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Luther, 1. Staffel

Da blutet das Herz des Serienjunkies wenn man bedenkt, was für eine tolle Serie dies hätte werden können. Im Mittelpunkt John Luther, der herrlich knurrig bis verschroben den genauso mal gebrochenen wie exzessiv aufbrausenden Investigator mimt. Allein die Stimme nimmt ihn schon für sich ein wie etwa Dr. House, wenn man sich die Shows nur im Original anschauen würde. Zwar geht die Serie lang nicht so ins psychologische Profil der Figur wie beispielsweise Dexter, doch auch hier hält sich Crime und Drama in etwa die Waage. Weit entfernt also von der plotlastigen Mainstream-Krimikost a'la CSI oder Crimial Minds geht diese BBC Show weit über den Who-done-it hinaus. Wenngleich die Verbrechen Tv-alltäglich sind, Mord und Totschlag in allen Varianten halt, werden doch genügend Twists gestreut, um die Spannung jederzeit aufrecht zu erhalten. Der Pferdefuß der Serie ist jedoch die schrullige Idee des Erfinders, einen Teil der Episoden mit einer an Dämlichkeit kaum zu überbietenden Drosselung des Geschehens durch einen internen Ermittler Namens Schenk abzuwürgen. Einem völlig aufgesetzt wirkenden Narziss, dem es grundsätzlich gestattet wird, mitten in die heißeste Phase der Action mit zumeist völlig sinnentleerten Vorwürfen an Luther heranzutreten, die stets das Ende dessen Karriere herbeiläuten. Passiv unterstützt wird er dabei von Luthers Vogesetzten, die von allen Herzogin genannt wird, die sich nicht traut, den internen Ermittler auch nur einmal in die Schranken zu weisen. Beispielsweise gleich im Piloten, als Luther einen Serien-Kindermörder zu einem Geständnis zwingt, wärend dieser in luftiger Höhe über einem Abgrund baumelt. Zwar hat jener sich selber auf der Flucht in die Gefahr manövriert und Luther rettet ihn auch nicht vorm Absturz, warum auch, doch als der Killer aus dem Koma erwacht und Luther anzeigt, sehen die Macher nicht die Möglichkeit, dass hier wenigstens Aussage gegen Aussage stehen könnte, sondern konstruieren einen Subplot mit einer ansonsten klasse geschmiedeten Kriminellen, einer klassischen femme fatal, die Luther gegen dessen Willen unterstürzt, und nun besagten "Zeugen" ausschaltet. Shit bricks and fuck me, würde Deb Morgen wohl sagen. Prima dafür wieder Luthers Ex, die ihn privat auf Trab hält und nie weiß, ob sie Fisch oder Pferd sein will. Und auch hier investigiert die femme fatal mit Inbrunst, was ziemlichen Spaß bereitet. Jedenfalls bis zur Mitte der Staffel - wenn das Pferd nochmal neu aufgezäumt wird und einen gehörigen Zahn zulegt. Last not least einfach nur schade, dass Luther mit seinem Office, das gilt letztlich für all' seine allzu blassen Mitarbeiter, derartig baden geht. Besonders die Vorgesetzte hat wirklich nichts anderes zu tun, als ihn am - am teils durchaus grenzwertigen - Wirken zu hindern. Hier wäre mehr wirklich mehr gewesen. Es wirkt manchmal, als würde ein BBC Ermittler in einem Tatort oder Rtl-Krimi Set auftauchen. Insgesamt jedoch bietet Luther, ohne allerdings an BBC-Geniestreiche wie Cracker heranzureichen, gehobene bis intelligente Unterhaltung, auch nicht ganz ohne grafische Härten und ist allemal einen Look wert, zumindest was die erste Staffel betrifft.

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