Irgendwo in der Wüste erhebt sich Robert aus dem Sand. Robert ist ein lebender Reifen, der mit Hilfe von psychokinetischen Kräften Dinge in seiner Umgebung zum Platzen bringen kann. Nachdem Robert ein wenig durch die Gegend gerollt ist und einige Kleintiere ins Jenseits befördert hat, sieht er eine attraktive junge Frau in einem Auto und rollt ihr hinterher. Es scheint als sei Robert verliebt und jeder, der seinen Weg kreuzt, findet sein blutiges Ende.
Von Rubber hatte ich im Vorfeld schon gehört, daß es eine völlig schräge Nummer sein sollte. Als das Ding dann tatsächlich vor einiger Zeit im Fernsehen lief (und dann noch auf ARTE!!!! Wahrscheinlich Themenabend: tödliche Kautschukprodukte), wurde es mal wieder Zeit die Record-Taste anzuwerfen.
Es ist aber wirklich so, in Worten ist Rubber kaum zu beschreiben. Ein dermaßen wüstes Sammelsurium an Ideen und gefilmten Mindfuck wird lange brauchen seinesgleichen zu suchen und wirft natürlich die Frage auf, ob Quentin Dupieux eine auf Erden gefahrene Muße der Innovation ist, oder einfach nur abgelaufene Medikamente geschluckt hat. Um mal darzustellen, wie er versucht die Gehirnwendungen des Zuschauers zu atomisieren, versuche ich einfach mal die erste Szene des Films zu schildern:
In der Wüste steht ein einsamer Hänfling vor einem guten Dutzend Holzstühlen rum, während er in seinen Händen haufenweise Ferngläser hält. Ein Wagen nähert sich, fährt im Slalom alle Stühle um, bevor aus dem Kofferraum der Sheriff steigt und einen langen Monolog über die Willkühr an sich und deren Gebrauch in bekannten Filmen. Danach steigt er wieder in den Kofferraum, die Gläser bekommt eine Gruppe Leute ausgehändigt, die dann anschließend als Zuschauer des eigentlichen Films fungiert, diesen gelegentlich MST3K mäßig zu kommentieren und am Ende selbst zu einem wichtigen Teil der Handlung zu werden.
In diesem Modus des gepflegten Wahnsinns geht es dann munter weiter, denn bisher kam der Reifen (er bekommt im Abspann sogar den Namen Robert) ja noch gar nicht vor. Dieser erhebt sich, warum auch immer, aus dem Wüstensand, und hat scheint es einen gepflegten Hass auf die ganze Welt. Das bekommen zunächst problemlos eine Plastikflasche und ein Skorpion zu spüren, aber als eine Glasflasche sich gegen Überrollen resistent widerspenstig zeigt, haut das Drehbuch den nächsten Geistesblitz heraus, nämlich telekinetische Fähigkeiten.
Ja, unser Autoreifen schaut im weiteren Verlauf nicht nur Fernsehen, duscht und trinkt, sondern kann auch durch Gedankenkonzentration nicht nur Hasen und Krähen zum Explodieren bringen, sondern auch menschliche Köpfe (und nur die Köpfe), was er in den 75 Minuten Laufzeit dann auch zahlreich praktiziert. Am Ende gerät er in einen Showdown mit einer Schaufensterpuppe, wird als Dreirad wiedergeboren und schreitet mit einer Armee an Reifen zur Zerstörung Hollywoods.
Die entscheidende Frage ist natürlich, lohnt es sich den ganzen Kappes anzuschauen? Selbst das kann man nur entschieden mit jein beantworten. Rubber hat einige wirklich lustige Szenen, aber bestimmt auch genau so viele, die einfach nur gaga sind. Ich finde man sollte ja generell Filme abseits der Norm ein wenig supporten und hatte eigentlich überwiegend Spaß, kann aber auf der Gegenseite jeden verstehen, der Rubber geschmacklos findet. Muß jeder für sich selbst entscheiden, ich kann da nur meine Methode empfehlen, erstmal aus der Glotze aufnehmen und antesten, die DVD kann man ja immer noch kaufen.
6/10