filmhandlung, mit dem anderen außerhalb als Betrachter, was eine kritische Reflexion des eigenen Sachverhalts erlaubt und damit auch Tarantinoismen, die anderenfalls aufgesetzt wirken könnten.
Auch so erliegt „Rubber“ der unausweichlichen Ironie, seine Funktion als „Film über die Willkür im Film“ könnte viel zwingender sein, würde einer der Charaktere nicht genau jene Funktion in einem direkt an den Zuschauer gerichteten Referat ausführlich erläutern, wenngleich diese Szene zu den besten Momenten des Films gehört. Dann aber gelingt es Quentin Dupieux doch wieder, so viel Beliebigkeit in die Gestalt des killenden Reifens zu legen, dass schon dessen geometrische Form ein schreiender Hinweis darauf ist, dass hier lediglich Form und Funktion semiotisch miteinander zu verknüpfen sind, um primitive Genre-Anforderungen spielend zu erfüllen. Ob der Reifen nun vorwärts rollt oder rückwärts, für seine Gestalt macht es keinerlei Unterschied, und doch dreht er sich in einer Szene bedeutungsschwanger, um daraufhin einfach weiter seines Weges zu rollen. Ein Serienkiller hätte an dieser Stelle seine Machete gegen eine Axt getauscht.
Mit Spannung oder Thrill ist es daher nicht weit her; selbst die Akteure wollen vorzeitig ihre Zelte aufbrechen, weil sie sich der fehlenden Pointe ihres Handelns bewusst sind. Film ist eben doch nicht Leben, sondern sein spiegelverkehrtes Abbild: Jede Szene verlangt nach Bedeutung, um rechtfertigt werden zu können, doch welche Mittel angewendet werden, obliegt völlig der Willkür der Macher. Wohingegen das Leben selbst nicht der Willkür des Lebenden unterliegt, sondern ihn gnadenlos nach vorne treibt, selbst wenn ihm manchmal der Sinn zu fehlen scheint. In diesem Sinne ist „Rubber“ eine punktgenaue Dekonstruktion des Mechanismus Film und in jedem Fall, da verspricht das Plakat wohl kaum zu viel, einer der besten Killerreifenfilme, die man je sehen wird; ebenso, wie „Angriff der Killertomaten“ auf ewig einer der besten Killertomatenfilme aller Zeiten bleiben wird.
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