Review

"Fargo" ist ein Film, dessen Reputation eventuell falsche Erwartungen schürt. Wenn die Allgemeinheit von sieben Oscarnominierungen hört, erwartet sie einen eingängigen und meist genretypischen Film.
Wenn ich von sieben Oscarnominierungen höre, frage ich mich, wie scheiße denn wohl dieser FIlm sein muss. Immerhin ist dieser Oscar ein Preis, der Hitchcock als Regisseur vorenthalten blieb (Was für eine Farce!!!), aber für Filme wie "Titanic", "Der Soldat James Ryan" oder auch "Herr der Ringe" im Sparpaket verliehen wurde. Allesamt Filme, die den unintelligenten und schmierigen Teil des Kinos repräsentieren.Schlimmer sind nur Musicals! Oder Musicalverfilmungen wie "Chicago" (Oscar als bester Film 2003!!!).

Nun, "Fargo" ist ein Film, der zwar in Bezug auf das Goldmännchen einiges an Aufmerksamkeit erregte, aber darüber hinaus tatsächlich sensationell gut ist. Vielleicht sind bei dieser ominösen Academy aber auch in unregelmäßigen Abständen die Urteilenden manchmal bei Bewusstsein und Trost.

Was die Coen-Brüder mit "Fargo" geschaffen haben, ist ein eigentlich sehr klein wirkender Film, der Versatzstücke aus dem Krimi- und Thrillergenre mit dem handelsübilchen Drama vermischt und ein bisschen Soap und Humor als Topping drüberschüttet. In aller Gemächlichkeit wird die Geschichte um Verzweiflung und Niederträchtigkeit dargeboten, wobei sich die Macher stark am Lokalkolorit Minnesotas orientiert haben sollen. Da ich dort nie gewesen bin, kann ich das nicht nachvollziehen, aber diese permanente Freundlichkeit, die einige Figuren schon in die Nähe zur geistigen Behinderung rückt, soll angeblich typisch für die Region sein.

Vor dem Hintergrund der verschneiten Einöde Nordamerikas entwickelt sich dann eine tragische Geschichte, die durch ihre skurrilen Figuren eine ganz bestimmte Art von Humor entfaltet, der letztlich den Film trägt. Wenn man also keinen Sinn für diesen bestimmten Humor hat, wird einem der Film wohl kaum gefallen.

Schauspielerisch gibt es nun wirklich nichts zu meckern. Frances McDormand als schwangere Polizistin, Steve Buscemi als schmieriger Kleingangster, Peter Stormare als schweigender Psychopath - die Charaktere und ihre Darsteller sind tatsächlich perfekt ausgewählt. Besonders hervorheben muss man William H. Macy, der seine Rolle so perfekt ausfüllt, dass ich bei seinem Gesicht nicht  mehr an den Schauspielernamen, sondern an den Rollennamen denke: In diesem oder jenem Film spielt Jerry Lundegard mit!

Die Charaktere ermöglichen eine fein abgestimmte Situationskomik zwischen den Figuren, die niemals mit der Brechstange dargeboten wird. Die kleinen Gesten, Formulierungen und Mimiken schaffen diese unglaublich dichte Atmosphäre, in der ich mich immer wieder heimisch fühle. Auch die Nebenrollen sind ... irgendwie schräg. Wenn man sich die Gesichtsakrobatik der Hostess im Dialog mit Steve Buscemi mal in Zeitlupe anschauen möchte: Ganz große Kunst!

Ein Vorteil der Coen-Brüder ist es, dass sie durch diese unglaublich dichten Atmosphären in ihren Filmen und ihre geschickte und virulente Art des Erzählens selbst die flachsten und blödesten Witze oder Situationen einbauen können, ohne dass diese eben flach oder blöde wirken!. Ich nenne dies das "Monty-Python-Phänomen". Teils sehr alberner Humor, der doch irgendwie immer einen intellektuellen Anspruch zu haben scheint, warum auch immer. Eine meiner Lieblingsszenen ist die, in der die Gangster mit Skimasken und Brecheisen zur Entführung anrücken und erstmal mit der Nase an der Scheibe durch die getönte Terrassentür schauen, ob das Opfer überhaupt zuhause ist, wobei sie von dem sich wundernden Opfer beobachtet werden. Dieser trockene und eher leise Humor lässt einen vielleicht nie laut losbrüllen vor Lachen, aber über den gesamten Film hat man so ein leichtes Dauergrinsen im Gesicht.

Fazit:

"Fargo" ist ein wirklich sehr empfehlenswerter Film mit großartigen Schauspielern und interessanten Figuren, die sich durch eine teilweise sehr spannende Geschichte bewegen. Der Humor ist mal leise, mal schwarz wie die Nacht, aber immer gegenwärtig. Die Erzählweise ist sehr gut austariert und schafft eine sehr dichte Atmosphäre, die den doch sehr ruhigen Film niemals langweilig werden lässt und auch zu mehrmaligem Sehen einlädt. EIn sehr guter Film!

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