Vom Wesen des Traums...03.09.2010
Eines vorab: dem Film gebührt Beifall für zwei Dinge, zum einen für die recht innovative Grundidee, auf der man das Geschehen aufbaut, zum anderen aber auch für die technische Umsetzung, bei der man sieht, wofür das große Budget doch hat herhalten dürfen. Dennoch, der erwartete Überflieger ist der Film in meinen Augen nicht, auch wenn man fast überall Höchstwertungen und überschäumende Kritiken sehen und lesen muß. Möglicherweise ist dieser Beifall aber auch der Stagnation Hollywoods geschuldet, die es uns in den letzten Jahren schon schwer macht, einmal kein Remake oder Sequel zu sehen, sondern einfach nur eine recht neue Geschichte...obwohl, zusammengeklaut ist die hier auch, ein bißchen Dark City, ein bißchen Matrix, ein bißchen Ocean's Eleven...aber gut geklaut ist besser als schlecht erfunden, zumindest manchmal.
Wir begleiten einen Mann namens Cobb bei seinem Tagwerk. Zusammen mit einer kleinen Mannschaft hat er ein Verfahren perfektioniert, um Träume zu gestalten, daran teilzuhaben und dadurch Geheimnisse des Schlafenden auszuspähen. Cobb ist kriminell und darf nicht mehr in die USA einreisen, obwohl dort seine Kinderlein leben...also wird flugs ein letzter, großer Auftrag angenommen, bei dem es darum geht, das Verfahren der Gedankenspionage umzukehren und einem Menschen einen Gedanken einzupflanzen. Natürlich geht das nicht so einfach, denn das Unterbewußtsein des Schlafenden wehrt sich gegen Manipulation, aber wenn ein Mann ein Ziel hat...dann erreicht er es auch. Oder lebt er selbst nur in seinem eigenen Traum? Wir dürfen rätseln, denn so ganz aufgeklärt verläßt man den Kinosaal nicht...
Schön: mal wieder einen Film gesehen zu haben, nach dessen Ende man zunächst einfach mal die Klappe hält und dann später mit der Begleitung trefflich philosophieren und diskutieren kann. Weniger schön: das Überbordende, einfach nicht enden wollende Konstrukt, die Länge, der immer-noch-tollere-Einfall...ich möchte es mal den King-Kong - Effekt nennen, denn als Betrachter ist man irgendwann ob des Bombasts, der teils aktuell hektischen Schnittechnik und des x-sten Traum im Traums einfach ermattet in den Sitz gepreßt. Natürlich ist die Effektmaschine hier auf Hochtouren im Einsatz, aber irgendwann verliert man die anfängliche Begeisterung, zumal die Liebesgeschichte den Streifen noch zusätzlich ausbremst und unnötig in die Länge zieht. Der eine oder andere mag hier "Meisterwerk" rufen, ich sehe eher einen gelungenen, weitgehend erwachsenen modernen Actionfilm, der allerdings von allem eine Prise zuviel ist...7/10.