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Film ist nicht nur Unterhaltung. Film ist bzw. kann auch noch viel mehr sein. Ein Spiegelbild der Gesellschaft, eine kulturelle Zugehörigkeit oder auch versteckte bis hin zu offensichtlicher Kritik an Gesellschaften oder Systemen vermögen Filme ebenso zu transportieren wie gute Unterhaltung. Damit bietet der Film als Medium dem Zuschauer ein breites Spektrum an möglichen Inhalten an. Manchmal verkennt der Zuschauende (oft auf Grund mangelnden Intellekts) die meist leisen Zwischentöne, neben der reinen Unterhaltung, die einen Film zu mehr machen, als er vordergründig zu sein scheint.

Bei "Scott Pilgrim VS. The World" entfallen diese leisen Zwischentöne, hier wird aufgetischt, was die Computerspielgeneration, die Dragonball-Gucker und die Comicstripleser niemals erwartet hätten in einem Film zu sehen. Jedenfalls nicht in dieser konsequenten und illustren Form von grafischen Extras und Konsolenspieloptikdesigns. "Pow", "Tchok", "ZAK" und "RRRinngg" - das kommt vielleicht dem einen oder anderen noch aus den humorigen Batmanstreifen der "Frühzeit" bekannt vor. Gegner die zu Coints zerfallen und Lebensenergiebalken, sowie Level-Ups sind dieser damaligen Batmangeneration dann schon eher unbekannt, jedoch Teil der Popkultur - unserer Kulter der letzten 20 (vielleicht 25) Jahre.

Nett, wenn sichs getraut wird diese Attribute in einen Film einzubauen. Macht schließlich was her - rein optisch. Gibt auch Anlass zu manchem humorvollen Einfall. Aber reicht das? Reicht es diese vordergründig eingebaute Zutat der Zockerkultur in einen Film zu verweben und dann ists gut?

Scott Pilgrim vergisst als Film leider die Hauptzutat, nämlich mittels einer guten und interessanten Story zu unterhalten. Am besten dazu auch noch geschliffene Dialoge zu verwenden und als Komödie, dem Genre zu dem sich dieser Film nun einmal zählen will, auch witzig zu sein. In all diesen Belangen versagt der Streifen - mal mehr, mal weniger.

Die Story ist murks und breitgetreten. Ich möchte gar von unnötigem Auswalzen zwecks Integration möglichst vieler optischer Schauwerte sprechen. "Voran, voran" - möchte man der zähen Geschichte entgegenschreien. Viel kommt echt nicht dabei rum. Zwei Gegner weniger und 20 bis 30 Minuten weniger hättens besser getan.

Der Humor: naja, wer Judd Apatow Komödien mag, der wird auch hier auf seine Kosten kommen. Ein Humor der zwar keine Zoten und Fäkelwitz bietet, aber der einfach nicht so intelligent und skurril ist, wie er es vorgibt zu sein. Ich habe meine Probleme mit diesem typischen, lahmen Wortwitz der letzten Jahre. Trocken und zäh, da reicht es bei mir meist nur zum müden Lächeln. Wer aber Sätze wie "Das erste Album ist sehr viel besser als das erste Album." witzig findet (stellvertretend von mir ausgesucht zur Repräsentation eines Großteils des Filmhumors), der .... nunja.

Die Mängel bei der Unterhaltung des Zuschauers sind einfach zu
gravierend. Da reicht dieses ganze TamTam und die witzig-sein-sollenden
Skurrilitäten einfach nicht aus.


Das Ende (Final Fight und alles danach) enttäuscht irgendwie in allen belangen. Wie hier die Liebesgeschichte (letztenendes ist der Film eine Liebesschnulze) zu einem Ende gebracht wird, ist unglaubwürdig und unbefriedigend.

Fazit:
Meist lahmer Schmunzelhumor in ebenso lahmer Story, die eigentlich nur daraus besteht, konsolenspielartige Fights mit aller dabei nötigen Optik zu inszenieren um damit einen Film für die Generation 2.0 zu erschaffen. Das alles gibt sich wahnsinnig innovativ - ist es zum Teil auch. Aber die Innovation trägt einfach keinen ganzen Film - und schon gar nicht einen von fast 2 Stunden Laufzeit.
Ich war froh als der Film beendet war und ein zweites Mal brauche ich ihn mir nicht anschauen.

5 von 10

Großes Highlight des gesamten Streifens: der Veganer und sein Spruch zum Quark im Hirn und das Allerbeste: das Auftauchen der Veganerpolizei (das nenn ich mal einen der besten Cameos der letzten Jahre).

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