Nach einer Indie-Regisseuse und einem Komikerfahrenen sollte mit David Slade ein Horror- und Thrillerhandwerker das Regiezepter im Hause „Twilight“ schwingen.
Slade hat dabei den nicht Vorteil auch auf schreiberisch besseres Ausgangsmaterial als die beiden Vorgänger bauen zu können, denn „Eclipse“ leistet sich tatsächlich einen durchgezogenen Mainplot, dessen Prämisse gleich in der überraschend düsteren Eingangssequenz aufgebaut wird: Da wird ein Jungmann in einem Hafengebiet von einem Vampir gerissen – wie wir später erfahren ist dies der Anfang vom Aufbau einer Vampirarmee, die Victoria (Bryce Dallas Howard) zusammenstellt, da sie immer noch ob ihres gemeuchelten Gefährten schmollt.
Noch wissen Bella Swan (Kristen Stewart) und Edward Cullen (Robert Pattinson), das Mensch-Vampir-Paar der Reihe, nix davon und bereiten erst einmal Bellas Hochzeit/Gebissenwerden/Defloration vor, während Rivale und Wannabe-Loverboy Jacob Black (Taylor Lautner) emsig schmollt und sich in den Kreis seiner Werwolf-Bros zurückzieht. Da wird noch ein letztes Mal die Mutter besucht, da wird über die Gefühle geredet Vater Charlie (Billy Burke) zugunsten des Vampirlebens zu verlassen, aber „Eclipse“ fällt positiv durch reduziertes Puritanergewäsch und den Verzicht auf peinliche „Romeo und Julia“-Metaphern auf.
Doch dann kommt die Nachricht, dass Victorias Horde von Nachwuchsvampiren im Anrücken ist, die das beschauliche Bergdorf einfach überrennen würden. Die Cullens entscheiden sich zu kämpfen, wären alleine aber zu schwach. Nur der Werwolfclan könnte helfen…
Man sollte angesichts von „Eclipse“ nicht allzu euphorisch werden, denn bloß weil überhaupt ein Plot da ist, ist dieser weder besonders gehaltvoll oder komplex, bestenfalls kleine Randgeschichten wie z.B. die rätselhafte Frage nach dem Grad, zu dem Vampiroberen in die Sache verwickelt sind, bieten da noch ein wenig Komplexität, aber sonst ist das nicht viel: Man paktiert, trainiert für die Endschlacht und haut im Finale dann erwartungsgemäß viele Bösvampire zu Klump, aus die Maus.
Das Feindvolk zerbröselt beim Exitus porzellangleich, was natürlich für eine Nichtgefährdung der Jugendfreigabe sorgt, aber es sieht doch recht stylisch aus, keine Frage. Noch dazu ist das Nahkampftraining der Cullens überraschend dynamisch choreographiert, die Endschlacht kann da nicht ganz mithalten, hat aber immer noch saubere Teenaction zu bieten. Doch ganz klar: Gemetzel steht hier wie schon bei den Vorgängern hinten an, viel wichtiger ist der Grad an Romanze und Herzschmerz, der es an den jugendlichen Geldbeutel zu bringen gilt.
Da bleibt „Eclipse“ erwartungsgemäß blass, denn ein Rivale, der von vornherein keiner ist, der ist einfach unnötig. Insofern kann man die Dreiecksgeschichte, die keine ist, eigentlich schnell wieder vergessen, doch das Drehbuch reduziert sie angenehm und hat sogar ironischen Umgang mit der Materie parat: Wenn Bella, Edward und Jacob sich in einem Zelt verstecken und die schwer frierende Bella Wärme braucht, die ihr Edward nicht geben kann (weil untot und so), Jacob aber schon und der dann sein Shirt mit dem Worten „Let’s face it. I’m hotter than you.“ abnimmt, dann ist das durchaus lustig. Tatsächlich lassen sich in „Eclipse“ immer wieder kleine ironische Brechungen finden, die den beiden Vorgängern so schmerzlich fehlten.
Vor allem aber schön ist die Tatsache, dass viele der Nebenfiguren Profil gewinnen. Einige Bekannte werden zwar arg vernachlässigt (weder Bellas Vater noch ihre menschlichen Freunde haben dieses Mal wirklich was beizusteuern), doch gerade die Cullens bekommen mehr Profil verpasst: Die Rückblenden, die das Vampirleben und vor allem die Vampirwerdung einiger Mitglieder der Familie beleuchten, geben den Figuren Fallhöhe, statten sie mit Background aus, der in seinen besten Momenten tatsächlich an „Interview mit einem Vampir“ erinnert, und sind dazu noch durch ihren Historienfilmcharakter eine optische Abwechslung.
Schauspielerisch kann über „Eclipse“ das Gleiche wie über seine Vorgänger sagen: Holzgesicht Robert Pattinson und Holzgesicht Taylor Lautner zeigen ungefähr genauso viel Ausstrahlung wie ein frisch angemalter Gartenzaun, während sich Kristen Stewart in der Hauptrolle erneut Mühe gibt für darstellerische Klasse zu sorgen. Billy Burke und Anna Kendrick, zwei der stärksten Castmitglieder, sind leider kaum gefordert, dafür haben Peter Facinelli, Ashley Greene und die restlichen Darsteller der Cullen-Family genug Raum mit Spielfreude gegen die beiden blassen Male Leads anzuperformen.
Großes Kino mag auch der dritte „Twilight“-Anlauf nicht geworden sein, aber das Vorhandensein von Plot, die ironischere und erwachsenere Inszenierung des Treibens weiß zu gefallen, ebenso die Mehrinformationen über einzelne Cullens. Sicher, die männlichen Hauptdarsteller haben immer noch wenig drauf, komplexe Geschichten sehen anders aus und echte Romantik ebenso, aber kurzweilig und der bisher beste „Twilight“-Film ist „Eclipse“ aber allemal.