Die Generation PlayStation probt den beziehungstechnischen Neustart
"Scott Pilgrim vs. the World" wird viel zu oft übergangen, geht es um die besten Comicverfilmungen ever. Das tut im Herzen weh, wenn man Edgar Wrights nerdigen Overkill voller Charme und Kreativität so sehr mag wie ich. Mögen ist sogar noch untertrieben. Vielleicht ist dieser überdrehte Kampf gegen die Ex-Freunde Ramona Flowers sogar mein Liebling von Wright. Er liegt jedenfalls gut im Rennen. Erzählt wird (ohne richtig große Abweichungen) entlang der Graphic Novelle, die man ebenfalls jedem ans Herz legen kann: der junge Nerd Scott Pilgrim verknallt sich in die bunthaarige Ramona Flowers und zügig greifen ihn die 7 Ex-Verflossenen seiner neuen Flamme an - da muss der schüchterne Beinahe-Rockstar ganz schön zuhauen, um gegen diese übermächtigen Gestalten zu punkten...
Von Videospielen über Rockmusik bis zu glitzerndem Coming-of-Age-Herzschmerz - "Scott Pilgrim vs. the World" ist so viel mehr als nur ein optischer Roundhouse-Kick. Er ist die Verfilmung des Lebensgefühls einer verlorenen, verpixelten Generation. Kaum ein Film lässt sich öfters gucken und bleibt dabei frisch. Nicht, dass man dies von einem Edgar Wright-Film nicht erwarten würde. Doch "Scott Pilgrim vs. the World" sticht aus dessen erhabenem Oeuvre nochmal heraus. Frech, bunt, laut, schrill. Und das alles im positivsten Sinne. Man könnte meinen Scotts Liebeskampf könnte schnell auf die Nerven gehen - doch dem ist nicht so. Selbst nach einem halben Dutzend Sichtungen. Es gibt in jeder Ecke des Bildes etwas zu entdecken, es gibt in jedem Dialog genug zum Schmunzeln, es gibt Easter Eggs en masse und der Spaß steigt exponenziell. Noch nie zuvor wurde die Unsicherheit eines nerdigen jungen Mannes derart explosiv und sprudelnd auf die Leinwand gezaubert.
Fazit: optisch ein Overkill, inhaltlich wahrhaftiger als man meint. Der lange Zeit unverfilmbar geltende Comic wurde ideal besetzt, auf dem Regiestuhl wie vor der Kamera. Die Seiten erwachen zum Leben und Edgar Wright lässt endgültig den Geek in sich raus. "Scott Pilgrim..." kann viel, muss dies aber trotz seiner Lautstärke keinem beweisen. Er tut es einfach. Intuitiv und einfallsreich as f*ck. Rockt!