Scott Pilgrim und die Beziehungsprobleme: Hin und her gerissen zwischen dem Schmerz einer verlorenen Liebe, dem kurzzeitigen Glücksgefühl einer neuen Beziehung zu einer allerdings etwas jungen Frau und der Begegnung mit seiner großen Liebe, versucht der junge Mann, sein Leben auf die Reihe zu kriegen. Seine chaotischen Bandmitglieder-Freunde, sein schwuler Mitbewohner und seine dominante Schwester sind da nur bedingt Hilfe. Und die Herausforderungen seiner neuen Liebe hören damit, dass er sich von seiner aktuellen Freundin trennen muss, bei weitem nicht auf...
„Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt" dürfte so ziemlich die durchgeknallteste, schrillste und originellste Comicverfilmung seiner Dekade sein. Mit irrem Tempo, viel Liebe fürs Detail und ganz viel Retro-Charme entwirft Regisseur Edgar Wright eine Welt, die anfangs wie die unsere aussieht, in der aber bald übernatürliche Ereignisse wie das Auftauchen von sieben teuflischen Ex-Lovern, die Scott besiegen muss, von allen Anwesenden als etwas seltsam, aber insgesamt durchaus okay akzeptiert werden. Diese Welt verbindet dabei perfekt die Comic-Ästhetik (schreiend aufeinander zurasende Gegner, die per Split-Screen beide gezeigt werden und deren Geschwindigkeit durch rasende Hintergrundlinien angedeutet wird; permanent aufploppende Schrifteinblendungen aller möglichen Geräusche, etc.) mit der Darstellung altmodischer Computerspiele. Auch wenn die Figuren Handys haben, sieht hier vieles nach 80ern aus: Spielhallen-Games, aufspringende Punktzahlen bei besiegten Gegnern, tiefsinnige Gespräche über Pac-Man. Die teils schrille 80er-Nostalgie, die später Netflix in zahlreichen Produktionen perfektionieren sollte, sorgt schon hier für so manches warme Feeling.
Als Zuschauer muss man sich allerdings durchaus konzentrieren, um all die Details und Anspielungen überhaupt wahrzunehmen. Mit einem irrsinnigen Tempo rast der Film durch seine Story, bringt absurde Gags, krachende Rock-Musik, ironische Dialoge im Minuten- bis Sekundentakt und explodiert in den Kampfszenen schließlich völlig. Dem Zuschauer wird kaum mal eine Minute zum Verschnaufen gegönnt - selbst auf einem Weg durch eine Gasse kann es zu einer seltsamen Begegnung kommen. Die Figuren, allen voran natürlich die teuflischen Ex-Lover, zeichnen sich dabei durch hemmungslos übertriebene Stilisierung und irrwitziges Overacting aus. So schrill und rasant hat man wirklich selten Filmgegner aufploppen, kämpfen und verschwinden sehen. Mit Figurencharakterisierung hat diese Comic-Action weiß Gott nichts zu tun (hier wird mehr Wert auf bunte Frisuren und Outfits gelegt), dennoch machen die Darsteller ihre Sache gut, verleihen ihren Figuren viel Witz, Charme und durchgeknallte Sympathie. Zugegeben, gegen Ende ziehen sich die doch irgendwie immer gleichen und einen Hauch zu rasant und wild geschnittenen Kämpfe ein wenig in die Länge. Aber insgesamt macht diese irrsinnige Realitätsverschiebung richtig Spaß.
Vor allem, weil die verrückte Story durchaus hintersinnig ist. Man kann vieles in diesem Film als Metapher auf emotionale Probleme und Vergangenheitsbewältigung lesen; auch reifen einige Figuren im Laufe der Handlung. Und so schrill die Gags auch werden, bleiben sie doch stets human, ohne politisch korrekt zu sein - wenn etwa der schwule Mitbewohner oder ein Ex-Lover, dessen Veganismus ihm Superkräfte verleiht, für Gags herhalten, sind sie niemals plumpe Objekte dieses Humors. Viel mehr macht sich der Film immer wieder über absurde Auswüchse übertriebener politischer Korrektheit lustig - am besten vielleicht in Form der Veganer-Polizei, die dem Ex wegen wiederholten Milch- und Fleischkonsums seine Kräfte abnimmt.
„Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt" dürfte Comic- und 80er-Computerspiel-Freunde mit vielen nerdigen Gags, schriller Ausstattung, einem klasse Rock-Soundtrack, enorm hohem Tempo und einer in all diesem Chaos doch irgendwie romantischen Story gefallen. Auch kann man hier so manche Aktrice bewundern, die später noch ganz groß in Hollywood rauskommen sollte. Und nicht zuletzt liefert der Film gleich zu Beginn einen der coolsten Oneliner, die es jemals aus einem Film ins kollektive Gedächtnis geschafft haben: „If your life had a face, I would punch it!"