Dom Cobb ist ein sogenannter Extraktor, der es genial versteht, Informationen aus dem Unterbewusstsein fremder Menschen zu entwenden. Und zwar im Traum. Aus diesem Grund ist Cobb zwar in der Welt der Industriespionage heiß begehrt, aber ebenso weltweit verfolgt. Mit seinem Team - darunter seinem Vertrauten Arthur, Eames, der sich um Täuschungen kümmert, der Architektin Ariadne, die Traumwelten erschafft und dem Apotheker Yusuf, der sich mit Substanzen auskennt, die Traumphasen einleiten - steht er nun vor seiner schwierigsten Aufgabe: Er soll nichts extrahieren, sondern jemandem eine Idee einpflanzen, eine sogenannte Inception - mit der Aussicht, dass er danach wieder in die USA einreisen und seine Kinder wiedersehen kann. Ein äußerst schwieriges Unterfangen, doch Cobb ist sich sicher, dass es möglich ist, verschiedene Bewusstseinsebenen zu durchdringen und die Aufgabe zu lösen. Wenn da nicht noch der Schatten seiner Vergangenheit wäre, seine große Liebe Mal.
Da hat Chris Nolan dem armen Zuschauer mal wieder einen vorgesetzt. Bis man bei Inception überhaupt eine vage Vorstellung hat, worum es eigentlich geht, ist die erste halbe Stunde locker rum. Zum Glück gibt es nach der Teamrekrutierung die Architektin Ariadne, bei der Cobb ihr und damit auch uns den Erklärbär geben kann. Der Film bietet insgesamt 140 Minuten komplexer Traumthematik und ein eigenes Universum mit Fachwörtern wie Kick, Limbus oder Extraction mit denen man sich erstmal anfreunden muß.
Zum nebenhergucken eignet sich Inception definitiv nicht, Nolan fordert ständige Aufmerksamtkeit auf seinen meist drei Erzählebenen, die sich dazu noch innerhalb der verschiedenen Traumwelten dermaßen verschachteln, das selbst der Gang zur Toilette einen aus dem Konzept bringt. Ständig wird zwischen Realität und Fiktion der Ball hin und hergespielt und besonders am Ende gibt Nolan noch einen drauf. Es geht simpel darum, ob ein Kreisel fällt oder sich auf ewig weiterdreht und grad als er zu wackeln scheint bricht der Film ab. Die Szene mag unwichtig klingen, soll aber letztlich klären, in welcher Ebene sich Cobb zum Schluß befindet. So darf sich jeder selbst eine Interpretation ausdenken, ohne wirklich eine Bestätigung zu erhalten, denn viele Wege sind möglich. Das Script wirkt dabei äußerst clever und in sich geschlossen. Von mir aus könnte der Script Oscar hier landen.
Hammermäßig und gigantös sind auch die zahlreichen Special Effects. Der CGI Rechner machte Überstunden und bringt sich verbiegende Städte, einen Güterzug der Autos auf offener Straße rammt und viele verrückte Szenen mit Schwerelosigkeit. Das Ganze zudem in einer Fülle und Qualität das es mich wirklich interessieren würde, wie hoch die Produktionskosten waren, mindestens 100 Mio aufwärts. Dazu kommen die guten Darsteller, bei denen sich auch in Kleinstrollen Choryphäen wie Michael Caine oder Tom Berenger verbergen. Gestört hat mich eigentlich nur das ständige Liebesgeblubber Cobbs und seiner Frau, das vielmals den Film aufhält, weil es zu häufig und zu lang präsentiert wird. Ansonsten aber bedenkenlose Empfehlung.
8/10